Pendler aus Aspach fühlen sich abgehängt

Barrierefrei sowie mit Häuschen und Sitzplätzen versehen lädt die Haltestelle Gerberstraße zum Warten ein – ein Bus kommt dort aber wohl erst 2025. Es ist ein Ärgernis für Pendler aus Aspach, die seit dem Wegfall der Station Aspacher Brücke keine innenstadtnahe Alternative mehr haben.

An der neuen barrierefreien Haltestelle Gerberstraße hält auf einer Straßenseite bislang kein Bus, auch nicht der 367er aus Aspach. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

An der neuen barrierefreien Haltestelle Gerberstraße hält auf einer Straßenseite bislang kein Bus, auch nicht der 367er aus Aspach. Foto: Alexander Becher

Von Kai Wieland

Backnang/Aspach. „Das ist ja fast ein Schildbürgerstreich“, sagte der Aspacher Gemeinderat Wolfgang Schopf (SPD/Aspacher Demokraten) und bezog sich dabei auf die barrierefreie Bushaltestelle Gerberstraße vor dem Windmüller-Parkhaus in Backnang. Vom Kreisverkehr an der Aspacher Brücke kommend verkehrt dort, anders als in der Gegenrichtung, bislang nämlich keine einzige Buslinie. Dies hat verkehrstechnische Hintergründe, denn bei der Wilhelmstraße, in welche die Busse zur Fortsetzung ihrer Fahrt zum ZOB einbiegen müssten, handelt es sich um eine Einbahnstraße. Perspektivisch soll sich das zwar ändern (wir berichteten), wann genau steht aber noch in den Sternen. „Hierzu ist ein vollständiger Umbau des Straßenraums erforderlich“, heißt es seitens der Stadtverwaltung Backnang. „Der Kreisverkehr am City-Parkhaus muss in diesem Zusammenhang entfallen, da er in der jetzigen Dimensionierung nur sehr eingeschränkt für Gelenkbusse befahrbar ist.“ Aktuell befinde man sich noch in der Abstimmung mit den beteiligten Fachstellen, dem VVS und den Busbetreibern sowie den Anliegern.

Neuer Impuls für ein bekanntes Problem

Wieso aber sorgt eine nicht genutzte Bushaltestelle in Backnang überhaupt für Aufregung in Aspach? Das ist schnell erklärt: Mit den Bauarbeiten an der Aspacher Brücke entfiel bereits vor Jahren die gleichnamige Bushaltestelle und damit für Reisende auf der Linie 367 aus Aspach jene Station, die der Backnanger Innenstadt am nächsten gelegen war. Die verschiedenen Bauabschnitte, nicht nur an der Brücke und am Kreisverkehr selbst, sondern auch in Talstraße, Gerberstraße, Eduard-Breuninger-Straße und Aspacher Straße, verhinderten seitdem immer wieder eine Verbesserung der Situation für Pendlerinnen und Pendler aus Aspach. Diese müssen somit weiterhin entweder schon an der Haltestelle Seminar vor dem Polizeirevier aussteigen – die von der Fahrplanauskunft des VVS vorgeschlagene Variante – oder an der Etzwiesenbrücke. In beiden Fällen ist ein längerer Fußweg in die Innenstadt erforderlich. Alternativ können Passagiere aus Aspach zum Bahnhof weiterfahren und dort in Richtung Innenstadt umsteigen.

Die Situation ist für ältere Bürgerinnen und Bürger belastend, aber nicht neu. Dass die Thematik nun im Aspacher Gemeinderat erneut zur Sprache kam, hängt mit der Fertigstellung des Umfelds der Aspacher Brücke (wir berichteten) sowie der baulich umgesetzten, aber nicht befahrenen Station Gerberstraße zusammen.

„Ich werde immer wieder von älteren Aspacher Bürgerinnen und Bürger darauf angesprochen“, berichtete Wolfgang Schopf im Gemeinderat. Diese müssten für ihren Einkauf weite Fußwege zurücklegen. An Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff gewandt wollte er stellvertretend für diese wissen: „Warum gibt es keine Bushaltestelle an der Aspacher Brücke mehr und dafür ein paar Meter weiter eine Station, an der kein einziger Bus hält?“

Die Frage ist naheliegend, die Antwort der Stadt Backnang verweist auf die grundsätzlich geänderte Streckenführung der Linie 367: „Die frühere Haltestelle Aspacher Brücke wird nicht wieder eingerichtet. Ihr barrierefreier Umbau wäre bedingt durch die beengte örtliche Situation ohnehin kaum möglich gewesen“, sagt Pressesprecher Christian Nathan. Die frühere Route über die Brücke und den Schillerplatz zum ZOB gehört der Vergangenheit an. Damit scheidet auch eine provisorische Haltestelle an der Aspacher Brücke aus.

Für die aktuelle Strecke über die Etzwiesenbrücke, die zukünftig um die Haltestelle Gerberstraße ergänzt werden soll, habe man sich aus Gründen der Umlaufzeit und der Fahrplanstabilität entschieden. Unter diesem Gesichtspunkt war es sinnvoll, die Bushaltestelle in die ohnehin anstehenden Umgestaltungsmaßnahmen in der Gerberstraße direkt einzubeziehen – auch im Wissen, dass diese vorerst nicht angefahren werden kann.

Inbetriebnahme erst 2025

„Zum damaligen Zeitpunkt sind wir von einer früheren Umsetzbarkeit der neuen Buslinienführung ausgegangen“, heißt es von der Stadtverwaltung. Abstimmungen und andere Baumaßnahmen hätten dies jedoch verzögert. „Aktuell planen wir, die zweite Haltestelle Gerberstraße im Jahr 2025 in Betrieb nehmen zu können.

Auch Sabine Welte-Hauff befasst sich kritisch mit der Busverbindung nach Backnang: „Mit dieser Haltestelle wurden vollendete Tatsachen geschaffen“, antwortete sie auf Wolfgang Schopfs Anstoß. Zu hoch hängen möchte sie die Bushaltestelle aber offenbar nicht. „Das reicht noch viel weiter und berührt viele Fragen, die bei zukünftigen Planungen unbedingt aufgegleist werden müssen“, sagt sie und bezieht sich dabei unter anderem auf die Taktung der Busse und Bahnanschlüsse. Wo Backnang seine Bushaltestellen anlege, sei aber Sache der Stadt.

Sorgen bereitet ihr vielmehr der vierspurige Ausbau des Autobahnzubringers, der mittlerweile Bundesstraße ist. „Ich habe mich in dieser Sache bereits an das Regierungspräsidium in Stuttgart gewandt. Wenn die B328 ab der Krähenbachkreuzung geplant wird, muss unbedingt eine Lösung für den Verkehrsfluss nach und von Aspach direkt mitgedacht werden“, betont sie. „Andernfalls kommt der Bus dort am Ende gar nicht mehr durch.“

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Erstellt:
30. Juni 2023, 06:00 Uhr

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