Noppers Lob der Beständigkeit

Kurz vor seinem Wechsel nach Stuttgart spricht der Backnanger Oberbürgermeister in der SWR-Talkshow Nachtcafé über seinen Lebensweg. Der ist von klaren Wertvorstellungen und familiären Traditionen geprägt.

Ein Leben mit klarem Wertekompass und ohne radikale Brüche: OB Frank Nopper im Gespräch mit Michael Steinbrecher. Foto: SWR Nachtcafé

Ein Leben mit klarem Wertekompass und ohne radikale Brüche: OB Frank Nopper im Gespräch mit Michael Steinbrecher. Foto: SWR Nachtcafé

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Eine Frau, die nach der Trennung von ihrem Mann im Wohnmobil durch die Welt reist, ein Jetpilot, der am Sinn seines einstigen Traumjobs zweifelt und kündigt, eine Rentnerin, die nach 40 Jahren aus ihrem Bauernhaus in ein winziges Tiny House zieht – sie alle waren am Freitagabend Gäste in der SWR-Talkshow Nachtcafé mit Michael Steinbrecher. „Worauf noch warten?“ lautete der Titel der Sendung, in der es um radikale Veränderungen im Leben ging.

Ein Gast wollte in diese Runde eigentlich nicht so richtig reinpassen, denn in Frank Noppers Leben lief bisher alles nach Plan: Gymnasium, Banklehre, Jurastudium, mit 40 dann OB von Backnang und nun, knapp 19 Jahre später, der Wechsel in das wichtigste kommunalpolitische Amt des Landes. Einen grundlegenden Richtungswechsel oder gar einen Bruch mit der Vergangenheit hat es in seinem Leben nicht gegeben. Nopper verkörperte in der Sendung somit quasi den Gegenentwurf zu den Biografien der anderen Gäste.

Schon als Sechsjähriger hat Nopper Wahlprospekte verteilt.

Kurz vor seiner Amtseinführung in Stuttgart am nächsten Donnerstag gab ein gut gelaunter Frank Nopper Einblicke in sein Seelenleben. Der Wechsel in die Landeshauptstadt sei keineswegs dem Wunsch entsprungen, Backnang hinter sich zu lassen. Im Gegenteil: Er habe sich „aus einer Situation der tiefen Zufriedenheit“ für die Kandidatur in Stuttgart entschieden, weil er in seiner Geburts- und Heimatstadt etwas gestalten wolle. „Und vielleicht will ich ihr auch etwas zurückgeben, weil ich dort sehr viel Positives erfahren habe.“

Mit der Politik kam Frank Nopper schon früh in Berührung, denn sein Vater Manfred war Stadtrat in Stuttgart und wollte dort 1966 ebenfalls Oberbürgermeister werden, allerdings verlor er die Wahl knapp gegen Arnulf Klett. Frank Nopper erzählte im Nachtcafé, wie er schon als Sechsjähriger bei einer Veranstaltung mit dem damaligen FDP-Landtagskandidaten Ralf Dahrendorf Wahlprospekte verteilen durfte: „Ich habe sie gehütet wie meinen Augapfel.“

Ob er sich denn ganz bewusst für ein Leben in den Fußstapfen seines Vaters entschieden habe, wollte Moderator Michael Steinbrecher wissen. „Nein, das hat sich so ergeben“, erklärte der OB. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern hat der Zweitälteste von vier Kindern aber auch nie wirklich gegen seine Eltern aufbegehrt: Eine „leicht rebellische Phase“ habe es zwar auch bei ihm mal gegeben, verriet der 59-Jährige. Im Grunde lebt Frank Nopper aber bis heute die Werte, die er von seinen Eltern mitbekommen hat. Dazu gehört für ihn, Verantwortung zu übernehmen, nicht nur für sich selbst und seine Familie, sondern auch für das Gemeinwesen. Und auch Beständigkeit sei ihm wichtig: „Für mich hat das einen großen Wert und ich würde auch nicht anders leben wollen.“

Und diese familiären Wertvorstellungen scheint der künftige Stuttgarter OB auch erfolgreich an die nächste Generation weitergegeben zu haben: Sein älterer Sohn studiert wie sein Vater Jura in Tübingen, der jüngere will – ebenfalls wie der Vater – zunächst eine Banklehre machen und hat schon angedeutet, dass er sich auch vorstellen kann, eines Tages Bürgermeister zu werden. „Da muss er allerdings noch ein bisschen warten, denn er ist erst 19.“

