Neue Ideen für den Plattenwald
Der Wald ist das Naherholungsgebiet Nummer eins für die Backnanger. Allerdings, so ein Antrag der CDU im Gemeinderat, könnte er attraktiver gestaltet werden. Unter anderem ist eine Holzkugelbahn im Gespräch.
Von Lorena Greppo
Backnang. Als wohnortnahes Erholungsgebiet ist der Plattenwald in Backnang schon immer beliebt gewesen. Durch die Coronapandemie, in der andere Freizeitangebote zeitweise geschlossen hatten, nahm der Andrang noch einmal stark zu. „Streckenweise war es so voll, dass man Mühe hatte, die nötigen Abstände zu anderen Besuchern herzustellen“, erinnert sich Ute Ulfert, CDU-Fraktionsvorsitzende im Backnanger Gemeinderat. Vorwürfe macht sie deshalb niemandem: „Rauszugehen in die Natur war das Einzige, was man machen konnte, und das hat man auch gebraucht“, weiß sie. Dennoch habe die Situation aufgezeigt, dass auch im Plattenwald noch Verbesserungspotenzial besteht. Daher hat die CDU-Fraktion eine Neukonzeption für das Naherholungsgebiet Plattenwald angeregt. Zum einen gehe es darum, den Besucherzustrom zu entzerren. Zum anderen sollen die Angebote im Wald für Besucher möglichst attraktiv gestaltet werden. „Wir müssen mit der Zeit gehen“, sagt Ulfert. Die bestehenden Einrichtungen, deren Pflege der Stadt obliegt, seien zum Teil veraltet. Dass in den vergangenen Jahren beispielsweise die Calisthenics-Anlage eingerichtet und kürzlich Mountainbiketrails (siehe Infobox) geschaffen wurden, seien erste Schritte in die richtige Richtung gewesen.
Treibende Kraft hinter den Bemühungen der CDU-Fraktion ist Stadtrat Rolf Hettich. Er ist selbst viel im Plattenwald unterwegs. „Mir liegt der Wald am Herzen“, erklärt er seine Motivation. In anderen Städten und Gemeinden könne man sehen, was in einem solchen Areal alles möglich ist. Backnang soll da nicht zurückstehen. Erster Ansatzpunkt ist seines Erachtens die Beschilderung. „Wir haben hier schöne und gut frequentierte Laufstrecken und einen Trimm-dich-Pfad.“ Die meisten Backnanger würden sich gut genug auskennen, um die Wege zu finden, aber Auswärtige „kommen mit der Streckenbeschilderung nicht klar“, weiß Hettich. Diesbezüglich sei er bereits im Austausch mit Tiefbauamtsleiter Lars Kaltenleitner. Die Stadtverwaltung hat eine neue Möglichkeit der Wegbeschreibung im Blick: Im Bereich der bestehenden Parkplätze werden Infotafeln aufgestellt mit der Möglichkeit, eine interaktive Karte mit einem Smartphone abzurufen.
Eine Neukonzeption ist in Arbeit, Grundlagen und Bedarf werden ermittelt
Auch dass der Sportplatz am Waldheim brachliegt, „tut mir im Herzen weh“, sagt Hettich. Zwar könne die Stadt Backnang nichts dafür, denn das Gelände sei in Privatbesitz. Der CDU-Stadtrat hofft aber, dass mit den Eigentümern das Gespräch gesucht und eine Lösung gefunden werden kann, wie der Platz für Kinder zugänglich gemacht werden kann. „Es ist ein tolles Gelände da draußen.“ Das soll aber längst nicht alles sein. „Die Murmelbahnen haben andernorts enormen Zulauf“, hat Hettich beobachtet. So ein Projekt könne man auch im Plattenwald umsetzen. Natürlich könne man nicht ein XXL-Gebilde wie die 800 Meter lange Herzogliche Kugelbahn in Kernen im Remstal-Stetten erwarten. Aber auch eine kleinere Bahn sei für Familien sicherlich attraktiv. Der Vorschlag, berichtet Hettich erfreut, sei von Stadt- wie auch der Forstverwaltung mit Wohlwollen aufgenommen worden. Ideen dafür, wo, wie und mit wem das Ganze umgesetzt werden kann, gibt es schon. Laut Stadtverwaltung könne die Holzkugelbahn als Gemeinschaftsprojekt zwischen der Forstverwaltung und den Backnanger Schulen entstehen. „Eine Backnanger Schule ist bereits mit dieser Idee auf uns zugekommen und kann sich vorstellen, dies im Rahmen eines Schulprojekts umzusetzen“, teilt Pressesprecher Christian Nathan mit. Diese Idee sei nun auf ihre konkrete Umsetzbarkeit hin zu prüfen.
