Neues Headquarter für L-Mobile

Das IT-Unternehmen in Sulzbach an der Murr ist mit seinen Softwarelösungen für Kunden aus den verschiedensten Bereichen offenkundig auf Wachstumskurs. Der gestiegenen Zahl an Mitarbeitern trägt die Firma mit neuen Gebäuden Rechnung.

Das geplante neue Hauptquartier der Firma L-Mobile Im Horben in Sulzbach: Ins Erdgeschoss kommt die Produktausstellung, darüber werden die Büros liegen und unter dem Dach sind Apartments für die Mitarbeiter geplant. In dem Verbindungsstück mittig der beiden dreistöckigen Gebäudetrakte wird ein Veranstaltungssaal eingerichtet. Foto: L-Mobile

Das geplante neue Hauptquartier der Firma L-Mobile Im Horben in Sulzbach: Ins Erdgeschoss kommt die Produktausstellung, darüber werden die Büros liegen und unter dem Dach sind Apartments für die Mitarbeiter geplant. In dem Verbindungsstück mittig der beiden dreistöckigen Gebäudetrakte wird ein Veranstaltungssaal eingerichtet. Foto: L-Mobile

Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. Die IT-Firma L-Mobile ist ein prosperierendes Unternehmen, das ist ganz offensichtlich. Nachdem erst im September 2018 im örtlichen Gewerbegebiet Horben ein Neubau mit Kantine, Ausstellungsräumen, Büros und Apartments eröffnet wurde, stehen jetzt schon die Pläne für ein weiteres Gebäude als Headquarter, also Hauptsitz, kurz vor dem Bauantrag – die Anzahl der Mitarbeiter hat sich seitdem nahezu verdoppelt. Zwei weitere, kleinere und miteinander verbundene Bürogebäude sollen in einem zweiten Bauabschnitt folgen. Um die Gebäude in der geplanten Höhe von drei Stockwerken bauen zu können, muss allerdings der bestehende Bebauungsplan von 1988 abgeändert werden. Dieser sieht eine Gebäudehöhe von maximal neun Metern vor, plus zwei Meter für ein zurückgesetztes Staffeldachgeschoss. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde der Entwurf für diesen 0,78 Hektar umfassenden vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Horben-Nord“ vorgestellt.

Die IT-Firma von Günter Löchner aus Murrhardt bietet unter anderem mobile Datenerfassung für digitalisierte Lagerlogistik, Produktion, Objektverfolgung sowie Einsatzplanung für Außen- und Kundendienst an. „Wir ersetzen das Papier“, wie Vermarktungsleiter Christian Gmehling erklärt und nennt ein einfaches Beispiel: Ein Kunde bestellt ein Ersatzteil. Statt eines Papierausdrucks nimmt sich der Mitarbeiter ein kleines Mobilgerät, das mit der Bestellung aufgeladen ist; dieses nennt ihm auch gleich den Standort der Ware.

Die Asymmetrie ergibt sich durch die Anpassung an das Sumpfbiotop neben der Bundesstraße.

Der Strichcode wird eingescannt und dadurch kann auch gleich digital die Rechnung erstellt und im Idealfall per E-Mail verschickt werden. „Außerdem ist so auch eine Individualisierung selbst innerhalb der Massenproduktion möglich.“ Zum Beispiel die Naht eines Standardkleidungsstücks auf Kundenwunsch in einer anderen Farbe – was dann freilich auch beim richtigen Kunden ankommen soll. Industrie 4.0 nennt sich das Ganze und soll vor allem mittelständische Unternehmen ansprechen.

Gerade weil sich mancher potenzielle Kunde darunter nicht viel vorstellen kann, sollen im jetzt geplanten Herzstück des Unternehmens – in sogenannten Showrooms – Modelle von Geräten aufgebaut werden, an denen die digitalisierte Fabrikation erläutert wird. Diese Räume sollen zwei Drittel ausmachen im Erdgeschoss des verschoben viereckigen Gebäudes gegenüber dem bestehenden Trakt im Gewerbegebiet Horben. Die Asymmetrie ergibt sich durch die Anpassung an das Sumpfbiotop neben der Bundesstraße. Dieses wurde seinerzeit als ökologische Ausgleichsfläche für das Gewerbegebiet angelegt. Im letzten Drittel des Erdgeschosses sollen Aufnahmestudios für Erklärvideos und kontaktlose Online-Schulungen entstehen. Diese seien essenziell, gerade in heutigen Zeiten, so Gmehling. Man möchte auf diesem Gebiet autark sein. In den beiden Geschossen darüber sollen Büros für rund 180 Mitarbeiter entstehen und unter dem Dach 17 Apartments für Gäste, Schulungsteilnehmer und wohnungssuchende Mitarbeiter. Da trotz Digitalisierung in der Firmenphilosophie viel Wert auf persönlichen Kontakt gelegt wird, der hoffentlich auch bald wieder möglich sein wird, soll ein Saal neben dem begrünten Innenhof als Konferenz- und Veranstaltungsraum genutzt werden: für firmeninterne und auch kulturelle Zwecke. Ein Bistro mit 60 Sitzplätzen sorgt für Gemütlichkeit, das eigentliche Betriebsrestaurant bleibt jedoch im alten Gebäude.