Eine Ära geht zu Ende

Oberbürgermeister Frank Nopper verlässt nach über 18 Jahren Backnang. Mit seinem Wechsel in das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters endet dieser Tage eine Ära. Der gebürtige Stuttgarter hat wie vermutlich kein anderes Stadtoberhaupt vor ihm das Image Backnangs aufpoliert und den von ihm kreierten Beinamen Murr-Metropole mit Leben erfüllt. Für den Erhalt des Backnanger Kreiskrankenhauses hat er – wenn letztendlich auch ohne Erfolg – mit Herzblut gekämpft und sich eisern für die Interessen der Großen Kreisstadt Backnang im Rems-Murr-Kreis eingesetzt. Ob Straßenfest, Neujahrsempfang, Markungswanderung oder Gänsemarkt, ob Rathaussturm, Gemeinderat oder Kreistag, ob Senioren, TSG oder Wirtschaft und Industrie – Frank Nopper mischte überall mit.

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Am 24. Februar 2002 stand nach dem zweiten Wahlgang fest: Frank Nopper hat gegen Amtsinhaber Jürgen Schmidt gesiegt.
Nach der Amtseinführung im April zog der 41-Jährige ins Rathaus ein.

© A. Wahl

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Im Jahr 2010 wurde Nopper mit 86,8 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit gewählt. Die Amtskette war ihm damit weitere acht Jahre gewiss. Und 2018 schenkten ihm 87,1 Prozent der Wähler das Vertrauen für eine dritte Amtszeit.

© Edgar Layher

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Im Historienspiel „Judith von Backnang“ zum Backnanger 950-Jahr-Jubiläum im Freithof spielt Nopper Titus der Krämer. Als Sprecher des Volkes wehrt er sich gegen den Bau einer stattlichen Burg als Zeichen der Macht des Markgrafen.

© Alexander Beche

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Ein Riesenerfolg ist das BK-Kennzeichen, bei dessen Wiedereinführung Frank Nopper sogar mit seinem Dauerrivalen Landrat Johannes Fuchs lachen konnte.

© Edgar Layher

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Frank Nopper und dessen Herausforderer Volker Dyken bei der Oberbürgermeisterwahl Backnang 2018.

© Alexander Beche

Frank Nopper bedankt sich nach seiner Wiederwahl 2018 bei seinen Wählern.
Frank Nopper bedankt sich nach seiner Wiederwahl 2018 bei seinen Wählern.

© Alexander Becher

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Die Eröffnungsrede und der Fassanstich beim Backnanger Straßenfest waren für das Stadtoberhaupt und viele Backnanger vermutlich die schönsten Termine im Jahreskalender. Umso bedauerlicher, dass Nopper nun das Jubiläum zum 50. Straßenfest nicht mehr als Backnanger OB feiern kann.

© Alexander Becher

Für den Erhalt des Backnanger Kreiskrankenhauses hat er – wenn letztendlich auch...
Für den Erhalt des Backnanger Kreiskrankenhauses hat er – wenn letztendlich auch ohne Erfolg – mit Herzblut gekämpft.

© Andrea Wahl

Gerne zeigte sich Frank Nopper mit den Größen aus Sport, Politik und Kultur. So ...
Gerne zeigte sich Frank Nopper mit den Größen aus Sport, Politik und Kultur. So hieß er nicht nur Bundespräsident Horst Köhler im Backnanger Rathaus willkommen, sondern auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der 950-Jahr-Feier. Gast war er auch auf der Hochzeit von Schlagerkönigin Andrea Berg und Uli Ferber, die er zuvor getraut hatte.

© Edgar Layher

In den verschiedensten Rollen brillierte Frank Nopper beim Backnanger Fasching. ...
In den verschiedensten Rollen brillierte Frank Nopper beim Backnanger Fasching. Ein Jahr Napoleon, das nächste Jahr Amtsbote Karl-Hoiner – das Stadtoberhaupt war sich für nichts zu schade und begeisterte die Narren beim Rathaussturm ebenso wie in der Bütt.

© Edgar Layher

Ein Oberbürgermeister, der sich im Sport zu Hause fühlte und das zeigte. Ging es...
Ein Oberbürgermeister, der sich im Sport zu Hause fühlte und das zeigte. Ging es um wichtige Titel oder wie hier für die TSG-Fußballer um den Aufstieg in die Oberliga, dann bekannte Frank Nopper gerne auch mal Farbe.

© Tobias Sellmaier

Einweihen – das macht jeder Bürgermeister gerne. Bei der Eröffnung des Wonnemars...
Einweihen – das macht jeder Bürgermeister gerne. Bei der Eröffnung des Wonnemars war Frank Nopper in voller Montur bei der Sache.

