Neue Brücke über die B14 muss schon saniert werden

Das Brückenbauwerk über die B14 zwischen Backnang und Erbstetten ist noch keine zehn Jahre alt und schon ein Problemfall. Der Belag wurde bereits mehrfach „notinstandgesetzt“. Jetzt muss sogar der Beton saniert werden. Gutachter klären aktuell das Ausmaß des Gesamtschadens.

Derzeit läuft der Verkehr nur einspurig über die Brücke. Auf den ersten Blick tut sich auf der Baustelle seit Wochen nichts. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Derzeit läuft der Verkehr nur einspurig über die Brücke. Auf den ersten Blick tut sich auf der Baustelle seit Wochen nichts. Foto: Tobias Sellmaier

Von Matthias Nothstein

Backnang. Im Jahr 2014 wurde die Brücke der Kreisstraße zwischen Backnang und Erbstetten über die B14 neu gebaut. Im Jahr später dann die neue Anschlussstelle Backnang-Mitte feierlich eingeweiht. Doch es scheint, als handele sich bei dem Brückenbauwerk um ein Montagsstück. Zumindest wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Schäden am Asphalt festgestellt, die als Blasen auf der Fahrbahnoberfläche sichtbar waren. Mit Blick auf die Verkehrssicherheit und um die Befahrbarkeit auf der K1897 aufrechtzuerhalten, wurden diese Schäden laut Regierungspräsidium (RP) Stuttgart „notinstandgesetzt“. Da die Blasen trotzdem immer wieder aufgetreten sind, erschien es der Behörde notwendig, die geschädigte Deckschicht Anfang Juli dieses Jahres zu ersetzen.

Der Beginn der Arbeiten liegt schon weit mehr als einen Monat zurück, doch die Baustelle ist immer noch nicht fertig. Mehr noch, es sind auch seit Wochen keine Arbeiter vor Ort. In all der Zeit ist die Baustelle nur einspurig befahrbar. Die Verkehrssteuerung übernimmt eine Ampel, Behinderungen sind dabei vorprogrammiert. Nicht wenige Verkehrsteilnehmer fragen sich daher, weshalb die Arbeiten so lange dauern. Die Antwort des Regierungspräsidiums ist ernüchternd. Auf Anfrage teilt die Behörde mit: „Das Entfernen der geschädigten Deckschicht auf einer Seite der Brücke hat die Ausmaße des Gesamtschadens aufgezeigt, sodass durch weitere Untersuchungen gutachterlich geklärt werden muss, worin die Schadensursache liegt. In den letzten Wochen wurden dazu umfangreiche Untersuchungen durchgeführt.“ Die Untersuchungsergebnisse sollen laut Regierungspräsidium den Umfang der notwendigen Schadenssanierung aufzeigen. Erst dann könne entschieden werden, wie die Sanierung umgesetzt wird.

Die unerfreuliche Vorahnung des Regierungspräsidiums hat sich bestätigt

Dieses erste Untersuchungsergebnis liegt inzwischen vor (siehe Infotext). Die Behörde hatte vermutlich eine böse Vorahnung, dass das Ergebnis nicht erfreulich ausfallen würde. Denn vergangene Woche warnte sie schon einmal vor: „Sollte sich die Sanierung als sehr umfangreich und zeitintensiv erweisen, wird gegebenenfalls kurzfristig eine Zwischenlösung umgesetzt, um weitere Beeinträchtigungen für Verkehrsteilnehmer möglichst zu vermeiden.“ Damals bat die Pressestelle des RP um Verständnis, „dass aufgrund des komplexen Schadensbilds im Moment keine Angabe gemacht werden kann, wann die Sanierung des Brückenbauwerkes abgeschlossen sein wird“. In der Bevölkerung kommt die Baumaßnahme an der relativ neuen Brücke nicht besonders gut an, da die Baustelle seit vielen Wochen ein großes Hindernis darstellt. Schließlich gibt es in diesem Bereich die Auf- und Abfahrten der Anschlussstelle Backnang-Mitte. Zudem nervt die Beobachter, dass die Fahrbahn in diesem Bereich zwar abgehobelt wurde, sich seitdem aber so gut wie nichts auf der Baustelle regt. So berichtet ein Leser: „Innerhalb von sechs Wochen waren Bauarbeiter nach unserem Kenntnisstand an nur einem Tag vor Ort.“

Erschwerend kommt hinzu, dass die Strecke bis Ende Juli vom Schienenersatzverkehr Backnang–Marbach genutzt wurde und es aufgrund des eng getakteten Fahrplans und der baustellenbedingten Ampelregelung „in schöner Regelmäßigkeit“ Probleme mit dem Anschluss gegeben hat.

Brückenbeton muss teilweise abgetragen werden, Behinderungen dauern noch mindestens bis November an

Vertiefende Untersuchung Bei der Untersuchung Anfang August wurde festgestellt, dass weitere vertiefende Untersuchungen notwendig waren. Daher wurde in den vergangenen Tagen mittels HDW-Verfahren (Hochdruckwasserstrahlen) der Beton auf zwei Probeflächen noch tiefer gehender untersucht.

Ergebnisse Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liegen mittlerweile vor und sind drastisch. Laut Regierungspräsidium wurde festgestellt, dass der unter dem Fahrbahnbelag liegende Brückenbeton teilweise abgetragen werden muss. Zur endgültigen Festlegung des Sanierungskonzepts ist eine statische Berechnung des Brückenüberbaus erforderlich. Diese Berechnung wurde durch die Baufirma beauftragt und wird aktuell durchgeführt. Sie soll bis Ende August vorgelegt werden. Im Anschluss daran soll noch im September mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden.

Zwei Bauphasen Aufgrund der komplexen Sanierungsarbeiten und um die Befahrbarkeit der Kreisstraße zwischen Backnang und Erbstetten aufrechtzuerhalten, muss auch mit Blick auf die Verkehrssicherheit die Sanierung in zwei Bauphasen durchgezogen werden. Dies hat zur Folge, dass die Ampelregelung bis zur vollständigen Fertigstellung der Arbeiten wechselseitig aufrechterhalten werden muss. Es ist nach derzeitigem Stand mit einer Sanierungsdauer von mindestens zwei Monaten zu rechnen. Somit dauert die Sanierung beziehungsweise die Verkehrsbeeinträchtigung noch mindestens bis November.

Wer zahlt? Die aktuellen Schäden an der Brücke sind auf Baumängel beim Brückenbau 2014 zurückzuführen. Die notwendige Schadenssanierung fällt somit laut Regierungspräsidium unter die Verpflichtung zur Beseitigung eines Baumangels durch den Auftragnehmer, der den damaligen Brückenbau durchgeführt hat. Die Arbeiten (Schadenssanierung) sind von den ausführenden Baufirmen zu erledigen. Der Schaden ist von diesen zu beheben und die Kosten sind vom Auftragnehmer zu tragen. Aus diesem Grund liegen dem Regierungspräsidium Stuttgart keine Angaben über die Sanierungskosten vor.

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Erstellt:
21. August 2023, 06:00 Uhr

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