Rhein und Elbe besonders betroffen

Mikroplastik-Verschmutzung europäischer Flüsse ist „alarmierend“

Verschmutzung von Elbe bis Seine: Der Zustand zahlreicher europäischer Gewässer ist aktuellen Studien zufolge wegen schädlicher Mikroplastik-Partikel besorgniserregend.

Mikroplastik ist allgegenwärtig. In den entlegensten Regionen der Erde finden sich die Partikel genauso wie im menschlichen Körper. Sie gelangen auf den unterschiedlichsten Wegen dorthin – etwa über die Atmung oder die Nahrungsaufnahme.

© Imago/Zoonar

Mikroplastik ist allgegenwärtig. In den entlegensten Regionen der Erde finden sich die Partikel genauso wie im menschlichen Körper. Sie gelangen auf den unterschiedlichsten Wegen dorthin – etwa über die Atmung oder die Nahrungsaufnahme.

Von Markus Brauer/AFP

Sie sind winzig, aber schädlich für Mensch und Umwelt: Mikroplastik-Partikel verschmutzen neuen Untersuchungen zufolge große europäische Flüsse wie den Rhein, die Elbe und die Seine in einem besorgniserregenden Ausmaß.

Die Belastung mit Mikroplastik sei „alarmierend“, heißt es in 14 Studien der Tara Foundation, die zeitgleich in der Zeitschrift „Environmental Science and Pollution Research“ veröffentlicht wurden. Das Mikroplastik gerät unter anderem durch die Nutzung von Plastikflaschen und das Waschen von Kunstfaser-Kleidung in die Gewässer.

"Alarming" levels of microplastic have been found in major rivers across Europe according to scientists in 14 studies published simultaneously Monday. https://t.co/SswCkXdGsGpic.twitter.com/Q0ALZ7HtPK — AFP News Agency (@AFP) April 7, 2025

Neun europäische Flüsse im Fokus – darunter Elbe und Rhein

Grundlage für die Studien waren Wasserproben aus neun europäischen Flüssen von deren Mündung bis zurück zur ersten großen Stadt am Flussufer. Die Proben wurden von Chemikern, Biologen und Physikern aus 19 Forschungslabors analysiert.

Zu den untersuchten Gewässern gehörten die durch Deutschland fließenden Flüsse Elbe und Rhein, der spanische Fluss Ebro, die französischen Flüsse Garonne, Loire, Rhône und die durch Paris fließende Seine sowie die Themse in Großbritannien und der Tiber in Italien. „Die Verschmutzung findet sich in allen europäischen Flüssen“, bilanziert der Forschungsleiter für Ökotoxikologie für Wasserlebewesen des französischen Forschungsinstituts CNRS, Jean-François Ghiglione.

Waschen, Reifenabrieb, Kosmetik, Granulat

„Mikroplastikteile sind kleiner als ein Reiskorn“, erläutert die CNRS-Physikochemikerin Alexendra Ter Halle. Sie sind kleiner als fünf Millimeter, die kleinsten sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. In den Wasserkreislauf gelangen sie etwa durch das Waschen von Kleidung aus synthetischen Materialien, durch den Abrieb von Autoreifen auf der Straße, aber auch durch Kosmetik oder die Nutzung von Plastikgranulat durch die Industrie.

Insgesamt beträgt die Mikroplastik-Belastung in den neun untersuchten Flüssen laut den Messungen durchschnittlich drei Partikel pro Kubikmeter Wasser. Damit ist die Mikroplastik-Belastung in diesen Flüssen weitaus niedriger als in den zehn am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt wie Mekong, Nil und Ganges, wo die Verschmutzung bei 40 Mikroplastik-Partikeln pro Kubikmeter liegt.

Wenn aber die Durchflussmengen berücksichtigt werde, werde das Ausmaß der jeweiligen Verschmutzung deutlich, hebt Ghiglione hervor. So gebe es „in Valence in der Rhône eine Durchflussmenge von 1000 Kubikmetern pro Sekunde“ und dies bedeute „3000 Plastikpartikel pro Sekunde“. In der Seine seien es immerhin 900 Partikel pro Sekunde.

Mikroskopisch kleine Partikel besonders gefährlich

Die Wissenschaftler stießen bei ihren Untersuchungen zudem auf ein „überraschendes“ Ergebnis: Größer als die Masse an sichtbaren Mikroplastik-Partikeln sei die Masse der Kleinstpartikel.

Insbesondere diese mikroskopisch kleinen Partikel seien aber besonders gefährlich. Denn während die größeren Plastikpartikel an der Oberfläche schwömmen, verteilten sich die winzigen Partikel über alle Wasserschichten des Flusses und würden von vielen Tieren und Organismen aufgenommen.

Unerwartet war laut den Studienautoren außerdem der Befund, dass es sich bei einem Viertel des gefundenen Mikroplastiks in den französischen Flüssen nicht um Abfall, sondern um Plastikrohstoff der Industrie handele.

EU plant Gesetz für Mikroplastik-Umgang

In Brüssel laufen derzeit Verhandlungen für ein EU-Gesetz, das Unternehmen strengere Regeln für den Umgang mit Mikroplastik vorschreiben soll. Ab einer gewissen Größe sollen sie den Entwürfen zufolge sicherstellen, dass Kunststoffgranulat aus ihrer Produktion nicht in die Natur gelangt.

Passiert das doch, sollen die Firmen für die Säuberungsarbeiten zahlen. Bei den Verhandlungen zwischen dem Europaparlament und den EU-Mitgliedsländern über das Gesetz soll am Dienstag (8. April) die nächste und womöglich letzte Runde stattfinden.

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Erstellt:
7. April 2025, 15:48 Uhr

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