Das Baugesuch soll im Januar eingereicht werden. Man hofft, im kommenden Herbst anfangen zu können und rechnet dann mit einer Bauzeit von einem Jahr. Die Parkplätze, die durch das Gebäude wegfallen, können zunächst auf die unlängst erworbene Brachfläche zwischen Bundesstraße und Norma-Discounter verschoben werden, wo lange Zeit schon Gebrauchtwagenhändler ihre Autos stehen hatten. Allerdings sollen bei Bedarf an dieser Stelle zwei weitere Bürogebäude für weitere 347 Mitarbeiter errichtet werden – insgesamt wären es hernach rund 500. Dann allerdings müsste spätestens die Erschließung des angrenzenden Gewerbegebiets Horben II in Angriff genommen werden, welches die rund 2,5 Hektar landwirtschaftliche Fläche zwischen Bundesstraße, Lauter, Feldweg und Wassergraben umfasst.

Hochwasserthema und Abstand zur B14 sind noch zu klären.
Auf diesem derzeit idyllischen Fleckchen mit Acker und Streuobstwiesen soll dann nämlich unter anderem ein Parkhaus erstellt werden, um die erforderlichen Stellplätze für die L-Mobile-Mitarbeiter vorweisen zu können. Auch andere gewerbliche Interessenten hätten angefragt, berichtet Bürgermeister Dieter Zahn mit dem Hinweis auf den Mangel an geeigneten Flächen in der Gemeinde. Zu klären seien allerdings noch das Hochwasserthema sowie der vorgeschriebene Abstand zur Bundesstraße.

„Also, über das Stellplatzproblem müssen wir noch einmal sprechen“, wendet Achim Magenau als Sulzbacher Ratsmitglied ein. Denn landwirtschaftliche Flächen seien ebenfalls knapp in Sulzbach, zumal seit der Flurbereinigung und der Ausweisung eines weiteren Baugebiets. Insgesamt aber freue man sich sehr, dass die Firma ihren Schwerpunkt in Sulzbach setzt. Schließlich hat sie außer in Deutschland auch Niederlassungen in Tunesien, Ungarn und der Schweiz. Aber das kleine Sulzbach im Schwäbischen Wald ist das Zentrum. „Ein kleines Zentrum für die Digitalisierung der Industrie 4.0“, spinnt Marketingmanager Gmehling die Zukunftsvision von L-Mobile weiter: „Man muss dann unbedingt mal in Sulzbach gewesen sein, um up to date zu sein“, also auf der Höhe der Zeit.

Für Marketingchef Christian Gmehling ist L-Mobile als „kleines Zentrum der Digitalisierung der Industrie 4.0“ auf einem guten Weg. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Für Marketingchef Christian Gmehling ist L-Mobile als „kleines Zentrum der Digitalisierung der Industrie 4.0“ auf einem guten Weg. Foto: J. Fiedler

Weitere Arbeitsplätze

Es wird ein elegantes Veranstaltungszentrum in Sulzbach gebaut. Einerseits werden hier fachspezifische Veranstaltungen der L-mobile durchgeführt. Andererseits soll das kulturelle Leben der Sulzbacher erweitert werden. Angedacht sind hier Konzerte und Vorträge unterschiedlichster Art. Darüber hinaus soll der Veranstaltungsbereich auch extern vermietet werden, zum Beispiel an private Feiern.

Außerdem wird eine mehrere Hundert Quadratmeter große „Digital Factory“ gebaut, in der gezeigt wird, wie moderne digitalisierte Fertigungen, Logistik und Kundenserviceprozesse aussehen werden. Industrie 4.0 direkt zum Anfassen. Schon heute existiert eine erste, kleinere Version. Hier werden Besucher aus ganz Deutschland empfangen. Das Feedback sei sehr gut, berichtet Christian Gmehling. Aktuell finden die Führungen natürlich online statt.

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Erstellt:
11. Januar 2021, 06:00 Uhr

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