Neues Leben für defekte Geräte
Der erste Reparaturtreff in Oppenweiler findet großen Anklang – So manche Maschine wird wieder zum Laufen gebracht
Was lange währt, wird endlich gut: Vor etwa zwei Jahren haben Ehrenamtliche aus der Lokalen Agenda-Gruppe in Oppenweiler geplant, einen Reparaturtreff ins Leben zu rufen. Unter anderem hat die Frage nach den Räumlichkeiten zu Verzögerungen geführt. Nun hat der Treff erstmals stattgefunden.

© Pressefotografie Alexander Beche
Während sich Günter Schopf (Mitte) eines Induktionskochfelds annimmt, das Gerhard Müller (links) mitgebracht hat, kümmert sich Wolfgang Schneider (rechts) um einen kaputten Föhn. Fotos: A. Becher
Von Lorena Greppo
OPPENWEILER. Es wird gelötet, geschraubt und geölt im Werkraum der Murrtalschule. Der Andrang beim ersten Reparaturtreff hat die Veranstalter verblüfft: „Ich hatte gedacht, dass wir beim ersten Termin vor allem rumstehen und warten, dass jemand kommt“, räumt Hagen Hofmeister lachend ein. Er hat die Veranstaltung federführend organisiert. Doch die erwartete Ruhe war ihm nicht vergönnt, im Gegenteil: „Wir haben hier eine kaputte Bohrmaschine, kann sich darum jemand kümmern?“, ruft Meiken Schönefeld, die Sprecherin der Lokalen Agenda, die sich ebenfalls in der Organisation des Reparaturtreffs einbrachte. „Sobald ich mit der Nähmaschine fertig bin“, lautet Hofmeisters Antwort.
Besagte Nähmaschine gehört Lina Verhaegen. Sie habe am Vorabend eine Hose kürzen wollen, erzählt sie. Doch die Maschine sei unregelmäßig gelaufen. „Heute dann hat sie beim Einschalten komisch gerochen“, schildert Verhaegen. Eine Freundin habe sie auf den Reparaturtreff aufmerksam gemacht. „Ich dachte mir: warum nicht?“ Nun also schaut sich Hagen Hofmeister die Sache an. Er ist einer von gut 15 Ehrenamtlichen, die sich im Reparaturtreff einbringen. Dabei decken sie eine breite Palette an Leistungen ab – von Elektrotechnik über Holzarbeiten, Reparaturen an Fahrrädern, Textilien und Holzprodukten sowie Hilfe beim Einrichten von digitalen Medien.
Der Treff hat auch eine Begegnungsfunktion
Dass aber die Besucher ihre kaputten Geräte zur Reparatur abgeben und es sich solange gemütlich machen, das funktioniert nicht – auch wenn es beim Reparaturtreff Kaffee und Kuchen gibt. Die Gäste werden dazu angehalten, selbst mitzumachen oder zumindest dabei zu bleiben. Auch müssen sie einen Haftungsausschluss unterschreiben, denn die Ehrenamtlichen können nicht garantieren, dass sie jedes Gerät wieder einsatzfähig machen. Gerhard Müller beispielsweise hat ein Induktionskochfeld mitgebracht. „Sobald man den Topf daraufstellt und es anschaltet, geht es aus“, erklärt er – eine Art Kurzschluss.

© Pressefotografie Alexander Beche
Hagen Hofmeister repariert eine Kaffeemühle. Ihr Innenleben war ein wenig verharzt.
Er habe das Gerät bereits reklamiert und auch sein Geld zurück erhalten. Das defekte Gerät wollte der Händler nicht wieder zurück haben. Günter Schopf, der sich im Feld der Elektrotechnik auskennt, nimmt sich dem Fall an. „Da wollen wir doch mal reinschauen.“ Gesagt, getan – das Kochfeld wird gleich mal aufgeschraubt und auf Herz und Nieren geprüft. Nachdem er offensichtliche Defekte ausgeschlossen hat, muss Schopf allerdings eingestehen: „Ich kann den Fehler nicht finden.“ Gerhard Müller nimmt es gelassen: „Einen Versuch war‘s wert.“ Einen Wasserkocher hat er auch noch mit dabei, da stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Reparatur besser.
Auch wenn vielleicht nicht jede Reparatur klappt, so hat der Reparaturtreff auch über die Müllvermeidung hinaus einen Mehrwert, hebt Bürgermeister Bernhard Bühler hervor, der bei der Premiere einige Worte sprach. Eine gewisse Begegnungsfunktion komme ebenfalls zum Tragen sowie auch die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen. „Es ist eine neue Einrichtung mit mehrfachem und nachhaltigem Nutzen“, sagt er, weshalb die Gemeinde Oppenweiler sich auch an den Kosten beteiligt. Sie stellt nicht nur den Raum, sondern übernimmt auch die Versicherung und schafft das eine oder andere neue Werkzeug an. Einiges war aber auch schon für den Schulbetrieb vorhanden – seit die Murrtalschule aber eine reine Grundschule ist, wird der Raum seltener genutzt. „Ich habe mich in den Repair-Cafés der Umgebung umgeschaut“, sagt Hagen Hofmeister. „Wenige haben von Anfang an so eine tolle Ausstattung wie wir.“
Oft sind es Kleinigkeiten, die die Ehrenamtlichen schnell beheben
Was die Besucher mitbringen, könnte unterschiedlicher kaum sein. Neben Nähmaschine, Bohrer und Kochfeld finden auch ein altes Radio und ein Toaster ihren Weg in den Werkraum. Manche Dinge lassen sich leicht reparieren. „Oft sind es Kleinigkeiten wie Kabelbrüche“, erklärt Wolfgang Schneider während er einen Föhn repariert. „Etwas deswegen wegzuwerfen wäre schade.“ Und siehe da, mit neuem Kabel läuft der Föhn. Auch Linda Verhaegens Nähmaschine funktioniert inzwischen wieder. Das Innenleben war verharzt, erklärt Hofmeister. Mit ein wenig Spezialöl hat er die Maschine wieder zum Laufen gebracht. Das gleiche Rezept führt auch bei Hildebert Flödls Kaffeemühle zum Erfolg. Diese hatte eine Woche zuvor den Geist aufgegeben, erzählt der Besitzer. Und da er gute Erfahrungen mit Reparaturtreffs gemacht hat – in Backnang wurde sein Kassettenrekorder repariert – hat er vorbeigeschaut. Mit dem Ergebnis ist er auch dieses Mal zufrieden. Zeit, um sich auszuruhen, bleibt Hagen Hofmeister aber nicht. Schon kommen die nächsten Gäste an. Sie haben eine Stehlampe und einen CD-Player im Gepäck.
Der nächste Reparaturtreff in Oppenweiler findet am Donnerstag, 17. Oktober, von 16 bis 19 Uhr in der Murrtalschule statt.