ÖPNV: Rems-Murr-Kreis stimmt neuem Jugendticket zu
Für 365 Euro pro Jahr sollen junge Leute ab kommendem Jahr das ÖPNV-Angebot in ganz Baden-Württemberg nutzen können.

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Auch der VVS-Aufsichtsrat hat dem landesweiten Jugendticket zugestimmt. Foto: Alexander Becher
Von Bernhard Romanowski
Rems-Murr. Für einen Euro am Tag durchs ganze Land: Dieser Gedanke steht hinter dem sogenannten landesweiten Jugendticket, das den jungen Menschen in Baden-Württemberg und damit auch im Rems-Murr-Kreis als neues Angebot offeriert wird. Der Aufsichtsrat des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) hat dem günstigen Ticket schon zugestimmt und auch der Rems-Murr-Kreistag hat bereits sein Placet gegeben.
Das Land Baden-Württemberg fördert die Einführung des landesweit gültigen Jugendtickets, das zunächst 365 Euro im Jahr kosten soll. Bezugsberechtigt sind generell alle Personen unter 21 Jahren sowie alle Personen unter 27 Jahren, die sich in Ausbildung oder im Studium befinden, also nicht mehr nur Schülerinnen und Schüler. Die Kosten dieses Tickets trägt das Land zu 70 Prozent. Es verbleiben 30 Prozent an Kosten, die der Landkreis Rems-Murr in seinem Einzugsbereich zu tragen hat.
Es ist mit Mehrkosten von rund 345.000 Euro im Kreis zu rechnen
Da das Jahresticket das bestehende Scool-Abo ersetzen soll, wird der VVS sein Ticketangebot im Schüler- und Ausbildungsverkehr neu ausrichten. Insgesamt ist im Zuge der Einführung der neuen Ticketarten für den Rems-Murr-Kreis mit Mehrkosten von rund 300.000 Euro jährlich zu rechnen, wie die Kreisverwaltung mitteilt. Im Rahmen der Satzungsänderung ist geplant, Härten aufzufangen, welche die Einführung des Jugendtickets für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 4 bedeuten würde. Hier soll der Kostenanteil der Eltern stufenweise an den Preis des Jugendtickets angeglichen werden. Dadurch entstehen wiederum zusätzliche Kosten von rund 45.000 Euro im ersten Jahr und von rund 23.000 Euro im zweiten Jahr nach Einführung des landesweiten Jugendtickets. Die Gesamtkosten belaufen sich damit im ersten Jahr auf rund 345.000 Euro.
Das Ticket wird ausschließlich als Jahresabo angeboten
Im Koalitionsvertrag der Landesregierung von Bündnis 90/Die Grünen und der CDU ist die Einführung eines attraktiven Jahrestickets für junge Menschen als ein zentrales Projekt vermerkt. Für dieses Ticket hat das Land zunächst über ein bis Ende 2025 befristetes Förderprogramm Finanzierungsmittel zur Verfügung gestellt. Ob das Ticket über das Jahr 2026 hinaus Bestand haben wird, steht noch in den Sternen. Das Förderprogramm sieht den 1. März 2023 als Einführungstermin vor. Alle Gremien eines Verbundes und der Verbund selbst müssen der Einführung zustimmen.
Das Jugendticket wird ausschließlich als Jahresabo zu einem Verkaufspreis von 365 Euro pro Jahr angeboten bei monatlicher Abbuchung in zwölf gleichen Raten. Der Einstieg in das Ticket ist jederzeit möglich. Personen bis zur Vollendung des 21. Lebensjahrs (ohne Ausbildungsnachweis) sowie alle Personen ab dem 22. Lebensjahr bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres (mit Ausbildungsnachweis), die sich in einer Ausbildung oder einem Studium befinden, können das neue Ticket nutzen. Es gilt ohne zeitliche Einschränkungen verbundweit sowie innerhalb des Landes Baden-Württemberg in allen Verkehrsmitteln, in denen Fahrscheine des ÖPNV anerkannt werden.
Von Bernhard Romanowski
Vor einem Jahr schon diskutierte die Rems-Murr-Kreis-Politik über ein günstiges Ticket, um die Nutzung des ÖPNV attraktiver zu machen. Der Name 365-Euro-Ticket stieß vielen auf, weil eine Preiserhöhung ohne Namensänderung dann schwierig würde. Jochen Haußmann (FW-FDP-Fraktion) vermutete damals, die grün-schwarze Landesregierung plane eine verkappte Nahverkehrsabgabe der Bürger. Wie er den ÖPNV auf andere Weise attraktiver machen will, sagte Haußmann indessen nicht. Die Vereinfachung der Tarifstruktur ist aber ein wichtiger Schritt dafür. Dass nun die Jugend als Erstes in den Genuss eines solchen Jahrestickets kommt und mobiler denn je wird, ist nur zu begrüßen, wenn man ernsthaft Interesse an einer Mobilitätswende hegt.
b.romanowski@bkz.de