Neuer Netto-Markt in Oberbrüden
Gemeinde, Planer und Investor favorisieren den Standort an der Sporthalle zwischen Kreisstraße und Allwettersportplatz. Der Gemeinderat befürwortet einstimmig den Neubau. Zum Grundwasserschutz müssen noch entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Von Florian Muhl
Auenwald. Das Vorhaben des Betreibers und auch des Investors des bestehenden Netto-Markts in Mittelbrüden, sich räumlich zu verändern, ist einen Schritt weiter. In seiner jüngsten Sitzung befürwortete der Auenwalder Gemeinderat einstimmig, dass der entsprechende Bebauungsplan „Bruckwiesen – Lebensmittelmarkt“ aufgestellt wird. Hintergrund der Neubaupläne ist, dass der bestehende Netto-Markt in Mittelbrüden bereits 20 Jahre alt und nicht mehr der modernste Lebensmittelmarkt ist. Er müsste optimiert werden, wie die Fachleute sagen, und zwar hinsichtlich des Betriebsablaufs und der Verkaufsraumgestaltungen. Zusätzlich ist der Raumbedarf gewachsen.
„Die Märkte müssen heute mehr denn je auf die ältere Bevölkerung Rücksicht nehmen und die Verkaufsflächen barriereärmer gestalten, das heißt, die Gänge müssen breiter und übersichtlicher sein“, teilt Diplom-Ingenieur (FH) Jochen Roos mit. „Außerdem sollten alle Funktionen möglichst auf einer Ebene sein. Standorte, die eine zweigeschossige Bebauung erfordern, sind daher von vorneherein eher ungeeignet“, so der freie Landschaftsarchitekt aus Backnang weiter. Allerdings gibt es am bisherigen Standort am Ortsende von Mittelbrüden in Richtung Unterbrüden hinsichtlich der vorhandenen Grundstücksfläche keine realistische Erweiterungsmöglichkeit. Deshalb hatte der Discountermarktbetreiber bei der Gemeinde nach einer Neubaumöglichkeit für einen Markt in Auenwald nachgefragt, in dem dann der Markt nach Fertigstellung betrieben werden kann.
Aus Sicht der Landschaftspflegedas geringste Eingriffspotenzial
Nach eingehendem Standortvergleich mit weiteren Möglichkeiten ist das Areal im Gewann Bruckwiesen in Oberbrüden, zwischen der Kreisstraße, der Sporthalle, dem Allwettersportplatz, dem Musikerheim und dem Tiefbrunnen Mittelbrüden gelegen, priorisiert, teilte Bürgermeister Kai-Uwe Ernst mit. Die bereits vorhandene Abfahrt von der Kreisstraße1826 zu den Sportanlagen kann mitgenutzt werden. Der Geltungsbereich des Plangebiets umfasst eine Fläche von etwa 0,7 Hektar. „Auch der Investor des Lebensmittelmarkts hat sich klar für diesen Standort ausgesprochen“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Demnach dürfte aus Sicht der Landschaftspflege und der Region dieser Standort – nach der Nullvariante – das geringste Eingriffspotenzial besitzen. Für den Bodenschutz, die Gewässerökologie und den Hochwasserschutz bestehen hier laut Gemeindeverwaltung keine Bedenken.
Um die bereits etablierte Nahversorgung in diesem Bereich weiterhin gewährleisten zu können, empfiehlt die Verwaltung daher, den Bebauungsplan „Bruckwiesen – Lebensmittelmarkt“ aufzustellen. „Die Grundstücksverhandlungen haben sich positiv gestaltet“, sagte Bauamtsleiter Pierre Mayer in der Gemeinderatssitzung.
