„Annus iubilaeus“ 2025 beginnt

Papst Franziskus eröffnet an Heiligabend das Heilige Jahr

An Heiligabend feiert der Papst nicht nur die traditionelle Christmette, sondern eröffnet auch das Heilige Jahr der katholischen Kirche. Im Heiligen Land fallen die Feierlichkeiten gedämpft aus.

Papst Franziskus eröffnet am 24. Dezember um 19 Uhr im Petersdom das Heilige Jahr 2025 der katholischen Kirche.

© AP/dpa/Gregorio Borgia

Papst Franziskus eröffnet am 24. Dezember um 19 Uhr im Petersdom das Heilige Jahr 2025 der katholischen Kirche.

Von Markus Brauer/dpa

Papst Franziskus eröffnet am Dienstagabend (24. Dezember) um 19 Uhr im Petersdom das Heilige Jahr 2025 der katholischen Kirche. In einer feierlichen Zeremonie an Heiligabend wird der 88 Jahre alte Pontifex die sonst von innen zugemauerte Heilige Pforte öffnen und durchschreiten. Die katholische Kirche feiert normalerweise alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr, auch Jubeljahr genannt.

Die Heiligen Jahre sind wertvolle Zeiten, um über das eigene Leben Bilanz zu ziehen, als Einzelne und als Gemeinschaft. Sie sind auch Gelegenheiten, um nachzudenken, sich zu sammeln und zu hören, was der Hl. Geist uns heute sagt (vgl. Offb 2,7). #HeiligesJahr2025 — Papst Franziskus (@Pontifex_de) December 23, 2024

Nach katholischem Verständnis können Gläubige während eines Heiligen Jahres durch Gebet und Buße einen Ablass ihrer Sünden erlangen. Dazu gehört auch die Wallfahrt nach Rom sowie das Durchschreiten Heiliger Pforten in der Ewigen Stadt. Mehr als 30 Millionen Pilger und Besucher, manche Schätzungen gehen gar von 45 Millionen aus, werden während des katholischen Großevents in der italienischen Hauptstadt erwartet.

Christmette und Weihnachtsfrieden

Anschließend wird Franziskus die traditionelle Christmette feiern und damit die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan einläuten. Es wird erwartet, dass der Papst sich bei den Gottesdiensten eindringlich gegen Krieg und Gewalt aussprechen und an das Leid der Menschen erinnern wird. Zuletzt forderte er angesichts der Kriege in Nahost und in der Ukraine einen Weihnachtsfrieden.

Seit Monaten fiebert Rom diesem ganz besonderen Datum entgegen: dem Jubeljahr oder von Italienern „Giubileo“ genannt. Franziskus tritt dann, gekleidet in liturgische Gewänder, an die Heilige Pforte am Petersdom und öffnet sie in einer ehrwürdigen Zeremonie.

Seit drei Wochen ist alles für diesen festlichen Akt vorbereitet: Handwerker der vatikanischen Dombauhütte brachen im uralten Ritus der „Recognitio“ die Mauer auf, die die schwere Bronzetür im Innern des Petersdoms versiegelt. Sie entnahmen eine Kassette mit den Schlüsseln und Türklinken der Pforte sowie Pergamenten, goldenen Steinen und Medaillen.

Heilige Jahre in der Regel nur alle 25 Jahre

Die Heilige Pforte, von außen betrachtet der ganz rechte der fünf Eingänge des Petersdoms, wird selten geöffnet, in der Regel alle 25 Jahre. Das ist der Rhythmus, in dem Heilige Jahre eigentlich begangen werden. Es gibt jedoch Ausnahmen. Denn der Papst kann auch sogenannte außerordentliche Heilige Jahre ausrufen, wie 2015.

Die Pforte wird nach einem Heiligen Jahr wieder geschlossen, versiegelt und von innen zugemauert. Dieses Jubeljahr dauert einige Tage länger als ein reguläres Kalenderjahr: Es beginnt zunächst an diesem 24. Dezember, zieht sich über das gesamte Jahr 2025 und endet offiziell am 6. Januar 2026.

Tilgung von Sünden durch Gebet und Buße

Nach katholischem Verständnis können Gläubige im „Giubileo“ durch Gebet und Buße einen Ablass ihrer Sünden erlangen. Dazu gehört auch die Wallfahrt nach Rom sowie das Durchschreiten Heiliger Pforten in der Ewigen Stadt.

Ein Mensch erlebt in seinem Leben nur wenige Heilige Jahre. In der langen Geschichte Roms ist das kommende nur eines unter vielen: Papst Bonifaz VIII. rief 1300 das erste „Annus iubilaeus“ aus. Eigentlich sollte es sich alle 100 Jahre wiederholen. Die Frequenz wurde jedoch erst auf 50, dann 33 und schließlich 25 Jahre verkürzt. 2000 fand das letzte ordentliche „Giubileo“ statt.

Rom erwartet riesigen Pilger-Andrang

Mehr als 30 Millionen zusätzliche Besucher werden 2025 in Rom erwartet. Viele von ihnen werden auch die Pforte im Petersdom durchschreiten. Eine riesige Herausforderung für Italiens Hauptstadt, die schon in normalen, nicht-heiligen Zeiten fast aus allen Nähten platzt vor Besuchern und Pilgern.

