Neubau einer Gemeindehalle beschlossen
In der Frage, ob die bestehende Halle saniert werden oder eine neue entstehen soll, sind sich die Kirchberger Gemeinderäte nicht einig. Am Ende stimmt die Mehrheit der Bürgervertreter für einen Neubau. Bürgermeister Frank Hornek enthält sich der Stimme.

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Die Gemeindehalle in Kirchberg an der Murr ist 1970 eingeweiht worden. Während des Neubaus in unmittelbarer Nachbarschaft wird sie weiter genutzt werden können. Foto: A. Becher
Von Ingrid Knack
Kirchberg an der Murr. Dass die rund 50 Jahre alte Gemeindehalle über kurz oder lang saniert oder eine neue gebaut werden muss, ist schon viele Jahre Thema in Kirchberg an der Murr. Bereits mehrfach beschäftigten sich die Räte bei Klausurtagungen mit der Frage, wie es in dieser Sache weitergehen soll. Das Millionenprojekt – mindestens vier bis fünf Millionen Euro netto stehen im Raum – soll jetzt in Angriff genommen werden. Doch wie? Darüber hatten die Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Donnerstagabend zu befinden. Obwohl die Meinungsfindungszeit extrem lang war, gab es in der Diskussion keine klare Tendenz zu einer bestimmten Lösung. Weder im Gesamtgremium noch bei einigen Gemeinderäten, die zu Beginn der Debatte mehr unentschlossen denn entschlossen wirkten.
Eindeutige Absage an zwei Planungen
Und es gab auch das: Erich Drexler (Gesundes Gemeinwesen Kirchberg) hatte anfangs versichert: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ Im Verlauf der Diskussion trat er aber vehement für einen Umbau ein und stellte den Antrag, dass ein „Teilnahmewettbewerb“ für einen Hallenumbau ausgeschrieben werden solle. Dann könne man ja sehen, „was uns angeliefert wird“. Woraufhin Bürgermeister Frank Hornek erwiderte, es könne aber nicht angehen, im Zweifelsfall zwei komplette Planungen zu beauftragen. Gudrun Wilhelm (Freie Liste Kirchberg), die in ihrem ersten Redebeitrag ebenfalls erklärte, beide Varianten hätten Charme, plädierte allerdings sogleich eher für einen Neubau und blieb auch bis zum Schluss dabei. Bei einem Neubau wäre man nicht an einen Grundriss „gefesselt“, überdies könne man ein angemessenes Foyer planen und die Treppen fielen weg, argumentierte sie unter anderem. Nach Drexlers Antrag stellte auch sie einen solchen: Sie forderte, zuerst über den Neubau abzustimmen. Gerd Bärlin (Bürger-Union Kirchberg) sprach sich für eine Abstimmung wie von der Verwaltung vorgeschlagen aus.
Letztlich blieb es bei dem von der Verwaltung vorgesehenen Abstimmungsverfahren. Um den Ausgang des Ganzen vorwegzunehmen: Sieben Räte stimmten für einen Neubau: Gudrun Wilhelm und Manuela Vodopija von der Freien Liste Kirchberg, Ulrich Jäckle von der Unabhängigen Bürgerschaft Kirchberg, Gerd Bärlin, Klaus Anstett, Bernd Bosshart und Reinhard Enge, alle Bürger-Union Kirchberg. Vier Räte hoben die Hand, als es um den Umbau ging: Erich Drexler, Ulf Schmid, Carola Maier, alle von der Liste Gesundes Gemeinwesen Kirchberg, sowie Gebhard Kunzi von der Unabhängigen Bürgerschaft Kirchberg. Bürgermeister Frank Hornek enthielt sich der Stimme. Zuvor hatte er erklärt: „Es gibt bei der Entscheidung kein Schwarz oder Weiß, es gibt Grautöne, die eng beieinanderliegen.“ Drei Räte fehlten bei der Sitzung.
Architekt Gerd Beutelspacher aus Marbach am Neckar hatte zuvor die Vor- und Nachteile der beiden Varianten deutlich gemacht. Für den Neubau sprachen folgende Aspekte, die in den Diskussionsbeiträgen von den Befürwortern dieser Lösung auch herausgestrichen wurden: Der für einen Neubau erforderliche Platz ist vorhanden, ein Neubau kann neben der bestehenden Halle errichtet werden. So kann diese während der Bauzeit weiter in Betrieb bleiben. Der Standort ist frei wählbar, bei der Gestaltung ist man nicht durch bestimmte Gegebenheiten eingeschränkt. Beim Neubau ist eine bessere energetische Qualität zu erreichen, „insbesondere die Wärmebrücken können besser gelöst werden“.
Ein Neubau wird wohl teurer werden
Nachteile: Ein Neubau ist teurer. Der Standort muss so gewählt werden, dass die alte Halle vorerst stehen bleiben kann. Für die neue Heizzentrale (Schule, Sport- und Gemeindehalle werden aus einer Zentrale aus versorgt) sind umfangreiche Umbauten der Versorgungsleitungen erforderlich. Auf eine Frage von Gebhard Kunzi hin, wie viel teurer ein Neubau gegenüber der Altbausanierung wohl werde, antwortete Beutelspacher: 1 bis 1,3 Millionen Euro. Gerd Bärlin, ein Befürworter des Neubaus, machte darauf aufmerksam, dass bei einem Umbau auch Kosten hinzukommen könnten, mit denen im Vorfeld nicht gerechnet wurde.
Als Vorteile bei einem Umbau listete Beutelspacher auf: Große Teile der bestehenden Bausubstanz können erhalten und weiterverwertet werden. Es gibt weniger Kosten beim Abbruch und der Entsorgung. Die Baukosten sind geringer, da große Teile des Rohbaus bleiben können und nicht wiederaufgebaut werden müssen. Ein Umbau wäre nachhaltiger, denn gerade im Rohbau „steckt sehr viel CO2-Emission“, so Beutelspacher. Er sprach von zirka 600 Kilogramm CO2-Emission bei der Herstellung einer Tonne Zement. Der aktuelle Standort ist sehr gut und wird erhalten.
Als Nachteile eines Umbaus wurden genannt: Man muss im Entwurf mit gewissen Einschränkungen umgehen und kann nicht ganz frei gestalten. Während der Bauzeit von anderthalb bis zwei Jahren kann die Halle nicht genutzt werden. Die Größe ist nur begrenzt abänderbar, wobei der Platz ausreichend ist. Der Heizraum zum Beispiel muss bleiben und ist nicht erweiterbar. Die Wärmedämmung kann weitestgehend auf den heutigen Stand gebracht werden, aber zum Beispiel unter der Bodenplatte und im Fundamentbereich kann nicht nachgebessert werden.
Zur Auswahl eines Architekturbüros (es geht um eine europaweite Ausschreibung) wird nun ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb unter Begleitung des Büros Klotz und Partner aus Stuttgart realisiert. Beutelspacher hat schon signalisiert, dass er sich aus Kapazitätsgründen nicht an dem Wettbewerb beteiligen werde. Die Räte stimmten seiner Projektbeschreibung zu, die für das Verhandlungsverfahren notwendig ist. Dafür musste auch die Frage Neubau oder Sanierung geklärt sein.