Pauline Fritz aus Backnang feiert ihren 100. Geburtstag
Am vergangenen Sonntag hat Pauline Fritz aus Backnang ihren 100. Geburtstag gefeiert. Ihre Familie ist für die geborene Älblerin der Schlüssel zu einem langen Leben, das sie noch möglichst lange und gesund fortführen möchte.
Von Carolin Aichholz
Backnang. Der 100. Ehrentag ist ein ganz besonderes Ereignis und darum suchte sich Pauline Fritz aus Backnang ihre Gratulanten ganz genau aus. „Der Oberbürgermeister und der Pfarrer wollten kommen, aber ich habe ihnen abgesagt“, berichtet die Jubilarin. Sie verbrachte ihren Geburtstag lieber im Kreis der Familie bei Kaffee und Kuchen. Neben ihren drei Kindern zählt sie sechs Enkel und acht Urenkel auf. „In sechs Wochen kommt der neunte Urenkel auf die Welt“, berichtet sie stolz.
Nicht dabei war ihre 97-jährige Schwester. „Sie wäre gern von der Alb heruntergefahren“, erzählt Pauline Fritz. „Aber ich habe ihr gesagt, das soll sie lieber nicht machen. Wir sehen uns auch so bald wieder.“ Ihre zweite Schwester starb im Alter von 96 Jahren. Die Damen scheinen ein langes Leben in ihren Genen zu haben. Pauline Fritz erklärt es sich anders. „Der Älbler ist zäh und nicht so empfindlich“, sagt sie. „Und er lässt sich vor allem nichts sagen.“ Das glaubt man der flotten Dame aufs Wort.
Von der Schwäbischen Alb
direkt nach Backnang
Geboren ist sie in Tailfingen auf der Schwäbischen Alb, einer Industriestadt, wie Pauline Fritz sagt. In ihrer Heimat lernte sie ihren Alwin kennen, er war dort mit der Armee als Soldat. Bei der Wahl ihres Partners habe sie nicht auf ihren Vater gehört, berichtet Pauline Fritz schmunzelnd. Denn der habe sie, obwohl oder gerade weil er ebenfalls bei der Armee war, vor einem Soldaten als Ehemann gewarnt. „Er hat immer gesagt, bei den Soldaten gilt: andere Städtchen, andere Mädchen.“
Mit Alwin ist Pauline Fritz im Jahr 1944 nach Backnang gezogen und das Paar bekam einen Sohn. Ihr Ehemann verteidigte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Tübingen, erzählt seine Witwe. Er geriet in französische Kriegsgefangenschaft und sah seine Familie erst vier Jahre später wieder.
Pauline Fritz hat sich selbst und ihren kleinen Sohn immer irgendwie durchgeschlagen. „Ich habe damals von niemandem Unterstützung bekommen.“ Also tat sie, was sie konnte: nähen, denn sie stammte ja aus einer wahren Trikothochburg. Ihr Können nutzte sie und arbeitete eine Zeit lang auch bei der Spinnerei in Backnang. „Aber die haben den Näherinnen nur 50 Pfennig pro Stunde gezahlt, das kann man doch einer erwachsenen Frau nicht ernsthaft anbieten“, empört sich Pauline Fritz noch heute darüber. Darum sei sie dort nur drei Monate geblieben.
Danach ging sie zur Firma Eugen Kübler und nähte Kinderhausschuhe. „Ich habe auch viel Glück gehabt und kam immer irgendwie durch.“ Ihr Mann Alwin arbeitete nach seiner Rückkehr bei der Firma Kaelble in Backnang. „Zum Bosch wollte er nicht, da war ihm der Fahrtweg zu lang. Er wollte einfach nah bei seiner Familie sein.“ Über 35 Jahre lang habe er doch gearbeitet, erzählt die Witwe.
Seit 1960 war er Mitglied der Feuerwehr und auch Pauline Fritz hat sich engagiert, etwa 20 Jahre lang in der Kantine der Feuerwehr. Über die gute Kameradschaft und den Zusammenhalt der Truppe freut sie sich heute noch. „Alwin war Ehrenmitglied und ich werde auch heute noch überall eingeladen und bin auch da oft dabei.“ Zu ihrem Geburtstag wurde sie von einer kleinen Delegation der Feuerwehr besucht. „Obwohl ich mit ihnen überhaupt nicht gerechnet habe“, sagt die zugezogene Backnangerin.
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In ihrer Wohnung lebt sie seit dem Tod ihres Mannes 1987 allein. Was sie selbst noch kann, erledigt sie selbst, nur bei der Körperpflege bekommt sie Unterstützung. Sie ist fit und mobil, kann aber nur noch sehr schlecht sehen. Viele Unternehmungen kommen darum nicht mehr infrage.
„Aber im Frühling blühen wieder die Blumen und es wird warm, dann ist es ein ganz anderes Lebensgefühl“, freut sich die frischgebackene 100-Jährige. Sie geht im Sommer oft draußen spazieren, immer zu Hause zu bleiben, das kann sie sich nicht vorstellen. „Wenn meine Augen in Ordnung wären, würde ich noch reisen.“ Auch das glaubt man ihr sofort.
Bewegung und Zeit mit der Familie
als Geheimtipp für ein langes Leben
Wann immer sie Hilfe benötigt, ist ihre Familie zur Stelle. Ihre Tochter besucht sie jeden Tag und sorgt für das Essen. Die Schwiegertochter kauft oft für sie ein und ihre Wäsche bekommt sie inzwischen auch gewaschen. „Sie würden mir alle noch mehr helfen, da muss ich immer Nein sagen.“
Dass sie noch so fit und unabhängig ist und noch so viel laufen kann, verdankt sie täglichen Gymnastikübungen. „Ich hatte früher Arthrose und konnte mich gar nicht bewegen“, berichtet Pauline Fritz. Ihre Tochter hatte ihr geraten, Sport zu machen und in Bewegung zu bleiben. „Am Anfang tat es verdammt weh“, sagt sie, aber die Erfolge zeigten sich schnell. „Heute habe ich gar keine Beschwerden mehr und kann immer noch unterwegs sein.“
Ihr größter Wunsch ist auch weiterhin Gesundheit, denn „die brauchen alle Menschen, ob jung oder alt. Sonst nützt auch ein langes Lebens nichts.“ Alle ihre Kinder, Enkel und Urenkel um sich zu haben, ist für die Backnangerin dabei das größte Geschenk und für sie möchte sie noch möglichst lange fit bleiben. „Meine Familie ist wirklich mein Lebenselixier.“