Oller Kohlkopf? Mitnichten!

Argula Bollinger ist seit 2017 die Vorsitzende der Kreislandfrauen Rems-Murr und möchte den Kohl aus der altmodischen Kochecke herausholen. Bereits der Entdecker James Cook wusste die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Krauts zu schätzen.

Den Deutschen sagt man ein besonderes Verhältnis zum Kohl und seinen kulinarischen Spielarten nach.  Fotos: Pixelio/Joujou, A. Becher

Den Deutschen sagt man ein besonderes Verhältnis zum Kohl und seinen kulinarischen Spielarten nach. Fotos: Pixelio/Joujou, A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Rems-Murr. Von wegen angestaubt – Kohl in all seinen vielfältigen Variationen gilt mittlerweile als richtiges Superfood. Früher verpönt als Armeleuteessen ist das gesunde Gemüse in seinen vielzähligen Erscheinungsformen mittlerweile geradezu hip geworden. Bereits der Entdecker James Cook wusste die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Krauts zu schätzen. Um seine Schiffsmannschaft vor der gefürchteten Krankheit Skorbut zu bewahren, ließ er zahlreiche Fässer mit Sauerkraut ins Schiff laden. Auch wenn es nicht jedem geschmeckt haben mag – erkrankt ist auf den Reisen niemand. Dieser Verdienst um die Vorbeugung einer unter Seeleuten so gefürchteten Krankheit brachte dem englischen Seefahrer gar die Mitgliedschaft in der Royal Society ein.

Nun ist Sauerkraut vielleicht nicht jedermanns Geschmack, obwohl es durch die Zubereitung lange haltbar und reich an den Vitaminen A, B und K sowie an Mineralstoffen und Antioxidantien ist. Zudem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es ein bei Deutschen besonders beliebtes Gericht sei, unser Spitzname „Krauts“ zeugt davon. Übrigens sprach bereits Heinrich Heine 1844 in seinem Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ von des Deutschen (angeblichem) Lieblingsgericht: „Der Tisch war gedeckt. Hier fand ich ganz / Die altgermanische Küche. / Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut, / Holdselig sind deine Gerüche!“

Argula Bollinger ist seit 2017 die Vorsitzende der Kreislandfrauen Rems-Murr und möchte den Kohl aus der altmodischen Kochecke herausholen: „Kraut lässt sich vielfältig nutzen.“ Und zwar nicht nur als heißes Winteressen in Form von Sauerkraut mit Schlachtplatte, sondern beispielsweise auch als schneller Salat. „Das passt auch gut zu meiner schnellen Küche“, lacht Bollinger und fügt hinzu: „Man muss auch gucken, dass man im Winter etwas Frisches abkriegt.“

Egal wie viele Esser man daheim hat, ein Krautkopf lässt sich da gut anpassen. Im Gegensatz zu einem Blattsalat ist ein Kohlkopf gut haltbar. Die jeweils benötigte Menge wird schnell heruntergehobelt, dann kann er wieder abgedeckt in den Kühlschrank gepackt werden. „Man bekommt ohne viel Vorbereitung schnell etwas Gutes hin“, schätzt die Vorsitzende der Rems-Murr-Landfrauen an dem gesunden Gemüse. „Man schneidet einfach so viel herunter, wie man möchte, und hebt den Rest für den nächsten Salat auf.“

Die Zubereitung geht schnell – Kohlmenge nach Bedarf fein hobeln, mit einem Esslöffel Mayonnaise, einem Esslöffel Joghurt oder Sauerrahm, Salz, Pfeffer und Zitrone nach Geschmack mischen. Das kann man auch über Nacht durchziehen lassen. Und schon hat man einen fertigen Salat für das Mittagessen am nächsten Tag. Ein schmackhaftes Chinakohl-Apfel-Salat-Rezept findet sich auch in der mittlerweile fünften Auflage des Kinderkochbuchs, das die Landfrauen herausgegeben haben. „Auch so ein Salat, bei dem es nicht viel zu waschen gibt“, schmunzelt Bollinger.

Auch die regionale Verfügbarkeit gefällt ihr. „Dinge, die von hier stammen und die nicht viel Energie verbrauchen, etwas, das saisonal vorhanden ist und vielfältig genutzt werden kann – das möchte ich in Erinnerung bringen“, ist ihr als Landfrau ein wichtiges Anliegen. Dabei hat sie auch diejenigen im Blick, die sich bewusster ernähren möchten, die darauf achten, woher ihr Obst und Gemüse stammt. Argula Bollingers Liebling ist das Rotkraut, weil „ich die Farbe so klasse finde“. Der knackige Biss, die appetitliche Farbe: „Es macht einfach Spaß, da reinzubeißen. Da habe ich diesen Farbkick“ gegenüber dem doch eher langweilig anmutenden Weißkohl. Diese ansprechende Farbe hilft auch gegen die Wintermattigkeit, ist sie überzeugt. „Und von den Inhaltsstoffen her ist das Kraut sowieso ein Renner“, ruft sie James Cook und seine Sauerkrautfässer in Erinnerung.

Im Winter deftig gekocht,im Sommer als erfrischender Salat

Hierzulande wird Kohl je nach Sorte beispielsweise als Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Weißkohl, Wirsing, Rotkohl oder auch Kohlrabi fast über das ganze Jahr geerntet, die meisten Sorten jedoch im Herbst bis nach den ersten Frösten. Bekannte Anbaugebiete sind etwa die Fildern mit dem bekannten Filderkraut. Übrigens liegt Deutschlands fünftgrößtes Anbaugebiet für Rosenkohl nicht weit entfernt – in Rommelshausen. Kohl ist ein tolles Ganzjahresgemüse – im Winter deftig gekocht, im Sommer als erfrischender Salat. Auch als Grillbeilage recht beliebt, beispielsweise als Cole Slaw zu Pulled Pork.

Argula Bollinger

© Alexander Becher

Argula Bollinger

Gesund und lecker

Apfel-Chinakohl-Salat

300 Gramm Äpfel

1 Biozitrone

200 Gramm Chinakohl

4 Esslöffel Joghurt

1 Esslöffel süßer Senf

1 Esslöffel Sahnemeerrettich

Salz und Pfeffer

Äpfel schälen, vierteln, Kernhaus entfernen, in dünne Stifte schneiden. Saft einer Zitrone darüber geben. Chinakohl in dünne Streifen schneiden. Aus Joghurt, süßem Senf, Sahnemeerrettich, Salz und Pfeffer eine Soße rühren, unter Äpfel und Chinakohl mischen. Im Kühlschrank 30 Minuten ziehen lassen.

Rezept entnommen aus Kreislandfrauenverband Rems-Murr (Hrsg.): Kochen mit Kindern. Urbach, 4. überarbeitete Auflage 2018.

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Erstellt:
15. März 2022, 06:00 Uhr

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