Ohne Musik geht es sowieso nicht

Gregor Steer, der im Auenwalder Teilort Ebersberg aufgewachsen ist und Murrhardt zu seiner Wahlheimat gemacht hat, betreibt seit vielen Jahren das Internetradio „Schwabenwelle“. Auch an Heiligabend und den Feiertagen ist er dort mit seinen Sendungen präsent.

Gregor Steer bei der Arbeit: Die Aufnahme aus seinem Studio, in dem die Produktionen der „Schwabenwelle“ entstehen, hat er uns zukommen lassen. Für die Feiertage hat er drei Sendungen als Päckchen geschnürt. Fotos: privat, Adobe Stock/AdriaVidal, S. Horn

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Gregor Steer bei der Arbeit: Die Aufnahme aus seinem Studio, in dem die Produktionen der „Schwabenwelle“ entstehen, hat er uns zukommen lassen. Für die Feiertage hat er drei Sendungen als Päckchen geschnürt. Fotos: privat, Adobe Stock/AdriaVidal, S. Horn

Von Christine Schick

Murrhardt. Gregor Steers Herz schlägt für die Musik. Als Lehrer an der Jugendmusikschule Backnang hat er bis zu seinem Ruhestand schon die Kleinsten an Klang und Instrumente herangeführt und unterrichtet, zudem als Dirigent zahlreichen Blaskapellen vorgestanden. Mit Martin Wopper hat er die Formation Charisma gegründet. Die Blaskapelle besteht aus Musikern, die selbst größtenteils als Dirigenten und Musiklehrer bei Musikvereinen tätig sind. Charisma hat sich in der Blasmusikszene schnell einen Namen gemacht, nun allerdings ruht die Arbeit erst einmal. „Sich ganz allein aufs Üben und Proben zu beschränken, ohne einen Auftritt zu haben, ist ja auch schwierig“, sagt Gregor Steer und erinnert sich, wie die internationalen Künstler für den Stuttgarter Weihnachtszirkus anreisten, alles aufgebaut war und die Vorstellungen aufgrund der Coronalage dann wieder abgesagt werden mussten.

Gut also, dass der 69-Jährige ein weiteres Terrain hat, bei dem die Musik, insbesondere die Blasmusik, im Mittelpunkt steht: Seit rund zehn Jahren betreibt er das Internetradio „Schwabenwelle“, das zu bestimmten, festen Zeiten auf Sendung ist. „Das Radiogeschäft hat seit meinem Ruhestand zugenommen, ich betreue mittlerweile mehr Sendungen“, erzählt Gregor Steer. Im Schnitt fließen etwa 20 Stunden die Woche in seine Produktionen. Dazu gehört, bei den Neuerscheinungen auf dem Laufenden zu bleiben. Auch vor Weihnachten sind ihm einige neue Produktionen ins Haus geflattert. „Ich höre dann rein“, sagt er, macht aber auch klar, dass die Arrangements seinem musikalischen Anspruch genügen müssen. Im Schlagerbereich sei durch das Ersetzen von Bläsern und Streichern durch Elektronik die Gefahr, dass die Stücke austauschbar werden. Aber Gregor Steer hat einiges in der Hinterhand: rund 2500 ausgewählte CDs und allein 35000 Blasmusiktitel, auf die er für die Sendungen zurückgreifen kann.

Am heutigen Heiligabend steht winterliche, weihnachtliche Blasmusik auf dem Programm, am ersten Weihnachtsfeiertag weihnachtliche Schlagermusik und am 26. Dezember lautet das Motto „Das Fest der Liebe“. Also hieß es für den Radiomacher, sein Archiv thematisch zu durchforsten. Manche Lieder oder Melodien sind in etlichen Versionen und Interpretationen erschienen – das Spektrum kann schon mal von DJ Ötzi bis Heavy-Metal reichen, erzählt er. „Und ich muss mir überlegen, was ich für die Hörer an Informationen bereithalten möchte, beispielsweise zum Komponisten oder wie der Titel entstanden ist“, sagt er. „Neben den Interpretationen gibt es außerdem verschiedene Instrumentationen.“ Dass die Hörer diesen Hintergrund auch vermittelt bekommen wollen, weiß er aus den zahlreichen Zuschriften.

