Neue Buslinie ist für 39000 Euro zu haben

Route verbindet Kaisersbach mit Winnenden und schließt Althütte und Rudersberg mit an – Kommunen müssen mitfinanzieren

WAIBLINGEN (inf). Der Landkreis möchte eine neue Buslinie eröffnen. Sie soll Kaisersbach mit Winnenden verbinden und Althütte und Rudersberg mit anschließen. Ob die projektierte Linie 340 zustande kommt, hängt von den Kommunen ab, die an der Strecke liegen. Sie müssen ihren Teil beisteuern, um das zu erwartende Defizit in Höhe von 39000 Euro im Jahr zu finanzieren. Der Landkreis will die Hälfte davon – 19500 Euro – übernehmen. Vorgesehen ist zunächst ein zweijähriger Probebetrieb.

Den Anstoß zu dem Vorhaben hatte ein Antrag von Linken und ÖDP im Kreistag gegeben: Stephan Kober und Thomas Bezler forderten einen Direktbus von Kaisersbach über Althütte und Berglen nach Winnenden, um in akzeptabler Zeit zur S-Bahn und zum Klinikum zu gelangen. Sie rechneten vor, dass etwa die Fahrt von Althütte über Backnang nach Winnenden einschließlich Umsteigezeiten zwischen Bahn und Bus bislang etwa eine Stunde dauert. Ein Direktbus mit nur einem Halt pro Gemeinde würde dagegen nur die halbe Zeit brauchen. Die Antragsteller gingen ferner davon aus, dass diese Verbindung viele Pendler, die nach Stuttgart müssen, zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen würde und so auch ein positiver Effekt für den Klimaschutz zu erzielen wäre.

Die Kreisverwaltung kam aber nach Prüfung des Vorschlags durch den VVS zu dem Urteil, dass ein solcher Direktbus verkehrlich nicht sinnvoll und zudem unwirtschaftlich wäre: Zu wenige potenzielle Nutzer – Klinikbeschäftigte, ambulante Patienten oder andere Pendler – würden erreicht. Aber die Idee hat was, fand Verkehrsdezernent Peter Zaar. Also wurde dran weitergebastelt und ein modifiziertes Konzept entwickelt.

Fahrgastpotenzial verdreifacht sich

mit modifiziertem Linienverlauf

Der Kernpunkt dabei ist die Einbeziehung von Rudersberg mit seinen 9000 Einwohnern in den Linienverlauf. Die Strecke führt nun von Kaisersbach über Ebni und Althütte nach Klaffenbach und weiter durchs Wieslauftal nach Michelau, ehe es über Asperglen nach Berglen und schließlich Winnenden geht. Und damit, so das Landratsamt, verdreifache sich das Fahrgastpotenzial. Gleichzeitig könnte die gesamte Ortslage von Althütte mit den Haltestellen Ortsmitte und Strohhof erschlossen werden. Weiterer Vorteil: In Rudersberg-Nord ließe sich für Nutzer aus Richtung Althütte/Kaisersbach ein Anschluss an die Wieslauftalbahn herstellen. Umgekehrt könne das Naherholungsziel Ebnisee vom Remstal her besser angebunden werden. Die Strecke würde einen Lückenschluss im Busnetz zwischen Wieslauftal und Winnenden schaffen.

Die Gesamtkosten für die neue Linie belaufen sich auf rund 332000 Euro im Jahr. Den Berechnungen des VVS zufolge sind zugleich Fahrgelderlöse von etwa 293000 Euro zu erwarten, sodass sich eine Lücke von 39000 Euro ergibt. Die Summe soll zu jeweils 50 Prozent vom Landkreis und den begünstigten Kommunen aufgebracht werden.

ÖDP-Kreisrat Bezler zeigte sich im Umwelt- und Verkehrsausschuss vom Plan begeistert. Er regte an, die letzte Fahrt nicht auf 18.20 Uhr anzusetzen, sondern eine Stunde später. Klaus Riedel (SPD) zeigte sich zufrieden. Er hofft, dass die Kommunen mitziehen, um den ÖPNV zu verbessern: „Es ist noch nicht allen bewusst, wie billig es sein könnte.“

Karl Ostfalk (Freie Wähler) sah sich bei dem Vorhaben an ältere Wünsche aus dem Weissacher Tal erinnert. Der Auenwalder Bürgermeister verwies auf die Forderungen des Ortsseniorenrats nach einer Busverbindung zum Klinikum, die den Umweg über Backnang mit Umsteigen auf die S-Bahn entbehrlich macht. Die Idee wurde vom Landkreis verworfen. Das möge man sich doch bitte noch einmal anschauen. Auf den Plan gerufen sah sich auch Horst Metzger (CDU): Solche Überlegungen solle man gleichermaßen für den Raum Welzheim/Alfdorf anstellen. Ulrike Sturm (Grüne) brachte derweil die Verbindung zwischen Backnang und Schorndorf wieder aufs Tapet. Landrat Richard Sigel bremste die vielfältigen Hoffnungen: Parallelverkehre zur S-Bahn seien problematisch, und es sei immer die Frage der Finanzierbarkeit. Im Übrigen gehe es jetzt um einen konkreten Vorschlag, dem die Kreisräte dann auch unisono zustimmten.

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Erstellt:
10. Juli 2018, 06:00 Uhr

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