Mislintats Signal: Sportdirektor setzt VfB unter Druck
dpa/lsw Stuttgart. Deutlicher hätte seine Botschaft kaum ausfallen können. Mitten in der Suche nach einem neuen Sportvorstand für den VfB Stuttgart warnt Sportdirektor Mislinat indirekt vor einer falschen Entscheidung. Und er wünscht sich mehr Geld für die Kaderplanung.
Diese Aussagen dürften der Führungsetage des VfB Stuttgart um Aufsichtsratsboss Claus Vogt überhaupt nicht gefallen. Während Vogt nach einem neuen Sportvorstand für den Fußball-Bundesligisten sucht, setzt Sportdirektor Sven Mislintat den 52-Jährigen nun gewaltig unter Druck. Mislintat wünscht sich im Interview der „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ eine interne Lösung und zeitnah den schon lange gesuchten neuen Investoren. Ansonsten sieht der 49-Jährige den unter dem scheidenden Vorstandsboss Thomas Hitzlsperger eingeschlagenen VfB-Weg als gefährdet an.
„Ob und wie sich das Projekt Junge Wilde 2.0 nach Thomas’ Rückzug entwickeln wird, hängt in erster Linie von den Personalentscheidungen ab“, machte Mislintat deutlich. Er hätte auch schon eine aus seiner Sicht ideale Lösung parat: Ginge es nach ihm, sollte entweder er selbst, Nachwuchsdirektor Thomas Krücken oder Organisationsdirektor Markus Rüdt im nächsten Jahr Sportvorstand werden.
„Ich sehe unseren sportlichen Weg am besten vertreten und seine Fortsetzung gewährleistet, wenn jemand aus unserer Gruppe Sportvorstand würde“, sagte Mislintat. „Mir persönlich ist dieser Posten dabei nicht wichtig, und ich habe auf Nachfrage deutlich signalisiert, dass ich im Rahmen eines solchen Konstruktes bereit wäre, meinen Vertrag auch als Sportdirektor bis 2024 zu verlängern.“ Vogt könnte das folgendermaßen interpretieren: Entweder ihr schafft eine interne Lösung - oder ich verlängere nicht.
Dabei gibt es den reinen Sportvorstand beim VfB Stuttgart aktuell gar nicht. Die sportliche Verantwortung fällt bisher in den Bereich von Vorstandschef Hitzlsperger, der 2022 allerdings aufhören wird. Der Aufsichtsrat um Vogt sucht daher primär einen Nachfolger für den Vorstandsvorsitz. Alexander Wehrle vom 1. FC Köln gilt hierfür als Kandidat. Darüber hinaus könnte es sein, dass zusätzlich auch ein neuer Sportvorstand eingesetzt wird. Aber hier bitte keine externe Lösung, findet Mislintat.
Der oberste Kaderplaner sieht sein Projekt gefährdet. Hitzlsperger hatte ihm beim VfB maximale Gestaltungsfreiheit eingeräumt. Diese würde zwar auch nicht durch einen neuen Vorstand beschnitten, weil Mislintat sie sich vertraglich hat zusichern lassen. Langfristig wäre der Stuttgarter Weg seiner Meinung nach aber gefährdet, sollte ein Neuer mit ganz anderen Ideen kommen. Und was diesen Weg laut Mislintat ebenfalls gefährden könnte, wäre ausbleibendes Geld. Weshalb er zeitnah einen neuen Investor fordert.
„Für die realistisch, sichere Zielerreichung Klassenerhalt ist es notwendig, die sportliche Substanz in unserem Kader zu erhalten beziehungsweise bei Veräußerung von Spielern die Transfereinnahmen reinvestieren zu können“, sagte er. „Dabei wird der Suche nach weiteren Investoren und einer möglichen Finalisierung die zentrale Rolle zufallen.“ Dies wiederum entscheide darüber, ob der VfB in den nächsten beiden Sommern erneut Leistungsträger für viel Geld verkaufen müsse oder ob er „substanzerhaltend und weiterentwickelnd“ arbeiten könne.
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