Neue Ampel an der B14 in Oppenweiler soll her

Durch das geplante Haus der Gesundheit steigt im Zentrum Oppenweilers der Bedarf an einer barrierefreien Querung. Mit einem Gutachten möchte die Gemeinde nun den Druck auf die Verkehrsbehörde erhöhen. Die stellt sich bislang quer.

In dem Gutachten wurde die Möglichkeit von Übergängen der B14 in der Ortsmitte Oppenweilers untersucht. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

In dem Gutachten wurde die Möglichkeit von Übergängen der B14 in der Ortsmitte Oppenweilers untersucht. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Oppenweiler. Die Ortsmitte Oppenweilers wird von der B14 zerschnitten. Von der einen auf die andere Straßenseite zu wechseln, ist im zentralen Bereich gar nicht so einfach, vor allem wenn man in der Mobilität eingeschränkt ist und die Unterführung nicht nutzen kann. Seit Jahren drängt die Gemeinde auf eine Lösung durch eine weitere Ampel im Zentrum – bislang vergebens. „Beim Regierungspräsidium steht die Leichtigkeit des Kraftfahrzeugverkehrs weiter oben als die Leichtigkeit des Fußverkehrs“, stellte Bürgermeister Bernhard Bühler fest. Weil aber an der Hauptstraße das Haus der Gesundheit entstehen soll (wir berichteten), ergeben sich nun neue Notwendigkeiten, die Querung der Bundesstraße zu verbessern. Das Aalener Planungsbüro der Bernard-Gruppe hat sich die Situation angeschaut und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Diese wurden dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vorgestellt.

Die Neunutzung des Areals nördlich der Einmündung Friedhofstraße mit Arztpraxen, Gewerbe und Wohnungen wirkt sich auch auf die Verkehrssituation in Oppenweiler aus. Das Büro rechne mit etwa 470 Fahrzeugen pro Tag zusätzlich, führte Planer Patrick Ginal aus. Aktuell liegt das Verkehrsaufkommen bei etwa 23000 Kraftfahrzeugen am Tag – Tendenz steigend. Die Spitzenbelastungen liegen (Stand 2021) bei 1900 Fahrzeugen pro Stunde, auch hier werden steigende Zahlen prognostiziert. „Das ist sehr viel“, lautet auch Ginals Einschätzung. Hinzu komme, dass beiderseitig der Straße wichtige Nutzungen angesiedelt sind: Bahnhof, Rathaus und Gastronomie östlich, Sportstätten, Freibad, Kindergärten und Schule westlich. Schon allein dadurch ergibt sich ein hoher Querungsbedarf, insbesondere im zentralen Bereich.

Das Planungsbüro hat drei Möglichkeiten untersucht

Doch genau dort ist keine der fünf Ampelanlagen an der B14 zu finden, lediglich die Unterführung. Diese aber ist nicht barrierefrei. „Es ist nahezu eklatant. Überall gibt es Ampeln und ausgerechnet dort ist die Lücke“, stellte auch Bühler fest. Realistisch müsse man feststellen, dass wohl kaum jemand einen Umweg von mindestens 300 Metern (zur nächsten Ampel und zurück) in Kauf nehmen werde, wenn man stattdessen eine sechs Meter breite Straße queren kann. Auch das Planungsbüro sehe hier ein hohes Gefahrenpotenzial aus Sicht der Verkehrssicherheit, so Patrick Ginal.

Beispielhaft hat das Planungsbüro den Sachverhalt untersucht und an einem Dienstag im März die Anzahl der querenden Personen erhoben. Demnach nutzten 204 Fußgänger die Unterführung, 25 Fußgänger gingen ungesichert über die Straße. Im März und bei schlechtem Wetter – diese Untersuchung sei sicherlich nicht repräsentativ, hob der Bürgermeister hervor. Denn bei gutem Wetter verzeichne man ein erhöhtes Aufkommen durch Freibadgäste. Auch Schulkinder gehen dann eher zu Fuß.

Durch den Bau des Hauses der Gesundheit ist außerdem mit vermehrtem Querungsverkehr zu rechnen, insbesondere dem mobilitätseingeschränkter Personen. „Das Publikum eines Ärztehauses ist prädestiniert, nicht so gut zu Fuß zu sein“, so Patrick Ginal. Barrierefreiheit sei also besonders wichtig. Doch was ist machbar? Das Büro habe drei Möglichkeiten untersucht.

