Neues Domizil für die Feuerwehr im Süden
Das gemeinsame Feuerwehrhaus für die Backnanger Abteilungen Waldrems, Heiningen und Maubach ist eingeweiht. Zur feierlichen Übergabe des symbolischen Schlüssels für das 6,2 Millionen Euro teure Gebäude kommen zahlreiche geladene Gäste in die Neckarstraße.
Von Florian Muhl
Backnang. „Dies ist keine gewöhnliche Einweihung; es ist vielmehr eine Einweihung, die den Geist der Gemeinschaft und den Glanz der Zukunft feiert“, sagte Maximilian Friedrich, als er das neu gebaute Feuerwehrhaus Süd gestern Nachmittag seiner offiziellen Bestimmung übergab. „Wer hätte gedacht, dass der Weg zu diesem glänzenden, neuen Feuerwehrhaus so lang und hindernisreich sein würde?“ stellte Backnangs Oberbürgermeister die rhetorische Frage, um dann selbst einen Blick zurück zu werfen. „Es begann im fernen Jahr 2008, also sage und schreibe vor 15 Jahren, als die Stadtverwaltung ein erstes Raum- und Funktionsprogramm präsentierte.“
Es folgten Machbarkeitsstudien in den Jahren 2016 und 2019. In einem umfangreichen Auswahlverfahren wurden insgesamt 13 Standorte auf ihre Eignung untersucht. Eine Bürgerinitiative hatte sich gegründet, die vehement gegen den jetzigen Standort in der Neckarstraße 92 gekämpft hatte (wir berichteten mehrfach). „Schlussendlich haben wir den am besten geeigneten Standort gefunden, an dem wir uns heute befinden“, sagt Friedrich in seiner Festrede.
Bezüglich der Landesfördermittel wandte sich der Rathauschef mit folgender Bitte an die beiden Landtagsabgeordneten Gernot Gruber und Daniel Lindenschmid: „Das Land möge kritisch und konstruktiv die Förderbedingungen hinterfragen, weil bei einem solchen Neubau zählt dann insbesondere die Anzahl der neu zu schaffenden Stellplätze und deshalb war es uns nicht möglich, über den Rahmen der Förderung von 275000 Euro hinaus zu gehen.“ Der OB dankte für den Zuschuss, hätte sich aber über eine noch stärkere Unterstützung für das Ehrenamt gefreut.
Der Wunschname Feuerwache Süd fiel dem Normen-Wahn zum Opfer
„Eigentlich hätte es nach unseren Vorstellungen Feuerwache Süd heißen sollen“, begann Bernd Haisch seine Rede. „Aber dieser Name fiel dem Normen-Wahn zum Opfer“, so der Abteilungskommandant von Heiningen weiter, der auch im Namen seiner beiden Kollegen Oliver Gräter (Waldrems) und Oliver Werner (Maubach) sprach. Auch Haisch blickte zurück, ins Jahr 1983. Da hatte Heiningen 500 Einwohner, Waldrems 1000 und in Maubach gab es die ersten Hochhäuser. „Vor 40 Jahren gab es im Süden gerade mal ein Löschfahrzeug, und das ohne Wassertank.“ Heiningen und Maubach waren nur mit einem Anhänger ausgestattet, der mit einem Schlepper bewegt wurde. Was für ein Unterschied zur aktuellen Zeitrechnung. „Die Fertigstellung der B14 mit großem Tunnelabschnitt wird in naher Zukunft eine weitere Herausforderung für die Abteilung Süd darstellen“, sagte Haisch. Und weiter: „Mit dem Bau von fünf Fahrzeugboxen – was viele Argumente brauchte und für uns ein zähes Ringen war – sind wir auch auf diese Aufgabe vorbereitet.“
Erstmals die konsequente Schwarz-Weiß-Trennung umgesetzt
Für den Freien Architekten Martin Wypior aus Stuttgart war es bereits das sechste Feuerwehrgerätehaus, das er bereits baute. Aber in Backnang hat er zum ersten Mal die konsequente Schwarz-Weiß-Trennung umgesetzt. Schwarz steht für schmutzige Kleidung, die beim Einsatz vom Ruß schwarz gefärbt wird und weiß steht für sauber, wenn die Feuerwehrmänner und -frauen aus der Dusche kommen, wie Erster Bürgermeister Stefan Setzer auf Nachfrage erklärte. Damit die Giftstoffe, die beim Einsatz an der Kleidung anhaften können, nicht weiter verschleppt werden, wurden im Feuerwehrhaus Süd die Räumlichkeiten für das Ablegen der Einsatzkleidung strikt von den sanitären Anlagen und den Umkleideräumen getrennt.
Einer, der sich ganz besonders aufs neue Feuerwehr-Domizil freut, ist Henning Rauh. „Das Gebäude ist echt cool. Da ist jetzt so viel Platz drin“, strahlt der Elf-Jährige aus Waldrems , der seit zwei Jahren zur Jugendfeuerwehr gehört. Super findet er auch, dass der Nachwuchs jetzt seinen eigenen Raum hat. Da steht auch schon ein Fußballkicker, den ein Feuerwehrmann gespendet hat.
Die Ortsvorsteherinnen Regina Konrad (Waldrems) und Natascha Bobleter (Heiningen) sowie Ortsvorsteher Karl Scheib (Maubach) überraschten die Feuerwehrleute mit einem Gedicht und einem großen Grill als Einweihungsgeschenk. Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte der Musikverein Maubach mit Dirigent Daniel Roncari.
Was mit den drei seitherigen Feuerwehrgerätehäusern geschieht, steht laut Stefan Setzer noch nicht fest. Eventuell werden sie als Lagerstätten dienen können.
Einweihungsfest Am heutigen Samstag beginnt das Einweihungsfest in Waldrems, Neckarstraße 92, um 17 Uhr mit dem Festbetrieb (Barbetrieb ab 21 Uhr). Am morgigen Sonntag ist um 10 Uhr Gottesdienst. Um 11 Uhr beginnt der Festbetrieb, ab 12 Uhr Mittagstisch mit dem Musikverein Maubach, ab 14 Uhr Kaffee und Kuchen, um 14.30 Uhr Schauübung der Jugendfeuerwehr. An beiden Tagen Kinderprogramm mit Rundfahrten im Feuerwehrauto und Führungen durchs neue Haus (Sonntag ab 13 Uhr).Kosten Die geplanten Gesamtkosten belaufen sich laut OB Friedrich auf rund 6,2 Millionen Euro.
Grunddaten Die Grundfläche beträgt rund 1360 Quadratmeter, der Rauminhalt 5630 Kubikmeter (brutto).
Bauweise wegen des Lehmbodens wurden 70 jeweils 13,5 Meter lange Pfähle in den Boden gerammt, auf denen die Bodenplatte aufgesetzt wurde. Die Außenwand ist zweischalig mit einer langlebigen Klinkerfassade.
Ausstattung Pelletheizung, Fotovoltaikanlage, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Notstromversorgung.
Räume große Fahrzeughalle, Umkleideräume für Frauen, Männer und Jugend, Sanitäranlagen, Seminarraum, Jugendraum, Loggia mit einer Anleiter-Übungsfläche, Funkzentrale, Lagerraum.
Beteiligte Architekturbüro Wypior, 37 Firmen, 12 Fachplaner und Gutachter.
Chronologie Raum- und Funktionsprogramm 2008, Machbarkeitsstudien 2016 und 2019, Bebauungsplanverfahren 2016 bis 2019, Entwurfsplanung 2020, Baugenehmigung und Spatenstich 2021, Richtfest 2022.