Müllgebühren im Rems-Murr-Kreis steigen

Die Gebührenprognose lässt weitere Steigerungen ab 2026 vermuten. Allerdings gibt es auch positive Einflussfaktoren.

Damit der Müll abgeholt wird, müssen die Haushalte im Rems-Murr-Kreis künftig wohl mehr bezahlen. Archivfoto: Jörg Fiedler

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Damit der Müll abgeholt wird, müssen die Haushalte im Rems-Murr-Kreis künftig wohl mehr bezahlen. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Nils Graefe

Rems-Murr. Nun ist es amtlich: Die Müllgebühren im Rems-Murr-Kreis werden für 2024/2025 deutlich steigen. Der Kreistag hat die Vorschläge der Abfallwirtschaft Rems-Murr AöR (AWRM) angenommen, die bereits der Verwaltungsrat Ende September abgesegnet hatte. Für einen Vierpersonen-Musterhaushalt wird es eine Steigerung von insgesamt 15,4 Prozent geben.

AWRM-Finanzvorstand Marcus Siegel hatte bereits mehrfach die Notwendigkeit der Gebührenerhöhungen erläutert (wir berichteten). So waren seine Darstellungen im Kreistag im Grunde nur noch Wiederholungen. Die Gebührenerhöhungen wurden denn auch einstimmig beschlossen, mit nur einer Enthaltung. Vor allem habe es Kostensteigerungen als Folge des Ukrainekriegs und Teuerungen in den Bereichen Logistik und Personal gegeben, so Siegel. „Zudem müssen ab dem 1. Januar 2024 gesetzliche Regelungen zur Erreichung der Klimaneutralität eingehalten werden. CO2 wird bepreist, wodurch die Verbrennung von Restmüll in Stuttgart noch mal teurer wird“, so Siegel. An Mehrkosten für die AWRM seien deshalb für 2024/2025 insgesamt 10,3 Millionen Euro zu erwarten. Darin enthalten seien Steigerungen bei den „vier Kostentreibern“:

Logistik (Holsystem) um 3,3 Millionen Euro, insbesondere durch gestiegene Energiepreise

„thermische Verwertung“ des Restmülls im Stuttgarter Müllheizkraftwerk um 3,2 Millionen Euro – enthalten sind Kostensteigerungen um 20 Prozent (1,5 Millionen) sowie die CO2-Bepreisung, die mit 2,6 Millionen Euro zu Buche schlägt und „die die Restmüllverbrennung für jeden Rems-Murr-Haushalt 5,90 Euro pro Jahr zusätzlich kosten wird“

Personalkosten um 2,1 Millionen Euro (837.243 Euro für zusätzliche 9,6 Planstellen plus rund 1,3 Millionen Euro aufgrund von Gehaltstarifsteigerungen)

Rückstellungen für zukünftige Nachsorgemaßnahmen von 1,7 Millionen Euro

Nachsorgemaßnahmen? Da seien vor allem die Abdichtung und Renaturierung der Altdeponien zu nennen. Dafür müsse die AWRM Rückstellungen bilden, bis 2027 insgesamt 100 Millionen Euro, so Siegel. „Um da hinzukommen, holen wir quasi Jahr für Jahr mit Rückstellungen auf. 2022 konnten wir aufgrund von unerwartet notwendig gewordenen Baumaßnahmen (vor allem der Sanierung der Sickerwasserkanäle der Altdeponie Eichholz in Winnenden) 1,7 Millionen Euro weniger rückstellen, die müssen jetzt nachgeholt werden.“

Eingepreist in die Gebührenkalkulation für 2024/2025 seien bereits die „neuen“ Wertstoffhöfe Winterbach und Welzheim, die mit besserem Service wie verlängerten Öffnungszeiten aufwarten, aber noch nicht die anstehenden Neubauprojekte der Entsorgungszentren Winnenden und Backnang, sagte Siegel. „Da wird es dementsprechend womöglich für 2026/2027 weitere Gebührenerhöhungen geben müssen.“ Genaue Zahlen könne er jetzt aber noch nicht nennen. Der Bau des neuen Entsorgungszentrums in Winnenden werde nach heutiger Planung (ohne PV-Anlagen) 15,9 Millionen Euro kosten. „Allein deshalb könnten aus heutiger Sicht ab 2026/2027 erneut höhere Müllgebühren anfallen.“ Zudem gebe es auch 2027 noch einen erhöhten Aufwand aus der Aufholung der Verrechnungsraten für die Nachsorgemaßnahmen in den Altdeponien von fünf Millionen Euro pro Jahr. „Die Aufholung Nachsorge wird aber zumindest ab 2028 wegfallen“, sagte Siegel.

Allerdings gebe es auch positive Einflussfaktoren auf die Gebührenprognose. So fallen von 2025 an die Lizenzentgelte bei der thermischen Verwertung in Höhe von jährlich 939000 Euro weg. „Wir entwickeln außerdem ein Energiekonzept für die Sickerwasserreinigungsanlage in Winnenden, um die Energiekosten zu senken“, so Siegel. So auch in Backnang durch Zusammenarbeit mit den Stadtwerken für ein Wärmekonzept in Neuschöntal.

Beispielrechnung

Für einen Vier- und Mehrpersonenhaushalt liegt die Gebührenerhöhung bei plus 15,4 Prozent über eine Periode von zwei Jahren. Die Jahresgebühr steigt von 78 auf 92 Euro. Die Leerung einer 60-Liter-Restmülltonne im zweiwöchentlichen Turnus steigt dann von 42 auf 47 Euro pro Jahr. Die Jahresgebühr für die 80-Liter-Biomülltonne erhöht sich von 23 auf 26 Euro. Das ergibt also eine Gesamtbelastung von 165 Euro, aktuell sind es 143 Euro.

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Erstellt:
16. November 2023, 16:00 Uhr

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