Dass die vorhandenen Einrichtungen im Plattenwald, gemessen am heutigen Bedarf, nicht mehr ausreichen, räumt man in der Stadtverwaltung ein. „Wir teilen grundsätzlich diese Einschätzung“, lässt Nathan wissen. Insbesondere im Rahmen der Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig vielfältig nutzbare Erholungsräume für die Bürgerschaft sind. „Der Plattenwald ist hierfür prädestiniert.“ Allerdings sieht die Verwaltung der Steigerung des Unterhaltungswerts auch Grenzen gesetzt: „Es muss aber darauf geachtet werden, dass die ökologischen und naturräumlichen Funktionen des Plattenwalds gewahrt bleiben.“
Derzeit arbeite die Stadt an der Neukonzeption für das Naherholungsgebiet Plattenwald. „Hierzu wird es eine Abstimmung mit den maßgeblichen Akteuren geben“, so der städtische Pressesprecher. Dies seien insbesondere die Forstverwaltung, die Naturschutzverbände, Vereine sowie die Bürgerschaft. Von diesen, also den Nutzern des Plattenwalds, kämen auch vorrangig die Ideen für eine Umgestaltung. „Aber auch private Gruppen wie zuletzt die Mountainbikeinitiative kommen mit Ideen auf uns zu“, teilt Nathan mit. „Und nicht zuletzt die Forstverwaltung hat immer wieder kreative Ideen, wie man die Schönheit und Eigenart des Plattenwalds vermitteln kann.“
Aufgrund der Vielzahl an Projekten, mit denen sich die Stadtverwaltung aktuell beschäftigt, sei man noch in der Grundlagen- und Bedarfsermittlung. Hierzu solle es auch einen Beteiligungsprozess geben. Sobald diese Phase abgeschlossen ist, würden die zuständigen Gremien und die Öffentlichkeit informiert. Ute Ulfert findet: „Es wäre eine gute Sache, das anzupacken.“ Allerdings hat sie auch die Finanzen der Stadt im Blick und weiß: „Große Baumaßnahmen werden wohl nicht möglich sein.“
Bau Seit dem Herbst vergangen Jahres gibt es im Backnanger Plattenwald verschiedene legale Mountainbiketrails. Zum einen waren es bereits bestehende Trails, die legalisiert wurden, wie etwa vom Seehof nach Strümpfelbach. Neu angelegt wurde beispielsweise eine Strecke vom Waldfriedhof, vorbei am Wildtiergehege bis zum Kirchweg. An der Gestaltung haben viele Freiwillige mitgewirkt.
Resonanz Wie gut die Mountainbiketrails im Plattenwald bei den Besuchern ankommen, könne man aktuell noch nicht abschätzen, sagt Stadtrat Rolf Hettich. In den vergangenen Wochen seien vielerorts Baumfällarbeiten im Gange gewesen oder das Wetter war nicht gut. Allerdings habe er auf den Strecken schon jetzt zahlreiche Abdrücke gefunden, das wertet Hettich als Zeichen dafür, dass sie gut befahren sein werden.
Verbesserungspotenzial Damit es zwischen den verschiedenen Nutzungsgruppen im Wald nicht zu Konflikten kommt, wünscht sich Rolf Hettich auf dem Weg vom Waldheim in Richtung Friedhof die Möglichkeit, Rad- und Fußwege besser zu trennen. Hierfür müsste ein neuer Radweg angelegt werden, erklärt er. Er suche hierzu das Gespräch mit den Mountainbikern, schließlich ist es in jedermanns Interesse, Unfällen vorzubeugen.