„Potenzial für positive Veränderung“
Bürgermeisterwahl Auenwald: Nach dem ersten Wahlgang stürzt sich Bürgermeisterkandidat Kai-Uwe Ernst noch einmal verstärkt in den Wahlkampf. An Infoständen im Gemeindegebiet sammelt er Eindrücke und präsentiert Ideen für Auenwald.

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Allerlei Anliegen schilderten die Bürger Auenwalds Kai-Uwe Ernst an dessen Infostand in Hohnweiler.Foto: A. Becher
Von Lorena Greppo
AUENWALD. Das Wetter meint es nicht gut mit Kai-Uwe Ernst: Wind, Schneeflocken und niedrige Temperaturen bestimmen die Szene, dennoch harrt der 26-Jährige an seinem Infostand in Hohnweiler aus. Er hat angekündigt, drei Stunden für Gespräche zu Verfügung zu stehen, „das zieh ich auch durch“, sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Alle Achtung“, sagt dazu eine Bürgerin des Ortsteils Ebersberg, die mit Tochter und Enkelkind vorbeigekommen ist. Denn auch die Auenwalder lassen sich vom schlechten Wetter nicht abhalten. Sie geben sich fast schon die Klinke in die Hand, von einem Gespräch geht es für den Bürgermeisterkandidaten direkt in das nächste. Mal geht es um politische Anliegen, dann wieder um Privates. Mal wollen die Bürger Antworten von ihm, ein anderes Mal ist ein offenes Ohr gefragt und manch einer hat sogar noch Tipps für den Wahlkampf auf Lager. Ernst nimmt beide Rollen ein, hört geduldig zu und gibt freimütig Auskunft.
„Glauben Sie, Sie sind stark genug, auch das alteingesessene Personal der Gemeindeverwaltung zu führen?“, will die Passantin aus Ebersberg wissen. Gemeinsam mit ihrer Tochter habe sie zunächst einen Termin für einen Videochat mit Kai-Uwe Ernst vereinbart, erzählt sie. Weil aber etwas dazwischenkam, habe man sich kurzerhand zu einem Treffen am Infostand verabredet. „Die Mitarbeiter muss ich mit ins Boot nehmen“, weiß Ernst. Er sei der festen Überzeugung, dass das Alter nebensächlich ist, wenn die Chemie stimmt und das Miteinander ein gutes ist. In seinem Job im Finanzamt habe er einen 36-jährigen Vorgesetzten, der auch mit den Kollegen über 50 sehr gut auskomme. Und dass ein junger Bürgermeister gestalten kann, habe schließlich auch Maximilian Friedrich, der Bürgermeister Berglens und Ernsts Vorbild, in seiner bisherigen Amtszeit gezeigt.
Die Kommunikation mit der Verwaltung ist häufig Thema.
Ob er im Falle seiner Wahl nach Auenwald ziehe, will die Passantin weiter wissen. „Definitiv, das ist für mich selbstverständlich“, antwortet der Kandidat. Nur so bekomme er die nötigen Kontakte, um auch bürgernahe Politik zu machen. Und wie ist es um sein Privatleben bestellt? „Man will ja einen Bürgermeister auch kennenlernen“, sagt die Ebersbergerin. Er habe eine Freundin, sagt der 26-Jährige, sei allerdings nicht verlobt oder gar verheiratet, Kinder habe er auch keine. In einem Zweifamilienhaus in Berglen hätten seine Eltern und er jeweils eine Wohnung. Und warum soll gerade Auenwald die künftige Wirkungsstätte sein? Das habe mehrere Gründe, so Ernst. Viele seiner Freunde und Bekannten wohnten im Ort, weswegen er die Gemeinde auch schon recht gut kenne. Von der Struktur her sei Auenwald ähnlich wie Berglen und in Gesprächen mit Bürgern habe er das Gefühl bekommen, dass gerade bezüglich der Kommunikation mit der Gemeindeverwaltung einiges im Argen liege. „Ich sehe hier das Potenzial, etwas zum Positiven zu verändern.“ Dass etwa E-Mails unbeantwortet bleiben, habe auch sie bereits erlebt, sagt die Ebersbergerin. Das sei für die Bürger frustrierend. Ernst hört den Vorwurf nicht zum ersten Mal. Die Tochter gibt dem Bürgermeisterkandidaten mit auf den Weg, dass er bezüglich der Busverbindungen Verbesserungen anstoßen solle. „Meine Kinder gehen in die Tausschule in Backnang, sie müssen umsteigen. Das ist für Grundschüler sowieso ungeschickt und dann müssen sie auch manchmal noch 20 Minuten auf den nächsten Bus warten.“ Ihr Sohn selbst wünscht sich eine Pumptrackanlage. „Früher gab‘s an der Turnhalle eine BMX-Anlage“, erklärt er. Seit dem Bau der neuen Mehrzweckhalle sei diese ersatzlos weggefallen, führt seine Großmutter aus.
