Pellets für Straßenmeisterei nicht erwünscht
Welche Heizung ist die beste für die Erweiterung des alten Sozialgebäudes? – Mehrheit der Kreisräte entscheidet sich für Gas

© Pressefotografie Alexander Beche
Das Sozialgebäude der Straßenmeisterei Backnang wird modernisiert und erweitert. Foto: A. Becher
Von Armin Fechter
BACKNANG/WAIBLINGEN. Für 1,4 Millionen Euro will der Landkreis einen Erweiterungsbau an der Straßenmeisterei in der Weissacher Straße in Backnang errichten. Die Kreisräte im Umwelt- und Verkehrsausschuss haben den Planentwürfen jetzt zugestimmt. Umstritten war dabei allerdings, wie das Gebäude beheizt werden soll – mit Holzpellets oder Gas?
Immerhin hat sich der Landkreis dem Klimaschutz verpflichtet und verfolgt, wie Straßenbauamtsleiter Stefan Hein sagte, das Leitziel der CO2-Einsparung. Auf jeden Fall sollen deshalb die alten Ölheizungen ersetzt werden. Hein zog dann den Vergleich zwischen den beiden denkbaren Lösungen: Bei Gasbrennwerttechnik müsste der Landkreis 65000 Euro sofort investieren; 214000 Euro wären nötig, um später das Gesamtgehöft zu modernisieren. Beim Betrieb mit Holzpellets lägen die Investitionskosten bei 139000 beziehungsweise 298000 Euro. Sprich: Der Umstieg auf Gas käme deutlich günstiger als der Wechsel zu Pellets.
Besser fürs Klima wäre hingegen der Betrieb mit den Holzstäbchen: Damit ließen sich, auf 20 Jahre gerechnet, 820 Tonnen Kohlendioxid einsparen, während es bei Gas nur 277 Tonnen sind.
Diese Zahlen lieferten Grünen-Kreisrat Willy Härtner die besten Argumente. In einem leidenschaftlichen Plädoyer mahnte der Backnanger die Vorbildfunktion des Landkreises an und sprach sich vehement für die Lösung mit Holzpellets aus. Auch Christoph Jäger (CDU) bekannte: „Ich seh’s ein bisschen so wie der Kollege Härtner.“ Er verwies auf die guten Erfahrungen, die er namens der Gemeinde Großerlach mit einer Holzpelletheizung in der Gemeindehalle gemacht hat, und zeigte eine gewisse Tendenz zugunsten dieser Variante. „Es geht, wenn man will“, erklärte dazu auch SPD-Fraktionschef Klaus Riedel.
Stefan Hein indes sah dennoch gewisse Nachteile beim Einsatz von Pellets. „Die Heizung in der Straßenmeisterei soll möglichst störungs- und wartungsfrei funktionieren“, gab der Straßenbauamtsleiter als Grundanforderung aus – und da habe eine Pelletanlage noch Mängel. Zudem sei – im Gegensatz zum Gasanschluss – Lagerhaltung zu betreiben.
„Das ist kein großer Aufwand“, hielt Härtner dagegen, „das darf kein Problem sein.“ Pellets seien doch „nichts Exotisches mehr“. Auch Riedel befand, man dürfe nicht auf dem Stand vor 10 oder 15 Jahren diskutieren: Die Holzpellet-Technik habe ihre Mucken überwunden.
„Ich verstehe die Argumente“, erklärte derweil Albrecht Ulrich (Freie Wähler). Dennoch sah er Vorteile bei Gas. Auch Horst Metzger (CDU) will lieber auf die bewährte Gasheizung setzen: „Wir brauchen ein System, das funktioniert. Wir können nicht alle Fliegen mit einer Klappe schlagen“, warnte der Bezirksschornsteinfegermeister im Ruhestand mit Blick darauf, dass es sich um einen Zweckbau mit Rolltoren handle. In so einem Gebäude sei eine Pelletheizung nicht ratsam.
Vorwurf: Bequemlichkeit wichtiger als ökologisches Denken
In einem Funktionsbau wie diesem, so bestätigte Jürgen Hofer (FDP/FW), gehe es auch um das schnelle Nachheizen, wenn die Luken einmal offen waren. Zugleich widersprach er Härtner in puncto Wartung: Zum Reinigen müsse man die Pelletheizung auskühlen lassen – das sei bei einer Straßenmeisterei im Winterdienst ja wohl nicht sinnvoll. Dagegen sah Thomas Bezler (ÖDP) das Problem von Bequemlichkeit kontra Ökologie.
Schließlich aber listete Straßenbauamtsleiter Hein die Punkte auf, die aus seiner Sicht für die Lösung mit Gas sprechen: Landesweit gebe es keine Straßenmeisterei, die mit Pellets beheizt wird. Das Beschicken der Heizung mit Pellets sei potenziell störungsanfällig. Das Heizmaterial müsse angeliefert werden, was in der CO2-Bilanz nicht mit eingerechnet sei. Bei einem Funktionsgebäude sei man darauf angewiesen, dass die Technik störungsfrei funktioniert. Zusätzlicher Wartungs- und Reinigungsaufwand verursache Schwierigkeiten im Betrieb. Denn, so fasste er zusammen: „Wir bauen hierfür unser Betriebspersonal.“
Am Ende votierten nur sechs der 23 Ausschussmitglieder für Pellets, die Mehrheit stimmte für die Gasheizung. Zusätzlich sollen Solarthermie und Fotovoltaik zum Einsatz kommen.
Geplant ist, die 1974 errichtete Gerätehalle mit Sozialräumen teilweise abzureißen, zu sanieren und um einen Anbau zu erweitern. Ursprünglich war sie für eine Kolonne mit sechs bis zehn Mitarbeitern gebaut worden. Heute arbeiten dort 24 Personen. Wenn der Standort Murrhardt geschlossen wird, steigt die Zahl auf 30. Das Gebäude hat nur geringe wärmedämmende Eigenschaften; aktuelle Standards im Arbeits- und Gesundheitsschutz werden nicht eingehalten. Nach Heins Zeitplan sollen die Bauarbeiten noch in diesem Jahr beginnen und bis Herbst 2020 abgeschlossen sein.