Nabu: Supermärkte auch bei Papiertüten in der Pflicht

dpa Köln/Berlin. Plastikabfall wird vermehr vermieden. Dafür bekommen die Supermärkte Lob vom Naturschutzbund. Doch das reiche nicht. Auch bei den Papierverpackungen sieht der Nabu die Ketten in der Pflicht.

„Ab jetzt ins Netz!“ steht an einer Frischobst-Theke. Immer mehr Supermärkte bieten Mehrwegnetze an. Foto: Christoph Soeeder

„Ab jetzt ins Netz!“ steht an einer Frischobst-Theke. Immer mehr Supermärkte bieten Mehrwegnetze an. Foto: Christoph Soeeder

Der Naturschutzbund (Nabu) begrüßt die Maßnahmen von Supermarktketten zur Reduzierung von Plastikabfall, sieht die Discounter aber auch bei Papiertüten in der Pflicht.

„Wichtig ist, dass man nicht nur die Kunststoffverpackungen reduziert, sondern auch Papierverpackungen, die nicht umweltfreundlicher sind, auch wenn sie ein besseres Image haben“, teilte Katharina Istel, Referentin für Ressourcenpolitik beim Nabu, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Vor wenigen Tagen hatte die Rewe-Discountertochter Penny mit Sitz in Köln angekündigt, für das Einpacken von Obst und Gemüse auch Mehrwegnetze aus Baumwolle zum Kauf anzubieten. Damit sollen Kunden dazu angehalten werden, weniger dünne Plastiktüten zu verwenden.

„Der Nabu begrüßt es, wenn zukünftig alle Supermärkte und Discounter Mehrwegnetze für Obst und Gemüse anbieten“, teilte Istel weiter mit. „Gleichzeitig muss dann aber auch wesentlich mehr loses Obst und Gemüse angeboten werden als bisher.“ Im Jahr 2016 waren demnach im Einzelhandel und auf Wochenmärkten mehr als 60 Prozent des Obst- und Gemüsesortiments vorverpackt. Aktuellere Daten lagen nicht vor.

Insgesamt habe sich seither aber viel getan, betonte der Handelsverband Deutschland (HDE). „So sank seit Inkrafttreten der Selbstverpflichtung des Handels im Jahr 2016 der Plastiktütenverbrauch in Deutschland um knapp zwei Drittel“, sagte HDE-Geschäftsführer Kai Falk. „Zudem arbeiten die Handelsunternehmen an Alternativen für Obst- und Gemüseverpackungen.“

Indessen warnt die Umweltschutzorganisation WWF vor einem zunehmenden Anstieg von Plastikmüll im Mittelmeer. Es gelange mehr als eine halbe Million Tonnen Plastik pro Jahr ins Mittelmeer. „Das entspricht 33.800 Plastikflaschen pro Minute“, teilten die Naturschützer mit. Besonders betroffen seien beliebte Reiseziele wie Barcelona, Tel Aviv und die türkische Region Kilikien.

„Der Tourismus erhöht den Druck aufs Mittelmeer zusätzlich. Die kommunale Abfallentsorgung kann mit dem saisonal anwachsenden Müllaufkommen oft nicht mithalten“, sagte Bernhard Bauske, Plastikmüll-Experte des WWF Deutschland. Zudem beklagt die Organisation einen steigenden Export von Plastikmüll aus Deutschland in die Türkei. Mehr als 50.000 Tonnen Kunststoffmüll habe die Bundesrepublik 2018 in die Türkei geschickt.

„Die Natur zahlt den höchsten Preis für die Verschmutzung des Mittelmeeres. Doch auch für die Wirtschaft wird die Plastikflut teuer“, sagte Bauske. Die Kosten für den Müll im Meer lägen bei 641 Millionen Euro für Tourismus, Fischerei und maritime Wirtschaft. Doch nicht nur Tourismus, auch Seehandel und die Fischerei seien Verursacher. 20 Prozent des Kunststoffmülls im Mittelmeer sind den Angaben der Naturschützer zufolge verlorene Ladung oder Fischereigerät.

Plastikmüll liegt an einem Strand des Distrikts Keserwan nördlich der libanessischen Hauptstadt Beirut. Foto: Marwan Naamani

Plastikmüll liegt an einem Strand des Distrikts Keserwan nördlich der libanessischen Hauptstadt Beirut. Foto: Marwan Naamani

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Erstellt:
7. Juni 2019, 14:59 Uhr

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