Wie groß der Andrang bereits in der Vergangenheit war, zeigt ein Vorfall auf der Engelsbrücke aus dem Jubeljahr 1450: Durch das ständige Nachrücken der Menschenmassen auf die Brücke, die aus dem Zentrum Roms Richtung Petersplatz führt, kam es zu einer Massenpanik. Unter dem Gewicht der Menschen brach die Brücke zusammen, fast 200 Pilger ertranken im Tiber.

Vollkommener Ablass für Pilger nach Rom

Das Heilige Jahr ist mit einem vollständigen Ablass verbunden. Gläubigen, die nach Buße und Kommunion die Heilige Pforte durchschreiten, winkt nach katholischem Verständnis der Ablass, also der Nachlass der sogenannten Sündenstrafen. Das heißt demnach etwa eine Verkürzung oder Aufhebung der Zeit im Fegefeuer. Ein Ablass ist daher vergleichbar mit einer Amnestie.

In Rom öffnen nach dem 24. Dezember auch die anderen drei Papstbasiliken ihre Heiligen Pforten: die Lateranbasilika, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore.

Für dieses Heilige Jahr will Franziskus auch erstmals eine „Porta santa“ in der römischen Haftanstalt Rebibbia öffnen. Eine symbolische Geste, setzt sich Franziskus doch seit jeher dafür ein, dass verurteilten Straftätern vergeben wird und sie in die Gesellschaft wiedereingegliedert werden.

Info: „Annus iubilaeus“ 2025

Manga-Maskottchen „Luce“ Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte gibt es auch ein Maskottchen für ein Heiliges Jahr. Luce, also Licht, heißt die Mangafigur, die junge Menschen ansprechen soll. Rom und der Vatikan setzen alles daran, das Heilige Jahr 2025, das bereits an Heiligabend eingeläutet wird, zum Magnet für Pilger zu machen.

Heiliges Jahr Die Idee für Heilige Jahre stammt aus dem Mittelalter. Papst Bonifatius VIII. rief im Jahr 1300 ein Pilgerjahr aus, das damals für die Römer gedacht war. Bonifatius legte danach Wiederholungen im 100-Jahres-Rhythmus fest. Das wurde schon bald verkürzt, bis schließlich 1470 Papst Paul II. einen bis heutige gültigen 25-jährigen Rhythmus festlegte.

Außerordentliche Heilige Jahre Vom polnischen Papst Johannes Paul II. wurde noch die Möglichkeit außerordentlicher Heiliger Jahre geschaffen. Der heutige Papst Franziskus nutzte dies 2016 für ein „Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“.

Mea culpa Vom letzten regulären Heiligen Jahr im Jubiläumsjahr 2000 ist insbesondere das große Mea Culpa in Erinnerung. Papst Johannes Paul II. bat damals um Vergebung für Sünden von Katholiken in der Geschichte, darunter besonders eindringlich auch für Verbrechen gegen Juden. Papst Franziskus griff dieses Mea Culpa vor der Weltsynode im Vatikan im Oktober auf und leitete einen großen Bußritus, in dem Kardinäle um Vergebung für Verfehlungen der Kirche baten. Unter anderem Missbrauchstaten von Klerikern wurden dabei thematisiert.

Pilger der Hoffnung Durch das frühzeitige Mea Culpa wollte Franziskus womöglich dem Leitwort des Heiligen Jahres, nämlich „Pilger der Hoffnung“, mehr Raum geben und vermeiden, während des Heiligen Jahres über die kirchlichen Verfehlungen sprechen zu müssen.

Heilige Pforten Heilige Pforten sind Türen, die außerhalb Heiliger Jahre verschlossen sind. Wer diese Pforten als Pilger durchschreitet kann nach den vom Vatikan aktuell bekräftigten Bedingungen für einen Sündenerlass darauf hoffen, einen Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer zu bekommen.

Sünden Auch dies sind überholt wirkende Vorstellungen: Der Katechismus sagt, dass es für geringere Vergehen zeitlich begrenzte Sündenstrafen gibt. Diese können durch das Pilgern schon zu Lebzeiten auf Erden getilgt werden. Nicht befreit ist der Mensch dem katholischen Verständnis nach aber von der schweren Sünde. Hier kann ihn nur eine aufrechte Umkehr retten.

Verkündigungsbulle Der 88 Jahre alte Papst hat im Vorfeld des Heiligen Jahres eine sogenannte Verkündigungsbulle veröffentlicht, mit Bitten und Impulsen für das Thema Hoffnung. Der Papst richtete außer auf Gefangene den Blick auch auf Kranke und Migranten, auf Menschen im Krieg oder auch auf zurückgehende Geburtenraten.

Programm Auf Franziskus warten in den kommenden zwölf Monaten eine Vielzahl von Terminen. Für verschiedene Gruppen gibt es sogenannte Jubiläen. Migranten oder Jugendliche, Unternehmer oder Arbeiter, Künstler oder Soldaten, Ehrenamtliche oder Priester: Für die jeweiligen Gruppen sind im Vatikan teils mehrtägige Programme, mit Pilgerfahrt zur Heiligen Pforte und Gottesdiensten mit dem Papst, reserviert.

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Erstellt:
24. Dezember 2024, 09:02 Uhr

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