© Edgar Layher

Mit der Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister im November 2020 geht die Zeit vo...
Mit der Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister im November 2020 geht die Zeit von Frank Nopper in Backnang dem Ende entgegen. Auch in diesem Wahlkampf konnte sich der 59-Jährige voll auf die Unterstützung seiner Familie verlassen.

© privat

Frank Nopper gibt den Startschuss zum virtuellen Silvesterlauf in Backnang im Ja...
Frank Nopper gibt den Startschuss zum virtuellen Silvesterlauf in Backnang im Jahr 2020.

Erste Rede im Stuttgarter Rathaus nach der Bekanntgabe des Wahlsiegs im November...
Erste Rede im Stuttgarter Rathaus nach der Bekanntgabe des Wahlsiegs im November 2020.

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Auf der alljährlichen Markungswanderung, im Jahr 2020 unterwegs mit E-Scooter und Bauhofleiter Roland Stampfl.

© J. Fiedler

Der Neujahrsempfang samt der Ehrungen für verdiente Mitbürger ist Jahr für Jahr ...
Der Neujahrsempfang samt der Ehrungen für verdiente Mitbürger ist Jahr für Jahr ein Termin, bei dem Nopper zu Hochform aufgelaufen ist.

© A. Becher

Machte sich hin und wieder ein eigenes Bild von den Verhältnissen beim ÖPNV.
Machte sich hin und wieder ein eigenes Bild von den Verhältnissen beim ÖPNV.

© A. Becher

Stadtradeln Landrat Dr. Richard Sigel und Backnangs Oberbürgermeister Dr. Frank ...
Stadtradeln
Landrat Dr. Richard Sigel und Backnangs Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sind bereit für den Start: in Landkreis-Radtrikots. Foto: Landratsamt

© Landratsamt

Frank Nopper startete vor vielen, vielen Jahren als Wiederholungstäter beim Back...
Frank Nopper startete vor vielen, vielen Jahren als Wiederholungstäter beim Backnanger Silvesterlauf.

© J. Fiedler

Beim 24-Stunden-Schwimmen der TSG Backnang im Einsatz.
Beim 24-Stunden-Schwimmen der TSG Backnang im Einsatz.

Beim Silvesterlauf 2003 - samt Statement für den Erhalt des Backnanger Kreiskran...
Beim Silvesterlauf 2003 - samt Statement für den Erhalt des Backnanger Kreiskrankenhauses.

Auf der Backnanger Sport-Party in Aktion.
Auf der Backnanger Sport-Party in Aktion.

© B. Strohmaier

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Oberschiedsrichter Frank Nopper hat beim Einlage-Tennismatch "Don Camillo & Peppone" auf der Tennisanlage in Unterweissach alles im Blick. Auf dem Platz waren Ian Schölzel und Karl Ostfalk gegen Wilfried Braun und Albrecht Duncker - sie spielten für einen guten Zweck.

© A. Becher

Frak Nopper als Badenser-Gelbfüßler in der Prunksitzung des BKC im Bürgerhaus Ba...
Frak Nopper als Badenser-Gelbfüßler in der Prunksitzung des BKC im Bürgerhaus Backnang,

© E. Layher

Bürgerfest 2011 im historischen Rathaus.
Bürgerfest 2011 im historischen Rathaus.

© Foto: E. Layher

Beim Interview zur Halbzeit der ersten Amtsperiode 2006 prächtig gelaunt.
Beim Interview zur Halbzeit der ersten Amtsperiode 2006 prächtig gelaunt.

© Foto: E. Layher

Zirkus in der Stadt. Und Nopper mit Dickhäuter vor der Vogtei.
Zirkus in der Stadt. Und Nopper mit Dickhäuter vor der Vogtei.

© Foto: E. Layher

Dauergäste beim Neujahrsempfang: Die Schornsteinfeger aus Backnang und dem Umlan...
Dauergäste beim Neujahrsempfang: Die Schornsteinfeger aus Backnang und dem Umland.

© Foto: J. Fiedler

Frank-Walter Steinmeier trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Backnang ein, und ...
Frank-Walter Steinmeier trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Backnang ein, und SPD-Bundestagsabgeordneter Christian Lange und OB Frank Nopper strahlen um die Wette.

© Foto: E. Layher

Gemarkungswanderung ohne Wanderung.
Gemarkungswanderung ohne Wanderung.

© Foto: A. Becher

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Erstellt:
1. Februar 2021, 06:00 Uhr

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