Mit der Rikscha durch Aspach fahren

Mobilitätseingeschränkte Aspacher Bürger können ab Juni kostenlose Ausfahrten mit einer Rikscha nutzen. Der Diakonieverein hat das Projekt ins Leben gerufen und lädt morgen Abend interessierte Gäste und potenzielle Rikschapiloten zu einer Infoveranstaltung ein.

Einer von Aspachs Seniorenradler, Friedrich Stier (von links), kutschiert die Initiatoren des Diakonievereins, Jürgen Wuthe und Martin Kress, probeweise durch Großaspach. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Einer von Aspachs Seniorenradler, Friedrich Stier (von links), kutschiert die Initiatoren des Diakonievereins, Jürgen Wuthe und Martin Kress, probeweise durch Großaspach. Foto: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Aspach. Nicht mehr mobilen Mitbürgern mehr Teilhabe am sozialen Leben und schöne Erlebnisse schenken – das möchte der Diakonieverein mit seiner Fahrradrikscha künftig möglich machen. „Gesehen habe ich es erstmals in Berlin“, sagt Jürgen Wuthe, Vorsitzender des Diakonievereins Aspach. So entstand die Idee, diese Fahrten auch für die Aspacher anzubieten. Mit Martin Kress holte er sich einen passionierten Fahrradfahrer aus den eigenen Reihen ins Boot. „Seit einem Jahr planen wir, nun kann es endlich losgehen“, freut sich Martin Kress. Die Aspacher haben sich der Dachorganisation „Radeln ohne Alter“ angeschlossen (siehe Infotext). Die bot einen reichen Wissensschatz für den Kauf der Rikscha, an dem sich die Aspacher bedienen konnten.

Das Gerät entspricht dabei genau den Anforderungen der Zielgruppe, an die sich das Angebot richtet. „Die Fußstütze ist herausnehmbar und der Einstieg recht nah am Boden, sodass die Fahrgäste direkt vom Rollator rückwärts in die Rikscha steigen können“, erklärt Jürgen Wuthe. Eine Begleitperson kann neben dem Fahrgast Platz nehmen. Abnehmbare Seitenteile schützen die Insassen vor Wind und Wetter. „Die Fahrgäste sollen die herrliche Landschaft in Aspach genießen können“, sagt Martin Kress. „Wir haben hier noch eine tolle ländliche Natur mit vielen Weinbergen und Wäldern.“ Schön wäre es außerdem, wenn Fahrgäste und Rikschapilot miteinander ins Gespräch kommen und sich so nette Unterhaltungen entwickeln können.

Ergänzung zum Bürgerbus und zum digitalen Weiterbildungsangebot

Erste Erfahrungen haben die Aspacher bereits mit dem Bürgerbus gesammelt, der Senioren zu Arztterminen oder zum Einkaufen fährt. „Der Bus ist eine tolle Bereicherung für den Alltag. Bei der Rikscha geht es aber einfach um eine schöne Art der Freizeitgestaltung, es soll ein Ausflug für sie sein“, erklärt Martin Kress.

Die Touren können individuell abgesprochen werden und dauern zwischen einer und eineinhalb Stunden. Weil die Rikschafahrer ehrenamtlich im Einsatz sind, ist das Angebot für die Fahrgäste kostenlos.

Weitere Themen

Viele der Pilotinnen und Piloten fahren unter der Flagge der Aspacher Seniorenradler. Chefpilot Friedrich Stier ist vom neuen Gefährt sehr angetan. „Die Rikscha hat einen großen Akku und ist für eine Last bis zu 420 Kilo ausgelegt. Die Räder passen gut zur hügeligen Aspacher Landschaft und sind auch für Schotterwege geeignet“, sagt Stier. Die Pilotinnen und Piloten erhalten eine Einführung, denn das Lenken einer Rikscha will durchaus gelernt sein. Wenn die Voraussetzungen stimmen, können die Senioren flott unterwegs sein. „20 Kilometer pro Stunde sind schnell erreicht“, sagt Friedrich Stier. Doch auch die Sicherheit der Gäste müsse zu jeder Zeit gewährleistet sein. Dafür gibt es Anschnallgurte.


Ohne Unterstützung wäre das Projekt nicht möglich gewesen

Die Rikscha stellte eine kostspielige Anschaffung dar. „Ein Gefährt, das die Voraussetzungen erfüllen soll, kostet eben über 10000 Euro“, sagt Jürgen Wuthe. Darum ist er sehr dankbar, mit der Eberhard-Gläser-Stiftung einen Investor gefunden zu haben. „Ohne die Unterstützung verschiedener Vereine, Organisationen und ohne Ehrenamt wäre so ein Projekt gar nicht durchführbar“, so Wuthe. Das Deutsche Rote Kreuz schult etwa die Piloten in Erster Hilfe, die Diakoniestation und die Gemeinde Aspach unterstützen das Projekt ebenfalls.

Die Initiatoren sind gespannt, wie das Projekt nun angenommen wird. Ab Juni können Termine gebucht werden. „Die Rikscha soll Jahrzehnte halten“, sagt Martin Kress. Sie hoffen, noch einige Ehrenamtliche zu finden, die Rikschapiloten werden möchten. „Das ist für manche vielleicht die letzte Chance, Pilot zu werden“, sagt Martin Kress und lacht. Dass das Angebot gut angenommen wird, davon ist er überzeugt: „Das wird ein Selbstläufer.“

Infoabend Am Freitag, 17. Mai, um 19 Uhr findet ein Infoabend im evangelischen Gemeindehaus in Großaspach statt. Im Anschluss können Fragen gestellt werden, bevor die Veranstaltung mit einem Imbiss ausklingt. Anmeldungen sind nicht erforderlich, werden zur besseren Planung jedoch telefonisch unter 07191/3991290 oder per E-Mail an gemeindebuero.aspach@elkw.de gerne entgegengenommen.
„Radeln ohne Alter“ ermöglicht kostenlose Rikschafahrten

Weltweit vernetzt „Radeln ohne Alter“ ist der deutsche Dachverband des internationalen Netzwerks „Cycling Without Age“. In Deutschland gibt es 150 Standorte.

Ziele und Aufgaben Die Organisation setzt sich für die Teilhabe von Menschen mit eingeschränkter Mobilität am gesellschaftlichen Leben ein. Kostenlose Rikschafahrten für Menschen, die selbst nicht mehr in die Pedale treten können, sollen der Vereinsamung und der sozialen Isolation älterer Mitmenschen entgegenwirken.

Weitere Infos Auf der Website https://radelnohnealter.de/ stellt sich der Dachverband vor.

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Erstellt:
16. Mai 2024, 06:00 Uhr

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