Fragen aus dem Gremium gab es zum Thema Grundwasserschutz. Laut rechtskräftigem Flächennutzungsplan der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Backnang liegt der Geltungsbereich des Bebauungsplans in den Wasserschutzzonen II und III für den Tiefbrunnen Mühlwiesen der Gemeinde Auenwald. Und im Regionalplan des Verbands Region Stuttgart ist das Areal als Wasserschutzgebiet vermerkt. Die Zone II ist das sogenannte engere Einzugsgebiet und schützt insbesondere vor Beeinträchtigung des Grundwassers in mikrobiologischer und physikalischer Hinsicht.
Beim Bau sind wasserrechtliche Anforderungen zu beachten
Bei der Planung des Vorhabens und dem Bau sind etliche wasserrechtliche Anforderungen zu beachten. So ist vor der Bebauung ein hydrogeologisches Gutachten erforderlich, das Aussagen zu erforderlichen Schutz-, Überwachungs- und Ausgleichsmaßnahmen bezüglich der Trinkwasserfassung trifft. Auf tiefe Bauwerksgründungen und sonstige tiefe Eingriffe in den Untergrund muss verzichtet werden. Zudem sind bei der Verlegung von Abwasserleitungen erhöhte Anforderungen an die Dichtheit und regelmäßige Prüfbarkeit zu stellen und eine Versickerung des Niederschlagswassers oder Retention ist nicht möglich. Darüber hinaus sind Straßen, Zufahrten und Parkplätze flüssigkeitsdicht auszuführen. Der Investor ist über den Anforderungskatalog laut Bürgermeister Ernst bereits umfangreich informiert worden.
Markus Bäßler (Unabhängige Wählergemeinschaft) erkundigte sich nach der Höhe des Gebäudes im Vergleich zur Umgebungsbebauung. Das stünde noch nicht fest, so der Bauamtsleiter. Man solle aber doch darauf achten, dass man im Vergleich zur Sporthalle nicht zu hoch komme, forderte Bäßler. Mayer sagte zu, später Pläne beizulegen, aus denen die Höhenverhältnisse im Vergleich zur Sporthalle ersichtlich sind.
Nichts ist unmöglich, der Bau eines Kreisverkehrs soll geprüft werden
Auch die geplante Anfahrt zum neuen Netto-Markt sorgte für Diskussionsbedarf. Die Haupterschließung ist über die Straße Bruckwiesen geplant, die direkt in die Kreisstraße1826 einmündet. Diese Einmündung muss laut Planer Jochen Roos so ausgebaut werden, dass ein Lastzug, ohne die Gegenspur mitbenutzen zu müssen, ein- und ausfahren kann. Die Einmündung sollte einen Fahrbahnteiler erhalten, damit der Verkehr auf dem straßenbegleitenden gut genutzten Fuß- und Radweg sicherer queren kann. Mehrere Gemeinderäte regten an, über eine Erschließung im Bereich der sogenannten Niere auf der Kreisstraße nachzudenken. „Kann man nicht eine Abbiegespur vorsehen, dass man da nicht unten reinmuss?“ fragte Volker Wengert von der Neuen Liste (NLA). „Ein Kreisverkehr geht ja an der Stelle gar nicht, weil’s ja da auf der anderen Seite fast senkrecht hochgeht.“ Der NL-Rat fragte, ob da noch was zu machen sei oder ob das alles schon in trockenen Tüchern wäre. Bauamtsleiter Mayer wies darauf hin, dass man sich derzeit noch in der Planungsphase befände und der erste Entwurf vom Büro Roosplan stamme. In Abstimmung mit der Verkehrsbehörde hätte man da noch Spielraum.
„Meiner Ansicht nach: Nichts ist unmöglich“, leitete Gerhard Seiter seine Wortmeldung ein. „Wir sollten die Möglichkeit intensiv betrachten, ob dort ein Kreisel möglich ist. Mein Vorschlag: Die Niere kommt weg und dort einen Kreisel einplanen – unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit.“ Bürgermeister Ernst wies darauf hin, dass es sich hierbei um eine Kreisstraße handle und solche Forderungen deshalb mit dem Landratsamt abzusprechen seien.