Um das weihnachtliche Flair ist ihm bei den Produktionen für die Festtage nicht bange. „Ich habe nicht ausschließlich sinfonische Blasmusik im Programm, aber sie ist schon prädestiniert, weil die Bläserklänge einfach sehr festlich sind.“ So ein fülliger Gesamtklang als Ergebnis einer harmonischen Besetzung ist für ihn einfach der Idealfall, bedeutet den Schulterschluss von Blech- und Holzblasinstrumenten. „Das Holz ist das Salz in der Suppe.“

Damit auch sein persönliches Weihnachtsfest nicht zu kurz kommt, sind die Sendungen vorproduziert. Gefeiert wird dieses Jahr im kleineren familiären Kreis. Wenn Gregor Steer an die Weihnachten zurückdenkt, die er selbst als Kind erlebt hat, fällt ihm sofort die Mitternachtsmesse in der Dorfkirche Ebersberg ein. Musik und Gemeinschaft gingen Hand in Hand. „Ich bin dort praktisch mit der Blaskapelle großgeworden“, sagt er. In Ebersberg pilgerten die Musikerinnen und Musiker durchs Dorf, um an Weihnachten mit Vorspielen für festliche Stimmung zu sorgen. Bereits als achtjähriger Trompeter gehörte Steer damals mit zu dieser Abordnung, später wurde er Dirigent der Kapelle. „Der Bürgerverein Ebersberg hat das kirchliche und dörfliche Leben stark mitgestaltet und -geprägt.“

Eine Konstante an Heiligabend fällt ihm aber genauso für Murrhardt ein: das Konzert der Stadtkapelle, die er von 1976 bis 2001 geleitet hat, vor dem Rathaus. „In guten Zeiten kamen da schon mal 1000 Zuhörer auf dem Marktplatz zusammen.“ Weihnachten transportiert sich für ihn wunderbar über die Musik und über Konzerte lässt sich dies auch leichter in die Familien tragen, was vor Corona sehr viel selbstverständlicher möglich war. „Das vermiss ich im Moment sehr.“

Gleichsam schätzt und genießt es Steer, dass seine Reichweite über die „Schwabenwelle“ so viel größer geworden ist. Von einer Hörerin aus dem Erzgebirge hat einen selbst gebastelten Adventskalender geschenkt bekommen, ein Prager meldet sich regelmäßig und die Zuschriften aus Kanada oder Brasilien zeigen ihm, wie fern und nah zugleich die Fangemeinde mittlerweile ist.

Weil ihm die Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten fehlen, gibt es Sendungen, in denen er Liveaufnahmen präsentiert. Die können qualitativ schon mal schlechter sein, aber vermitteln dafür andere Dimensionen. Ein Hörer kommentiert: „Die Musik ist einfach lebendiger und wird im Tempo fantasiereicher dargeboten, daher natürlicher, frischer und für den Zuhörer ohne Zweifel interessanter, schöner.“ Und wenn dann an Weihnachten noch ein Festbraten im Ofen heranreift und süße Leckereien dazukommen, kann das Fest kommen.

„Ich habe nicht ausschließlich sinfonische Blasmusik im Programm, aber sie ist schon prädestiniert, weil die Bläserklänge einfach sehr festlich sind.“ Gregor Steer (Radio Schwabenwelle),
über seine Musikauswahl an Weihnachten
Wie alles angefangen hat

Der Weg Gregor Steer kam vor vielen Jahren ins Gespräch mit einem Redakteur vom Sthörfunk in Schwäbisch Hall. Das Team zeigte sich offen für Blasmusik. So begann er, einstündige Sendungen für das freie Radio zu produzieren. Eine weitere Zusammenarbeit mit einem privaten Internetradiohat ihm viel Freude gemacht, und so entschloss er sich, selbst einzusteigen. So entstand die „Schwabenwelle“. Zum Programm gehören reine Musik- und moderierte Sendungen, bei denen das Spektrum von Blasmusik über Schlager, Instrumentalmusik, Mundartlieder und Volksmusik bis hin zu Jazz und leichter Klassik reicht.

Das Radio Die „Schwabenwelle“ ist unter www.schwabenwelle.de zu finden.

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Erstellt:
24. Dezember 2021, 08:42 Uhr

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