Plädoyer für Fortschritt – und Diesel

IHK-Neujahrsempfang in Fellbach – Bezirkskammerpräsident Claus Paal skizziert Zukunftsvorstellungen für die Autobranche

Moderne Dieselantriebe seien „nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung“: Beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer in der Fellbacher Schwabenlandhalle hat IHK-Präsident Claus Paal (CDU) sein schon im Januar 2019 vorgebrachtes Plädoyer gegen Verbote erneuert und vertieft. Paal warb in seiner Rede dafür, neue Antriebstechnologien voranzubringen, den Verbrennungsmotor aber dabei nicht vorschnell abzuschreiben.

„Noch sind die Nörgler in der Minderheit – und die anpackenden Menschen, die Kreativen, in der Mehrheit“: Claus Paal. Foto: B. Büttner

„Noch sind die Nörgler in der Minderheit – und die anpackenden Menschen, die Kreativen, in der Mehrheit“: Claus Paal. Foto: B. Büttner

FELLBACH (pes). Nach zehn wirtschaftlich goldenen Jahren sind die aktuellen Aussichten „zumindest unklar, teilweise aber auch schwierig“, schwor Paal das Publikum auf die Zukunft ein. Zwei Prozesse überlagern sich derzeit: Einerseits gebe es einen normalen, konjunkturzyklisch bedingten Abschwung, wie er immer wieder einmal vorkommt – andererseits stecke vor allem die Autobranche, die „Leitindustrie“ in Baden-Württemberg, in strukturellen Umwälzungen.

Falsch sei es in dieser Lage, „nichts zu tun, während sich die Welt weiterentwickelt“, falsch sei es aber auch, „nur die Risiken“ zu sehen. „Richtig ist vielmehr: mitmachen, als Unternehmer den eigenen Weg suchen, Chancen ergreifen, permanent die neuen Möglichkeiten beobachten und prüfen, was man im eigenen Unternehmen sinnvoll angehen kann und muss.“ Wer das nicht tue, drohe, abgehängt zu werden aufgrund der „riesigen Dynamik, mit der Entwicklungen aktuell voranschreiten“, sagte Paal.

„Verbote kann jeder. Technologie nicht“

Für den Autoverkehr heißt das nach den Worten Paals: Fortschritt sei wichtig, Verbote seien falsch. „Es wird niemals gelingen, den Menschen Mobilität zu verbieten. Und das ist auch gut so. Die zukünftige Mobilität ist deshalb kein Verbotsthema, sondern ein Technologiethema. Und damit unser Thema. Verbote kann jeder. Technologie nicht.“

Konkret: Synthetische Kraftstoffe, Wasserstoff und die Brennstoffzelle, Verfahren wie das Power-to-Gas- und das Power-to-Liquid-Verfahren, modernste Batteriespeichertechnologien und vieles mehr seien schon am Entstehen oder sogar bereits da. Solche Entwicklungen gelte es weiterzutreiben, „aber wir sollten uns gleichzeitig davor hüten, durch unüberlegte Wortwahl oder unüberlegtes Handeln das, was wir heute haben, schneller zu zerstören, als das Neue entstehen kann“. Oder, pointiert ausgedrückt: Ein modernes Dieselfahrzeug sei „kein Dieselstinker! Dieser Begriff ist ein Kampfbegriff, den ich ablehne! Wir sollten Angstmacher und Panikmacher genauso zurückdrängen wie Leugner von Problemen.“

Die Fahrverbote in Stuttgart hätten dazu geführt, dass es die Hauptstadt „durch ein bewusst, zumindest fahrlässig herbeigeführtes Negativimage zu einer weltweiten Berühmtheit in Sachen Luftqualität geschafft“ habe. Dabei sei doch bekannt, dass Stuttgart „im weltweiten Vergleich mit anderen Städten“ noch recht sauber sei.

Paal empfahl: „Warum nutzen wir nicht diese zwar negative, aber durchaus weltweite Berühmtheit“ und „schaffen eine Messe für Luftreinhaltetechnologien“? Paal schwebt „Clean Air Stuttgart“ oder gar „Clean Air Baden-Württemberg“ vor, ein „Schaufenster für Technologien“ – so ließe sich die schwäbische Metropole mithilfe „cleverer Marketingspezialisten“ zu einer Trends setzenden Adresse in Sachen Zukunftstechnologien machen, glaubt Paal.

Was aber den Wirtschafts- und Ausbildungsstandort Rems-Murr-Kreis betrifft: Da sei ihm nicht bang. Stand Ende November „haben wir im Jahr 2019 insgesamt 1636 Neuverträge in der dualen Ausbildung registriert – das ist ein Allzeithoch“. Der Bezirkskammerpräsident fuhr fort: „Insgesamt betreut die IHK-Bezirkskammer Rems-Murr 4247 Ausbildungsverhältnisse. Wir hatten in diesem Jahr 214 Ausbildungsabsolventen, die einen Preis oder eine Belobigung erhalten haben. Darunter waren sechs Landes- und zwei Bundesbeste. Wir haben über 900 aktive Ausbildungsbetriebe. Noch sind die Nörgler und Bedenkenträger in der Minderheit – und die Optimisten, die anpackenden Menschen, die Kreativen in der Mehrheit.“

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Erstellt:
10. Januar 2020, 06:00 Uhr

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