Problemzone
Warum es so nicht weitergehen kann mit dem Entlassmanagement
Das hiesige Gesundheitswesen gilt mit gutem Recht als vorbildhaft. Der Zugang ist für Patienten niederschwellig, die Behandlung genügt hohen und höchsten Qualitätsansprüchen. Allerdings hat das System auch seine Problemzonen. Vor allem dort, wo verschiedene Leistungserbringer zum Wohle der Patienten zwingend Hand in Hand arbeiten müssten, funktioniert es nicht. Zwar wird die sogenannte sektorenübergreifende Versorgung in Sonntagsreden gern beschworen, doch Realität ist sie noch lange nicht.
Am Beispiel des Entlassmanagements, zu dem Kliniken verpflichtet sind, zeigen sich die Defizite wie im Brennglas. Immer noch verlassen Patienten das Krankenhaus ohne Rezept und Medikationsplan. Da freut sich der Hausarzt, wenn ein frisch Entlassener am Freitag bei ihm aufschlägt und um Anschlussversorgung bittet. Der Patient selbst weiß natürlich auch nicht, welche Pillen er braucht. Aber es geht noch schlimmer. Es kommt vor, dass Patienten entlassen werden, weil sie austherapiert sind, und Angehörige aus dem Krankenwagen heraus ein aufnehmendes Pflegeheim suchen müssen.
Den Kliniken die Verantwortung für solches Versagen zuzuschieben ist wohlfeil. Das Entlassmanagement ist gerade für Patienten mit besonderen Bedarfen zeitaufwendig, eine Vergütung dafür gibt es nicht. Überforderung ist da programmiert. Nein, die Verantwortung liegt zuallererst bei den politischen Entscheidungsträgern. Es reicht nicht, gut gemeinte Gesetze zu verabschieden und die Umsetzung dann Kassen und Leistungserbringern zu überlassen. Die Politik muss im Interesse der Patienten stärker führen und sagen, wer an den Schnittstellen der Versorgung den Hut tragen soll. Sonst wursteln alle Leistungserbringer weiter, wie es ihnen gerade passt.
willi.reiners@stzn.de