Mit dem Bürgerbus zum Supermarkt
Fahrdienst für Bürger aus Althütte mit eingeschränkter Mobilität – Fahrer, Beifahrer und Nutzer werden noch gesucht – Fahrzeug wird geleast

© Pressefotografie Alexander Becher
Vorbild für den Service in Althütte: Der Weissacher Bürgerbus hilft, wenn die Mobilität eingeschränkt ist. Foto: A. Becher
Von Annette Hohnerlein
ALTHÜTTE. In Althütte erhält man demnächst nicht mehr alle Waren des täglichen Bedarfs. Denn ab dem 12. Januar ist der Lebensmittelmarkt in der Schulstraße geschlossen; ein Nachfolger ist nicht in Sicht (wir berichteten). Damit Menschen, die nicht so mobil sind, trotzdem ihre Einkäufe erledigen können, wird die Gemeinde einen kostenlosen Bürgerbus zur Verfügung stellen.
Weissach im Tal hat seit rund drei Monaten einen Bürgerbus, Althütte soll 2020 auch einen bekommen. Denn der Nah-und-gut-Markt von Marcus und Cornelia Raimund öffnet am 11. Januar zum letzten Mal seine Türen. Danach wird es in Althütte keinen Supermarkt mehr geben, zumindest vorläufig nicht. Mit Fleisch-, Wurst- und Backwaren sind die Bewohner der Gemeinde zwar weiterhin durch die Bäcker und Metzger im Ort versorgt. Aber alles, was darüber hinaus benötigt wird, muss in Zukunft außerhalb gekauft werden. Für Menschen, die nur eingeschränkt mobil sind, kann das zum Problem werden.
Zwar wird die Gemeinde am Ortseingang beim Feuerwehrgerätehaus einen neuen Standort entwickeln. Bis dort jedoch ein neuer Lebensmittelmarkt eröffnet, können noch mehrere Jahre ins Land gehen. Deshalb will die Verwaltung mit der Einrichtung eines Bürgerbusses die schmerzliche Lücke in der Versorgung wenn nicht schließen, so zumindest die Folgen etwas abmildern.
Es ist an ein Fahrzeug mit sechs bis neun Plätzen gedacht, das die Gemeinde bereitstellt. „Aus Kostengründen ist ein Leasingmodell angedacht“, sagte Bürgermeister Reinhold Sczuka bei der Vorstellung des Konzepts in der letzten Gemeinderatssitzung.
Das müsse nicht unbedingt ein Neuwagen sein, auch einen Jahreswagen könne er sich vorstellen. Wenn das Angebot gut angenommen werde, könne man zu einem späteren Zeitpunkt überlegen, ein Fahrzeug zu kaufen. Als Beispiel war der Sitzungsvorlage ein Angebot für einen Citroën Spacetourer für eine monatliche Leasingrate von 285 Euro netto beigefügt. Über einen Aufruf im Mitteilungsblatt der Gemeinde sollen zum einen ehrenamtliche Fahrer und Beifahrer gesucht werden. Zum anderen will man abfragen, wie groß der Bedarf unter den Althütter Einwohnern für einen solchen Service ist. Bürgerbusfahrer brauchen nur einen Führerschein der Klasse B oder der alten Klasse 3 und dürfen damit bis zu acht Personen befördern.
„Die Sechselberger nicht vergessen, der Bus muss auch dort halten“
Die Fahrer sind bei ihrer Tätigkeit versichert, betonte der Bürgermeister, „sie gehen keinerlei private Risiken ein“. Bei einer derartigen Konstruktion darf die Gemeinde keinen Fahrpreis von den Nutzern verlangen.
„Wir müssen was anbieten“, bekräftigte Reinhard Pfeil (Freie Wählervereinigung) und sprach sich dafür aus, dass der Bürgerbus zu festen Zeiten an drei Tagen in der Woche fährt, zum Beispiel am Montag, Mittwoch und Freitag. Er hat keine Bedenken, dass sich Freiwillige finden, die den Fahrdienst übernehmen: „Wir haben hier viele rüstige Rentner.“
Der Bürgerbus soll allen Einwohnern, egal ob jung oder alt, zur Verfügung stehen, die für Einkäufe oder sonstige Zwecke ein ergänzendes Angebot zum bestehenden Busverkehr nutzen möchten. Es soll feste Haltestellen geben, bei Bedarf können Fahrgäste aber auch zu Hause abgeholt und später wieder vor ihrer Haustür abgesetzt werden. Als es um die möglichen Haltestellen ging, mahnte Gabriele Gabel vom Forum Althütte 2000: „Wir dürfen die Sechselberger nicht vergessen. Der Bus muss auch dort halten.“
Petra Tänzer von der Freien Wählervereinigung (FWV) brachte das Thema Barrierefreiheit ins Spiel und fragte „Was ist mit den Rollstuhlfahrern?“ Ein behindertengerechtes Fahrzeug anzuschaffen sei eine zu große Nummer, erwiderte der Bürgermeister und verwies auf die Angebote von Pflegedienstleistern. „Wer soll das leiten?“, erkundigte sich Pascal Schwinger von der Bürgerliste. Reinhold Sczuka kündigte an, dass beim Rathaus eine zentrale Plattform eingerichtet werden soll, in die sich die Nutzer flexibel einklinken können. Wenn sich ein festes Fahrerteam gebildet habe, sei jedoch auch eine gewisse Selbstständigkeit denkbar.
Auf jeden Fall sei ein Pool an Fahrern wünschenswert, damit sich die Arbeit auf mehrere Schultern verteile. Ilona Belz (FWV) sprach sich dafür aus, bei der Suche nach einem Fahrzeug die ortsansässigen Betriebe zu berücksichtigen. Diese könnten bei Bedarf schnell Reparaturen oder Reifenwechsel durchführen. Dennoch solle man auch alternative Angebote einholen.
Der Gemeinderat von Althütte ermächtigte die Verwaltung schließlich einstimmig, ein Fahrzeug zu leasen, die entsprechenden Versicherungen abzuschließen und die Tätigkeit für Fahrer und Beifahrer öffentlich auszuschreiben.