Messer werden im Rems-Murr-Kreis immer öfter als Waffe eingesetzt

327 Straftaten mit einem Messer wurden im Jahr 2022 verübt. Trotzdem sei die Lage nicht so schlimm, wie von vielen vermutet, so die Polizei.

Symbolfoto: Unsplash/Markus Spiske

Symbolfoto: Unsplash/Markus Spiske

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Mal ist es bei einem Raubüberfall, mal im Streit zwischen Bekannten: Immer wieder kommen bei Straftaten Messer zum Einsatz. Als Tatwaffe seien sie laut Polizei außerordentlich gefährlich, sie können problemlos besorgt und verdeckt am Körper getragen werden. Deshalb werden in der Kriminalitätsstatistik 2022 des Polizeipräsidiums Aalen Straftaten mit Messern und Messerangriffe seit einigen Jahren separat erfasst.

Diese Statistik zeigt, dass die Anzahl der Straftaten, bei denen ein Messer Verwendung fand, im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 28,4 Prozent gestiegen ist. Mit 569 Fällen im Bereich des Polizeipräsidiums Aalen liegt diese Zahl auf dem höchsten Wert im Fünfjahresvergleich. Die meisten Taten haben sich im Rems-Murr-Kreis abgespielt, hier wurden im vergangenen Jahr 327 Straftaten mit einem Messer als Tatmittel erfasst.

110 Messerangriffe im Rems-Murr-Kreis

Von diesen 327 Straftaten waren 110 Messerangriffe. Damit werden Tathandlungen beschrieben, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder tatsächlich ausgeführt wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 hatte die Polizei im Rems-Murr-Kreis 83 Messerangriffe registriert. Im Jahr 2021 waren es 74 Fälle dieser Art. Damit entspricht der Rems-Murr-Kreis einem landesweiten Trend; hier stieg die Anzahl der gefährlichen Messerangriffe auf einen Höchstwert von 2727 (ein Plus von fast 28 Prozent).

Von den 110 registrierten Messerangriffen, die im vergangenen Jahr im Rems-Murr-Kreis verübt wurden, passierten laut der Kriminalstatistik 37 im öffentlichen Raum. Das entspricht einer Steigerungsrate von rund 76 Prozent. Allerdings sei zu beachten, dass die Ausgangszahl hier vergleichsweise niedrig war, ordnet Reiner Möller, Chef des Polizeipräsidiums, ein. Die Polizei erfasst die Messerangriffe im öffentlichen Raum nämlich erst seit 2020, die Jahre danach waren durch Corona von einer geringeren Kriminalitätszahl geprägt, besonders im öffentlich Raum, da dieser durch die Coronaregeln zum Teil ja stark eingeschränkt war. Messerangriffe erfolgten überwiegend im Zusammenhang mit Raubdelikten auf Straßen, Wegen oder Plätzen sowie bei Tötungs-, Körperverletzungs- und Bedrohungsdelikten.

„Das wird in der Öffentlichkeit als große Bedrohung wahrgenommen“

Das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung nehme nach solchen Messerattacken im öffentlichen Raum erheblichen Schaden. „Das wird in der Öffentlichkeit als große Bedrohung wahrgenommen“, sagt Möller und beruhigt gleichzeitig: „Das subjektive und das objektive Sicherheitsgefühl gehen hier aber stark auseinander, die Lage ist lange nicht so schlimm, wie viele Menschen es annehmen“, sagt der Chef des Polizeipräsidiums. „Wir haben zwar diese Delikte, aber sie bewegen sich auf einem niedrigen Niveau.“

In Stuttgart wird das Thema seit einiger Zeit intensiv diskutiert, die Stadtverwaltung hat seit Februar sogar eine Verordnung für eine Waffenverbotszone in der Innenstadt erlassen. Die Idee kam von der Polizei Stuttgart, die eine starke Zunahme von Messerangriffen beobachtete: allein 1048 von März 2021 bis März 2022. Rund ein Viertel dieser Straftaten wurde in der Stuttgarter Innenstadt verübt.

Ein Großteil der Taten kann aufgeklärt werden

Die Vertreter des Polizeipräsidiums Aalen sehen für den Rems-Murr-Kreis aber noch keinen Handlungsbedarf in diesem Bereich. Zwar werde im Rems-Murr-Kreis deutlich häufiger ein Messerangriff registriert als zum Beispiel im Ostalbkreis und im Landkreis Schwäbisch Hall, allerdings liege das nur am Ballungsraum. Auch bei vielen anderen Straftaten liegen die Zahlen im Rems-Murr-Kreis höher als in den anderen vom Polizeipräsidium Aalen betreuten Landkreisen. Für eine Waffenverbotszone wie in der Stuttgarter Innenstadt gebe es aber im Kreis trotzdem noch keine Gründe, meint Möller. „Wir haben bisher keine Brennpunkte, die das erforderlich machen würden.“ Stattdessen seien die Messerangriffe auf ein weites Gebiet verteilt.

Das Positive: Ein Großteil der Taten könne aufgeklärt werden. Bei Messerangriffen im öffentlichen Raum liegt die Aufklärungsquote bei über 91 Prozent, bei Straftaten mit Messern liegt sie bei fast 73 Prozent. Dabei ergibt sich, dass die meisten Tatverdächtigen männlich waren (86,7 Prozent), ein Großteil war erwachsen. Aber auch acht Kinder und 19 Jugendliche verübten einen Messerangriff.

Zum Artikel

Erstellt:
13. April 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen