Polizeipräsidium Aalen braucht neuen Chef
Roland Eisele geht in den Ruhestand – Bewerberfeld für Nachfolge scheint sehr klein zu sein
Das Polizeipräsidium Aalen braucht eine neue Leitung: Polizeichef Roland Eisele geht Ende Juli in den Ruhestand. Das Bewerberfeld scheint sehr klein zu sein, so hört man’s läuten. Eine Chance hat natürlich nur, wer auf der polizeiinternen Karriereleiter schon weit vorangekommen ist. Den Daumen hebt oder senkt letztlich das Kabinett.

Ende Juli ist Schluss: Polizeichef Roland Eisele geht in den Ruhestand. Archivfoto: BKZ
Von Andrea Wüstholz
AALEN/WAIBLINGEN. Die nächste Kabinettssitzung findet offenbar nicht allzu lange nach den Osterferien statt. Ob die betreffende Personalie in dieser Sitzung behandelt wird oder nicht – das sei noch offen, heißt es im Staatsministerium.
Wie hat man sich solch eine Polizeichef-Suche vorzustellen? Lädt Innenminister Thomas Strobl eine vorsortierte Auswahl an Bewerber/-innen (m/w/d) zum Vorstellungsgespräch ein und fragt er dann: Warum wollen Sie Ihren bisherigen Job aufgeben? Wie denken Sie über Ihren bisherigen Chef? Wovor haben Sie am meisten Angst? Wo möchten Sie in fünf Jahren stehen?
Gut, der neue Chef* darf in Aalen sicher sitzen. Sogar in modernem Ambiente. Das Aalener Gebäude der Polizei erfährt eine Generalsanierung, weshalb in nächster Zeit alle woanders unterschlüpfen müssen. Wo der neue Chef im besten Fall bereits am 1. August genau Platz nimmt – wird man sehen.
Unterdessen entsteht neben dem alten Gebäude in Aalen ein nigelnagelneues. Das Führungs- und Lagezentrum zieht voraussichtlich Ende 2020 von Waiblingen nach Aalen um. Der Neue* muss eine lange Reihe an Qualifikationen mitbringen. In der Stellenausschreibung ist von einer „besonders ausgeprägten Fähigkeit, vorausschauend zu planen“ die Rede. Ein Polizeipräsident muss „unter hohem Zeitdruck sehr gute Arbeitsergebnisse“ erzielen. Er braucht „ausgeprägte Kompetenzen in der Mitarbeiterführung“ und ein außerordentlich hohes Maß an Kooperationsbereitschaft.
Wer all diese Fähigkeiten nicht schon bisher unter Beweis gestellt hat, muss sich um den Posten nicht bewerben: Nur Beamte* „des höheren Polizeivollzugsdiensts aus der Landesverwaltung Baden-Württemberg“ sind in der Ausschreibung angesprochen. Führungserfahrung auf hohem Niveau ist selbstredend ein Muss.
In der Ausschreibung geht es ferner um Besoldungsgruppen, die einem Laien nicht viel mehr sagen, als dass es sich um eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen handelt. Den Polizeipräsidenten erwartet Besoldungsgruppe B3, in welche Spitzenbeamte einsortiert sind, die als Direktoren, Professoren oder eben Präsidenten Dienst tun. Wie viel das in Zahlen ist, lässt sich praktisch nicht googeln, denn das Gehalt hängt von einer ganzen Reihe von Details ab, die wiederum in jedem Einzelfall ganz anders aussehen.
Die Verantwortung des Neuen* lässt sich allerdings in Zahlen fassen: Er wird eine Dienststelle mit rund 1600 Beschäftigten leiten, welche für die Landkreise Ostalb und Rems-Murr sowie Schwäbisch Hall zuständig ist. Etwa 930000 Menschen leben in den drei Landkreisen. Deren Fläche entspricht in ungefähr der Größe des Saarlands sowie der Länder Berlin und Bremen zusammen. In der West-Ost-Ausdehnung stoßen die Präsidiumsgrenzen an die der Landeshauptstadt Stuttgart auf der einen und die des Bundeslands Bayern auf der anderen Seite. Die Bewerbungsfrist ging zwar bereits Mitte März zu Ende. Dennoch könnte auch jetzt noch jemand überraschend seinen Hut in den Ring werfen und müsste dann im Verfahren noch berücksichtigt werden, so sieht es das Beamtenrecht vor. Das Innenministerium gibt im Moment selbstredend keinerlei Informationen zum Stand des Auswahlverfahrens heraus. Sprecher Renato Gigliotti teilt Folgendes mit: „Die Bewerberauswahl erfolgt entsprechend den gesetzlichen Vorgaben allein nach Eignung, Leistung und Befähigung, die in erster Linie auf der Grundlage aktueller dienstlicher Beurteilungen zu bewerten sind.“
*Der Einfachheit halber verwenden wir in diesem Artikel meist nur die männliche Form. Der Grund: Die Wahrscheinlichkeit, dass der neue Chef ein Mann ist, liegt bei zirka 100 Prozent.
Es stehen mehrere Wechsel in leitenden Positionen an verschiedenen Polizeipräsidien in Baden-Württemberg an.
Hintergrund ist, dass sich der Zuschnitt einiger Präsidien noch mal ändern wird: Der Polizeireform von 2014 folgen Nachbesserungen.
Das Polizeipräsidium Aalen ist von diesen Veränderungen aber nicht betroffen. Es bleibt für den Rems-Murr- und den Ostalbkreis sowie für Schwäbisch Hall zuständig.
Zum 1. Januar 2020 wird das Polizeipräsidium Tuttlingen aufgelöst. Der Zuschnitt der Präsidien Karlsruhe, Konstanz und Reutlingen wird verändert, und es werden zwei neue Präsidien mit Sitz in Pforzheim und in Ravensburg gebildet.