Naturkundemuseum erhält seltenen Fischsaurier geschenkt

dpa/lsw Stuttgart. Wie ein stummer Zeuge aus längst vergangenen Zeiten hängt das große Skelett an der Wand des Naturkundemuseums. Vor 180 Millionen Jahren schwamm das Tier durch die Meere dort, wo heute Baden-Württemberg liegt. Nun wird es verschenkt und vor allem erforscht.

Ein etwa 180 Millionen Jahre altes Fischsaurier-Fossil. Foto: Marijan Murat/dpa

Ein etwa 180 Millionen Jahre altes Fischsaurier-Fossil. Foto: Marijan Murat/dpa

Das Naturkundemuseum und seine Sauriersammlung haben einen 180 Millionen Jahre alten Fischsaurier geschenkt bekommen und hoffen nun auf neue Erkenntnisse zu Leben und Umfeld des längst schon ausgestorbenen Tieres. Das drei Meter große Exemplar des Stenopterygius uniter aus der Region um Holzmaden sei „außerordentlich gut erhalten“, sagte Professor Lars Krogmann, der Interimsdirektor des Museums, am Mittwoch bei der Übergabe der Schenkung durch die SV Sparkassen Versicherung. Das Museum besitzt insgesamt mehr als 100 Ichthyosaurier-Skelette aus der Zeit des Juras. Der Neuzugang war zuletzt Teil der Kunstsammlung der SV.

„Die herausragende Besonderheit der rund 182 Millionen Jahre alten Fischsaurier-Fossilien aus Südwestdeutschland ist die extrem gute Erhaltung“, teilte die Museumsleitung mit. Dazu gehörten der Zustand der Haut und der Embryonen sowie der Magenreste. „Die Fossilien sind daher nicht nur schöne Ausstellungsstücke, sondern auch für die Wissenschaft von unschätzbarem Wert“, hieß es.

Die Ichthyosaurier-Forschung ist ein Schwerpunkt am Naturkundemuseum. Paläontologen und andere Wissenschaftler können durch den sehr guten Erhaltungszustand der Fossilien aus dem Posidonienschiefer viel über Biologie, Lebensweise und Lebensräume der Urzeittiere lernen. Hierbei setzen sie auch neueste Forschungsmethoden wie Materialanalysen durch Computertomographie ein. „Jedes einzelne Puzzleteil hilft, die Tiere und das Ökosystem "Jurameer" besser zu verstehen“, sagte Erin Maxwell, Fischsaurierexpertin am Stuttgarter Naturkundemuseum.

Der Stenopterygius uniter gehört zur größten und seltensten Art der Gattung Stenopterygius. Diese Gattung ist aus dem frühen Jura Englands, Frankreichs, Luxemburgs und der Schweiz bekannt. Das beste fossile Material stammt aber aus der Gegend von Holzmaden (Kreis Esslingen). Viele Exemplare aus dieser Region zeigen beispielsweise fossilisierte Weichteile und den Körperumriss der Tiere, der die Position und die Form der Flossen abbildet.

Fischsaurier, wissenschaftlich Ichthyosaurier, waren hoch spezialisierte Reptilien, die von echsenartigen Vorfahren abstammten und sich perfekt dem Leben im Wasser angepasst hatten. Ihre Beine glichen Paddeln, der Körper sah aus wie der eines Delfins und sie hatten viele kleine spitze Zähne in der schnabelartigen Schnauze. Allerdings mussten sie zum Atmen immer wieder an die Oberfläche. Ihr Körper war so perfekt an das Leben im Wasser angepasst, dass sie zur Eiablage nicht mehr an Land kriechen konnten oder mussten, sondern wie Säugetiere voll entwickelte Jungtiere zur Welt brachten. Außerdem waren sie schnell auf der Jagd unterwegs.

Fischsaurier tauchten vor gut 250 Millionen Jahren auf der Erde auf, nicht lange nach dem großen Massenaussterben am Übergang vom Perm zur Trias, bei dem die meisten Tiere an Land und nahezu alle Lebewesen in den Ozeanen starben. Insgesamt wurden bislang etwa 80 Arten beschrieben.

© dpa-infocom, dpa:210811-99-805763/4

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Erstellt:
11. August 2021, 15:09 Uhr

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