Offensive gegen Schwarzfahrer
Immer wieder nutzen Fahrgäste Busse und Bahnen ohne gültiges Ticket. Im Landkreis Calw sagt man Schwarzfahrern nun den Kampf an.
Von Laura Wallenfels
Kreis Calw/Region - Ist man in Calw ohne gültigen Fahrschein in Bus und Bahn unterwegs, geht es einem künftig an den Kragen. Seit dieser Woche fahren bei einigen Linien verstärkt Kontrolleure mit, um ticketlose Fahrgäste zu stellen. Der Zeitpunkt für diese Maßnahme ist bewusst gewählt: „Es mehren sich Rückmeldungen von Fahrgästen, dass andere nicht bezahlen würden, beziehungsweise keine Tickets haben“, erläutert die Sprecherin des Calwer Landratsamtes. „Das führt zu immer mehr Unverständnis bei den zahlenden Fahrgästen.“
Wieso zahlen, wenn es mein Sitznachbar nicht tut? Dieser Gedanke macht sich bei zahlenden Passagieren breit. Angesichts dieses wachsenden Gefühls von Ungerechtigkeit will der Kreis für Fairness zu sorgen. Der Landratsamt hat dafür den externen Sicherheitsdienst, die Stega GmbH, engagiert.
Finanzielle Belastung für den den Kreis
Auch die finanzielle Komponente spielt bei der neuen Kontrollaktion eine Rolle. Der Landkreis Calw organisiert und finanziert inzwischen rund 90 Prozent des Busverkehrs in der Region. Die Einnahmen aus den Ticketverkäufen fließen in den Landkreis und helfen, die Kosten zu decken, erklärt das Landratsamt. Im Umkehrschluss fehlen die Einnahmen der Fahrgäste, die sich dem Ticketkauf verweigern. Mit den Kontrollen könnten diese Verluste zukünftig minimiert werden, heißt es aus der Behörde.
Auch im Raum Stuttgart ist das Problem nicht unbekannt, aber bislang offenbar kein Grund zur größeren Aufregung. Laut dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) ist 2024 zwar eine leichte Tendenz zu vermehrten Schwarzfahrten erkennbar, jedoch müsse diese Entwicklung im Kontext betrachtet werden: Während der Pandemie waren deutlich weniger Leute unterwegs, und es fanden weniger Kontrollen statt. Die aktuellen Zahlen spiegeln, so interpretiert es der Verkehrsverbund, in erster Linie eine Rückkehr zum Vor-Pandemie-Niveau wider – und keinen Aufwärtstrend beim Schwarzfahren.
Auch landesweit ist keine gravierende Zunahme beim Schwarzfahren erkennbar. Im Jahr 2022 wurden 17 408 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst – das ist weniger als die Hälfte der 35 603 Fälle aus dem Jahr 2014. Der starke Rückgang steht zwar im Zusammenhang mit Corona, aber auch schon vorher wurden weniger Fälle gemeldet. Für 2024 geht die Polizei von einer Stagnation auf dem Niveau des Vorjahres aus.
Wird man beim Schwarzfahren erwischt, landet man nicht mehr im Gefängnis. Zumindest sieht das eine Reform des Justizministeriums vor. Bis ins vergangene Jahr war das wiederholte Schwarzfahren nach deutschem Recht tatsächlich eine Straftat. Ein Gesetzesentwurf aus dem Dezember soll das Schwarzfahren zur Ordnungswidrigkeit herabstufen, ähnlich wie das Falschparken. Somit droht den ticketlosen Fahrgästen nur ein Bußgeld.