Neue Sporthalle wird noch mal teurer
Als der Backnanger Gemeinderat im Dezember 2016 beschloss, die marode Karl-Euerle-Halle durch einen Neubau zu ersetzen, lag die Kostenschätzung bei 11 Millionen Euro. Mittlerweile sind daraus 18 Millionen geworden. Und ob die reichen werden, ist noch längst nicht sicher.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Charlotte Klinghoffer hatte es schon vor vier Jahren geahnt. Am Ende werde die neue Sporthalle auf der Maubacher Höhe mindestens 18 Millionen Euro kosten, prophezeite die Vorsitzende der Bürgerforum-Fraktion 2018 in ihrer Haushaltsrede. Damals lag die offizielle Kostenschätzung noch bei 13 Millionen Euro und Klinghoffer wurde von einigen Stadtratskollegen der Schwarzmalerei bezichtigt. Doch offenbar hat sie mit ihrer damaligen Prognose ziemlich genau ins Schwarze getroffen. Auf
18 Millionen Euro beziffert nun nämlich auch das städtische Hochbauamt die Gesamtkosten für das Projekt. Das sind noch mal 1,4 Millionen Euro mehr, als im vergangenen Herbst bei der Haushaltsplanung veranschlagt wurden. Und der Preis könnte sogar noch weiter steigen.
Dabei wollte die Stadt bei den Kosten eigentlich auf Nummer sicher gehen. Die neue Halle sollte von einem Generalunternehmer zu einem Festpreis gebaut werden. Nachträgliche Kostensteigerungen fielen dann in das Risiko des Auftragnehmers.
Auf die Ausschreibung meldeten sich drei Interessenten, der günstigste Bieter machte ein Angebot zum Gesamtpreis von 16 Millionen Euro. Mit dem Abbruch der alten Halle, Arbeiten an der Infrastruktur und weiteren Nebenkosten werden daraus besagte 18 Millionen. Laut Baudezernent Stefan Setzer musste die Stadt angesichts der „momentan sehr dynamischen Preisentwicklung“ aber einer sogenannten „Preisgleitklausel“ zustimmen. In den ersten sechs Monaten nach Auftragserteilung werden die Kosten nun entsprechend dem Baupreisindex des Bundes angepasst. Wie viel die neue Halle tatsächlich kostet, steht deshalb erst Anfang nächsten Jahres fest. Insgesamt 3,6 Millionen Euro erwartet die Stadt als Zuschuss von Bund und Land.
Trotz des erneuten Preisschocks sind Stadtverwaltung und Gemeinderat aber gewillt, das Projekt wie geplant durchzuziehen. Bei einer Ausschusssitzung stimmten am Donnerstagabend mit Ausnahme von Steffen Degler (AfD), der sich enthielt, alle Stadträte dafür. Der Baubeschluss in der Gemeinderatssitzung am 2. Juni dürfte daher nur noch Formsache sein. Direkt nach den Pfingstferien sollen dann auch schon die Vorbereitungen für den Abbruch beginnen, der Baustart für die neue Halle ist im ersten Quartal 2023 geplant, zu Beginn des Schuljahrs 2024/25 soll sie fertig sein.
Wenn der HCOB spielt, erstrahlt die Halle in Grün
Der Baudezernent ist davon überzeugt, dass der Neubau zwar teuer, aber auch sehr schön wird. „Das wird ein Aushängeschild für unsere Stadt“, versprach Stefan Setzer. Der ausgewählte Generalunternehmer und sein Architekt, die bis zur Auftragsvergabe noch anonym bleiben müssen, hätten ein Konzept vorgelegt, das nicht nur die funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen erfülle, sondern auch gestalterisch sehr überzeugend sei. Zum Beleg präsentierte Setzer den Stadträten mehrere Visualisierungen, die einen Eindruck von der neuen Sporthalle vermitteln.
Beim Neubau würden hochwertige und langlebige Materialien verwendet, zum Beispiel mit einer Fassade aus gekanteten Blechen. Auch auf Nachhaltigkeit habe man geachtet. So werde zum Beispiel Recyclingbeton eingesetzt und die Halle bekomme einen sehr guten Dämmstandard. Zum Energiekonzept gehören außerdem eine Wärmepumpe und eine große Fotovoltaikanlage mit einer maximalen Leistung von 122 Kilowatt und einem angeschlossenen Batteriespeicher.
Auch ein bisschen Luxus leistet sich die Stadt: So wird für einen Aufpreis von rund 200000 Euro auf dem Vordach eine Terrasse angelegt, die bei Veranstaltungen genutzt werden kann. Als Anzeigetafel ist eine moderne Videowand geplant und als kleines Extra lässt sich die Halle abends in verschiedenen Farben beleuchten – fast wie die Münchner Allianz-Arena. „Wenn der HCOB spielt, leuchtet die Halle in Grün“, kündigte Setzer an. Ob die neue Arena wieder Karl-Euerle-Halle heißen wird, ist noch unklar. Laut Hochbauamtsleiter Andreas Stier gibt es auch Überlegungen, die Namensrechte an einen Sponsor zu verkaufen.
Im Gemeinderat weckten die Visualisierungen schon einmal die Vorfreude. „Das Gesamtkonzept ist sehr gelungen“, lobte SPD-Fraktionschef Heinz Franke. Sabine Kutteroff (CDU) findet die Pläne sogar „genial“. Allerdings äußerten einige Stadträte die Sorge, dass sich der Bau in die Länge ziehen könnte. Stefan Setzer räumte zwar ein, dass der Zeitplan – passend zum Bauwerk – „sehr sportlich“ sei. Allerdings werde die Baufirma schon aus eigenem Interesse Gas geben. Denn jeder Tag länger koste den Generalunternehmer Geld.
Von Kornelius Fritz
Im Januar 2020 hat der Backnanger Gemeinderat eine Exkursion nach Rottenburg unternommen, um die dortige Volksbank-Arena zu besichtigen. Die 2014 eröffnete Sporthalle ähnelt in vielen Punkten dem, was bis 2025 auf der Maubacher Höhe entstehen soll. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: den Preis.
Während die Stadt Rottenburg ein echtes Schnäppchen machte und ihre Halle für neun Millionen Euro bekam, muss Backnang nun das Doppelte bezahlen – wenn das überhaupt reicht. Das ist vor allem deshalb bitter, weil man auch in Backnang schon viel früher mit dem Bau hätte beginnen können. Der Grundsatzbeschluss für den Hallenneubau wurde schließlich schon vor sechs Jahren gefasst. Allerdings verging dann viel Zeit mit dem Warten auf mögliche Zuschüsse, während gleichzeitig die Baupreise immer weiter stiegen. Rückblickend wäre es wahrscheinlich günstiger gewesen, man hätte auf die Förderung verzichtet und sofort mit dem Bau begonnen.
Aber das lässt sich heute nicht mehr ändern, und es wäre falsch, den Neubau jetzt noch einmal infrage zu stellen. Denn die Backnanger Schulen und Vereine brauchen die neue Halle dringend, und billiger wird man sie auch in Zukunft nicht bekommen. Deshalb hilft jetzt nur noch die Devise: „Augen zu und durch!“
k.fritz@bkz.de