Nur wenig Fleisch kommt aus dem Rems-Murr-Kreis

Die Verwaltung des Rems-Murr-Kreises treibt die Bemühungen um mehr hofnahe Schlachtungen voran.

Das meiste Fleisch kommt nicht von hiesigen Höfen, wie diesem hier in Erbstetten. Archivfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Das meiste Fleisch kommt nicht von hiesigen Höfen, wie diesem hier in Erbstetten. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Den Sonntagsbraten beim Metzger von nebenan zu holen, der sein Fleisch aus den Höfen der Region bezieht – so sieht die Idealvorstellung vieler aus. Im Rems-Murr-Kreis ist das allerdings nicht die Regel. Der Selbstversorgungsgrad mit Fleisch liegt hier nämlich nur bei etwa acht Prozent.

Das geht aus einer Antwort der Landkreisverwaltung auf einen Antrag der FDP/FW-Kreistagsfraktion hervor. Durch den derzeitigen Ausfall des Schlachthofs der Metzgerei Kühnle seien es gar nur noch zwei Prozent, heißt es im Antrag.

„Tierwohl und Regionalität sind untrennbar miteinander verknüpft“, hatte die Fraktion hervorgehoben und daher einen Bericht zu diesen beiden Themenfeldern gefordert. Die Kreisräte wiesen darauf hin, dass auf der Internetseite der Biomusterregion Rems-Murr/Ostalb im vergangenen Jahr nur wenige Berichte über Aktivitäten und keine über entscheidende Fortschritte bei der Vermarktung regionaler Fleischprodukte erschienen sind. Hier erbat man sich eine Präsentation der Ergebnisse sowie eine Darstellung der aktuellen Lage der Tier- und Fleischwirtschaft im Rems-Murr-Kreis und deren Zukunftsperspektiven.

Die Etablierung von neuen Schlachtstätten im Landkreis scheine, auch aufgrund des Mangels an Fachpersonal, unrealistisch, so die Anmerkung der Kreisverwaltung. Stattdessen sollen die aktuell noch 26 selbst schlachtenden Kleinmetzger und der derzeit ruhende Schlachthof Kühnle sowie größere Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe im Kreis in der regionalen Vermarktung unterstützt und ausgebaut werden.

Keine Details im Fall Kühnle

„Ziel der Landkreisverwaltung ist, das tierschutzkonforme Schlachten und die regionale Verarbeitung in den handwerklichen Kleinbetrieben und im Schlachthof sicherzustellen“, steht in der Sitzungsvorlage des Umwelt- und Verkehrsausschusses. Werner Häfele (FDP/FW) hakte nach, wie es denn mit dem Schlachthof der Firma Kühnle weitergehe. „Die anderen 26 schlachten zusammen weniger als Kühnle“, fügte er an. Dezernent Gerd Holzwarth wollte sich keine Details entlocken lassen. Es habe eine große Abstimmungsrunde gegeben und man sei nun auf einem guten Weg, sagte er.

Die Biomusterregion Rems-Murr/Ostalb, das Landwirtschaftsamt sowie Veterinäramt und Lebensmittelüberwachung entwickelten derzeit Konzepte zur Steigerung der Wertschöpfungsketten sowie zur hofnahen Rinder- und Geflügelschlachtung, ließ die Kreisverwaltung verlauten. Aktuell gebe es Pilotprojekte, bei denen der Tierschutz und die Lebensmittelsicherheit bei der hofnahen Schlachtung geprüft und weiterentwickelt werden. „Die hofnahe, teilmobile Schlachtung von Rindern aus Biobetrieben ist eine sinnvolle Ergänzung des Schlachtangebots, wird aber voraussichtlich zu keiner erheblichen Steigerung der Fleischvermarktung führen“, lautet die Einschätzung.

Weniger Transporte nach Bayern

Der Maschinenring Rems-Murr/Neckar/Enz betreibt seit mehr als einem Jahr ein Fahrzeug zur tierschutzkonformen Schlachtung von Geflügel im Haltungsbetrieb. Hierdurch entfallen Transporte zur Schlachtung in Bayern. „Das ist sowohl unter dem Aspekt des Tierschutzes wie auch der regionalen Vermarktung hochwertiger Lebensmittel sehr begrüßenswert. Hier gilt es, die Vermarktung noch stärker zu bewerben und zu intensivieren.“

Vonseiten der Biomusterregion wurde im Januar eine Informationsveranstaltung zum Thema hofnahe Schlachtung in Alfdorf angeboten. Diese sei auf sehr große Resonanz gestoßen. „Es haben rund 70 Landwirte und Metzger teilgenommen, die sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Praxisbeispiele informiert haben.“ Am 21. Juni werde in Zusammenarbeit mit der Familie Ziegler in Berglen eine Veranstaltung „Tierwohl und Regionalität“ angeboten. Hier werde über regionale Fleischerzeugung informiert und sensibilisiert.

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Erstellt:
2. Juni 2023, 06:00 Uhr

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