Zeitverlust durch Aufzug

Weitere Themen

Denkbar sei etwa eine Mitteltrennung, also eine Verkehrsinsel in der Mitte der Straße, die die Querung der Fahrbahnen einzeln erlaubt. Positiv sei bei dieser Variante zu werten, dass der Kfz-Verkehr nicht angehalten werde. Aber gleichzeitig werde Fußgängern eben auch kein Vorrang eingeräumt. Die Querung bleibt daher nicht ohne Risiken. Zudem benötige die Variante einen erhöhten Platzbedarf im Straßenraum. Das sei an dieser Stelle nur schwer umzusetzen.

Variante zwei wäre ein barrierefreier Ausbau der bestehenden Unterführung. „Das hätte den Charme, dass man vom Verkehr unabhängig ist“, hob Patrick Ginal hervor. Und gegebenenfalls wäre auch ein direkter Zugang zum Haus der Gesundheit möglich. Er wolle aber auch die Nachteile nicht verschweigen, denn für die Umsetzung dieser Lösung sei eine lange Bauzeit notwendig. Zudem seien die Bau- und Betriebskosten hoch. Und dann sei da noch die Problematik bei einem Defekt. Denn die Barrierefreiheit sei nur bei zuverlässiger Funktion der Aufzüge gegeben – dass es daran hapern kann, sehe man an diversen Bahnhöfen der Region regelmäßig. Bernhard Bühler verwies zudem noch auf den erheblichen Zeitverlust, wenn man an beiden Enden der Unterführung auf einen Aufzug warten muss. „Das verleitet doch auch zum wilden Queren der Straße.“

Für das Buswartehäuschen müsste ein Alternativstandort gefunden werden

Das Votum des Gremiums lautete daher auch einmütig auf Variante drei: eine Lichtsignalanlage. Zwar müsse für die Querung der Verkehr angehalten werden, aber dadurch könnten Fußgänger gesichert und zügig die Straßenseite wechseln. Und: Diese Variante käme mit einem geringeren Platzbedarf aus. Patrick Ginal sah zwei Möglichkeiten zur Umsetzung: Entweder die Ampel werde südlich der Einmündung der Jahnstraße platziert oder auf der Höhe der Unterführung. An der Unterführung müsse das Buswartehäuschen weichen, an der Jahnstraße entfalle mindestens ein Stellplatz.

Für die Gemeinderäte ist die Sache klar: „Die Ampel an der Jahnstraße würde niemand nutzen“, befand Lucas Röhrle (FWV) und erntete Zustimmung. Auch Gudrun Rauh (FGO) wertete die zentralere als sinnvollste Variante. „Dass das Buswartehäusle wegmuss, macht keine Probleme. Wir können ja die Unterführung zumachen und das Wartehäusle dahin verlegen“, schlug sie vor. Ihr Fraktionskollege Alexander Stoppel gab zu bedenken, dass Schulkinder so allerdings mehr Verkehrswege kreuzen müssen (Parkplatz, Einfahrt der geplanten Tiefgarage und die Jahnstraße). Dies allerdings könne man verhindern, wenn die Schulkinder vom Schlossgarten kommend rechts gehen, hielt Gudrun Rauh entgegen.

Der Vorschlag, dass die Gemeindeverwaltung nun Schritte bis zur verkehrsrechtlichen Anordnung in die Wege leitet, fand einhellig Zustimmung. Entscheidend ist nun, wie die Verkehrsbehörde die Situation bewertet. Bernhard Bühler verwies auf den Besuch von Staatssekretärin Elke Zimmer im August 2021. Sie hatte Unterstützung bei dem Bestreben zugesagt, die Situation in der Ortsmitte zu verbessern. „Frau Zimmer wird jetzt also Post vom uns bekommen“, kündigte Bühler an. Ebenso will die Gemeinde mit dem Gutachten einen neuen Versuch bei der Verkehrsbehörde wagen. „Wir hoffen auf eine wohlwollende und zielführende Lösung“, fügte der Bürgermeister hinzu. Am besten noch rechtzeitig, bevor das Ärztehaus fertig ist.

Zum Artikel

Erstellt:
20. Juni 2024, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Noch keines der sieben Becken im Murrtal ist fertig

Der Hochwasserschutz im Murrtal hinkt im Vergleich mit dem Remstal gewaltig hinterher. Immerhin wird am Becken Oppenweiler bereits gearbeitet. Aber auch wenn alle großen Schutzmaßnahmen in Betrieb sind, bilden sie nur einen eingeschränkten Schutz vor Starkregen.

Stadt & Kreis

Murrplastik ist gut aufgestellt für Robotik&Co.

Die Produktpalette von Murrplastik Systemtechnik ist breit gefächert: Zu den Kunden des Betriebs aus Oppenweiler zählen längst nicht nur Automobilhersteller. Das verhilft der Firma zu mehr Krisenresistenz. Künftig will man manche Märkte stärker erschließen – etwa in Asien.