Für die Anregungen und das Interesse bedankt sich Kai-Uwe Ernst bei der Familie, gibt ihnen noch Flyer mit auf den Weg, genehmigt sich einen Schluck aus der Wasserflasche und widmet sich gleich der nächsten Passantin. Sie habe ihn da stehen sehen und wollte die Gelegenheit nutzen, mal vorbeizuschauen, sagt sie. Auch sie nimmt einen Flyer mit, tauscht ein paar Worte mit dem Kandidaten und geht ihres Weges.
Währenddessen ist bereits Hans Josef Janetzko hinzugekommen. Der Vorstand des Bürgervereins Ebersberg bringt eine ganze Liste von Gesprächspunkten mit. „Vieles habe ich schon bei der Verwaltung angesprochen, manchmal ist etwas passiert, oft aber auch gar nichts“, erzählt er. Seine Mängelliste ist lang. Als Fahrer eines Elektroautos und eines E-Rollers vermisst Janetzko beispielsweise Ladesäulen im Gemeindegebiet – ein Anliegen, für das Kai-Uwe Ernst Verständnis zeigt. „Wie soll es vorangehen mit der E-Mobilität, wenn die Infrastruktur fehlt“, stimmt der 26-Jährige zu. Da wolle er sich gerne dafür einsetzen. An anderen Stellen gibt er sich etwas bedeckter. Auf Janetzkos Forderung, mehr auf Nachverdichtung zu setzen und keine neuen Baugebiete auszuweisen, reagiert er zurückhaltend: Klar sei das vorzuziehen. Aber: „Ich kann nicht ausschließen, dass es Neubaugebiete geben wird.“ Allerdings solle mit Sachverstand entschieden werden, wo sie Sinn machen. Die weiteren Anliegen hört sich Ernst geduldig an, fügt nur selten etwas hinzu oder hakt nach. Bei der Idee, eine regelmäßige Brainstorming-Runde mit den Bürgern ins Leben zu rufen, nickt er seinem Gesprächspartner zu. Die Anregung scheint zu gefallen. Janetzko überreicht dem Kandidaten schließlich seine Liste, bevor er weiterfährt. „Als Bürgermeister müssen Sie sich auch mal durchsetzen!“, gibt er dem 26-Jährigen noch als Rat mit.
Der nutzt die Gelegenheit, dass mal Ruhe einkehrt an seinem Infostand, um noch etwas zu trinken, und erzählt von seinen Erfahrungen. Nach dem ersten Wahlgang habe er durchweg positives Feedback bekommen und viele Auenwalder hätten sich gemeldet, um sich mit ihm auszutauschen, sagt der Berglener. „Das Telefon steht seit Sonntag nicht mehr still“, sagt er lachend. Aus dem Stand 30 Prozent der Stimmen zu holen, das sei schon ein tolles Ergebnis. Zufriedengeben will sich Ernst damit nicht. Mit seinem Infostand und Plakaten wirbt er noch einmal für sich. Dass sich die Konstellation der Bewerber noch einmal geändert hat, habe ihn überrascht. Die Karten seien neu gemischt. „Ich kann Frau Bader als Kandidatin auch noch gar nicht einschätzen“, sagt er. Zuversichtlich sei er dennoch. Wenig erfreut war Ernst hingegen über den Seitenhieb des Amtsinhabers bezüglich seines Werdegangs. „Ich habe an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen studiert – wie Frau Bader auch“, erklärt er.