Nicht vergessen, wie’s früher war

Das Heimatmuseum Althütte platzt aus allen Nähten, doch bald soll sich die Ausstellung auf mehrere Räume ausweiten

Das Heimatmuseum ist in Althütte eine Institution, direkt neben dem Rathaus gelegen. Ein Verein sorgt dafür, dass das Leben und Handwerk aus vergangenen Zeiten nicht in Vergessenheit gerät. Und das wird angenommen: von Besuchern und von Menschen, die ihre alten Schätze ans Museum abgeben.

Tanja Schaile-Kiesel, Helmut Dreher und Jo Nagel kümmern sich mit dem Heimat Kultur Vereins um das Heimatmuseum. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Tanja Schaile-Kiesel, Helmut Dreher und Jo Nagel kümmern sich mit dem Heimat Kultur Vereins um das Heimatmuseum. Foto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Knarzend biegt sich der Holzboden unter jedem Schritt. In dem kleinen Raum im Dachgeschoss des Geburtshauses von Anna Haag befindet sich das Heimatmuseum. In jahrelanger Sammelarbeit hat sich hier Einiges zusammengetragen, was an das Leben in vergangenen Zeiten erinnert. Viele handwerkliche Berufe und deren Werkzeuge und Materialien finden sich in dem ehemaligen Klassenzimmer.

Und was gleich beim Hineingehen verwundert: Keine Nachricht, kein Hinweis, keine Bitte, hier nichts zu berühren. Im Gegenteil, erklärt Museumsleiter Helmut Dreher: „Wir sind ein lebendiges Museum. Man darf hier ausprobieren und selbst was machen.“ Die Kinder, die hier herkommen, freuten sich immer, weiß er.

Kinder kommen viele, gehört ein Besuch des Heimatmuseums doch zum Lehrplan der Althütter Grundschule. Denen zeigt Dreher dann, wie man früher Dachschindeln aus Holz hergestellt hat und erklärt, wie die das Dach dicht gehalten haben. Eine für Althütte ganz besondere Sache zeigt er den Besuchern immer gerne: Wie man Rechen macht. Denn in Althütte wurden im 19. Jahrhundert so viele Rechen hergestellt, dass sie nur noch die „Rechenspitzer“ genannt wurden. Helmut Dreher ist einer der wenigen, der das alte Handwerk heute noch beherrscht. Die Rechenzähne herzustellen, macht den Kindern immer besonders viel Spaß, die dürfen sie dann selbstverständlich mit nach Hause nehmen. Ein Stück Geschichte im Schulranzen quasi.

In der anderen Ecke des Raumes befindet sich das Schuhmacherzeug, dort ein paar alte Ski, da die Küchenutensilien. „Die Leute denken an uns, wenn sie zu Hause etwas Altes finden“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Tanja Schaile-Kiesel. Wohl auch deshalb wird ihnen der Platz in diesem einen Zimmer zu knapp. Sobald das Ärztehaus fertig ist, wird der Arzt im Untergeschoss Platz machen für eine Erweiterung des Heimatmuseums. „Wir sind gerade am Überlegen, wie wir das Ganze dann aufziehen wollen“, erklärt Jo Nagel, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Heimat Kultur Vereins zuständig ist. Der wurde 2016 gegründet, seitdem kümmert der sich um das Heimatmuseum und darum, dass die Geschichte der Gemeinde nicht verloren geht.

Wie das Führungskonzept in Zukunft aussehen soll, oder ob Sonderausstellungen möglich sind, das steht für den Verein mit den 75 Mitgliedern als nächstes auf dem Plan. Zuerst wollen sie aber eine Bestandsaufnahme machen: Wie viele Teile sind eigentlich da und was alles genau? Vor vielen Jahren waren es einmal 1200 Teile, die Zahl habe sich aber sicherlich verdoppelt, nimmt Tanja Schaile-Kiesel an.

Das Heimatmuseum ist zurzeit an bestimmten Tagen und auf Anfrage geöffnet. Leider können Leute, die nicht mehr gut zu Fuß sind oder im Rollstuhl sitzen, die Ausstellung nicht besuchen – eine Treppe führt ins erste Stockwerk. Auch deshalb sei es ein guter Fortschritt, wenn man die Räumlichkeiten unten ebenfalls nutzen könne, so Dreher.

Verein plant ein Buch mit Fotos

und Geschichten aus Althütte

Aktuell hat der Verein ein besonderes Projekt in der Mache: Es soll ein Buch geben mit besonderen Fotos und Geschichten aus Althütte. Dafür legen sich die Vereinsmitglieder ganz schön ins Zeug und suchen, recherchieren, tragen zusammen, erfassen – und hören zu. Dabei kommen immer wieder spannende Episoden zusammen.

Dachböden, Keller und vor allem alte Bauernhöfe bergen den ein oder anderen Schatz, der nur darauf wartet, gehoben zu werden. Das, was früher war, darf nicht verloren gehen, da sind sich die Vereinsmitglieder einig. Schon lange im Heimatmuseum hilft Till Semet mit. Bereits als er zehn Jahre alt war, wusste er bestens Bescheid. Jetzt ist er 18 Jahre alt und immer noch fester Bestandteil. „Till kannte sich besser aus hier als ich“, gibt Dreher zu. Das ist aber kein Problem, gelernt hat er schnell – und das Wissen gibt er nun stetig weiter.

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Erstellt:
28. Juni 2018, 06:00 Uhr

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