Projekt Zwiebelberg lief nicht ganz rund

Spiel- und Erlebniswelt oberhalb von Oberbrüden wird 65000 Euro teurer als geplant – Ein Grund dafür sind Planungsfehler

Die Einweihung der sanierten und teilweise erneuerten Spiel- und Erlebniswelt auf dem Zwiebelberg Mitte April dieses Jahres verlief harmonisch. Die Mehrkosten waren kaum ein Thema. Foto: A. Becher

Die Einweihung der sanierten und teilweise erneuerten Spiel- und Erlebniswelt auf dem Zwiebelberg Mitte April dieses Jahres verlief harmonisch. Die Mehrkosten waren kaum ein Thema. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

AUENWALD. Die Freude über die Elbphilharmonie in Hamburg ist allseits riesig. Längst ist der Ärger über die Kostenexplosion beim Bau des neuen Wahrzeichens in der norddeutschen Hafenstadt verflogen. Wer erinnert sich noch? Aus anfänglich harmlosen 77 Millionen wurden letztlich knapp 800 Millionen Euro.

In Auenwald stellt sich die Situation freilich ganz anders dar. Da handelt es sich nicht um ein Konzerthaus mit Hotel, sondern um eine Spiel- und Erlebniswelt mit einem Holz-Fort, einer Grillstelle und einem behindertengerechten Parcours, aber immerhin um eine Art Wahrzeichen der Gemeinde.

Auch von einer Kostenexplosion kann bei diesem Projekt auf dem Zwiebelberg nicht gesprochen werden. Aber immerhin um eine Kostensteigerung, die in der Amtsperiode von Bürgermeister Karl Ostfalk seinesgleichen sucht. Bei Gesamtkosten in Höhe von knapp 290000 Euro – davon 71000 Euro als Zuschuss des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald – listet Kämmerer Matthias Glassl Mehrausgaben in den Jahren 2017 und 2018 in Höhe von insgesamt gut 65000 Euro auf (nach Abzug der Deckungsmittel aus Spenden). Wegen der Höhe der außerplanmäßigen Ausgaben musste der Gemeinderat diese Aufwendungen nachträglich noch abnicken. Das tat das Gremium dann auch in dessen Sitzung am Montagabend, allerdings nicht ohne lautstarkes Murren. Und auch nicht einstimmig. Die drei Räte der Freien Wählervereinigung (FWA) stimmten letztlich dagegen, Gerold Remlinger von der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWA) enthielt sich seiner Stimme.

Zuvor war bei Wortmeldungen von Barbara Hirzel und Andreas Kleinknecht, beide BWA, deutlich geworden, dass man von Anfang an über den Planer und dessen Planungen nicht ganz glücklich gewesen ist, um es milde auszudrücken. Die erste Präsentation von Entwürfen hatte man in der Ratsrunde platzen lassen. Der Landschaftsarchitekt wurde mit einem Paket an Hausaufgaben wieder nach Hause geschickt und konnte erst Wochen später den Erfolg vermelden, dass der Gemeinderat nun seinen Segen gab. Bis auf die Räte der FWA um Karl Meister. Denen waren die Ausgaben zu hoch.

Während der Bauphase – und damit zu spät – sind Planungsfehler ans Tageslicht gekommen. Eine der wichtigsten Vorgaben der Verwaltung und der Dorfpolitiker war es, dass die komplette Anlage behindertengerecht ausgeführt werden soll. Letztlich ist das auch vorbildlich gelungen. Nur, dass Rollstuhlfahrer bei ihrem Grillnachmittag auf dem Zwiebelberg auch mal auf die Toilette müssen, daran war nicht gedacht. Jedenfalls wurde der Bau eines behindertengerechten WC nicht beim Zuschussantrag berücksichtigt. Für die laut Ostfalk „zusätzliche und zu Beginn nicht eingeplante Einrichtung einer behindertengerechten WC-Anlage“ wurden zusätzlich 6200 Euro fällig.

Einen immensen Mehraufwand gab es auch bei den Bodenarbeiten. „Ganz klar ein Planungsfehler“, schimpfte Kleinknecht, „der Planer ist dafür verantwortlich, und er muss sagen, ob der Boden tragfähig ist oder nicht.“ Der zusätzliche Aufwand, den Oberboden abzutragen, und den nicht tragfähigen Untergrund unter dem Grillplatz auszuheben und zu entsorgen, hat die Gemeinde zusätzliche 22366 Euro gekostet.

Letztlich hatte auch der Bauhof einen Mehraufwand. Die Mitarbeiter mussten beispielsweise das alte Fort Laramie abbauen, die Grillstelle erneuern, Outdoorspielgeräte aufstellen. Bauhofkosten insgesamt: 18792 Euro. Mehraufwendungen in Höhe von insgesamt fast 4000 Euro, die nicht in der Kostenberechnung des Planungsbüros enthalten waren, hatte auch die Baufirma. Deren zusätzliche Leistungen waren beispielsweise das Anpassen eines Schachtrings, Schneiden von Asphalt, Einsaat von Rasen und die Entsorgung von Fundamentresten sowie der Aufbau der Tragschicht im Bereich des Grillplatzes.

Kämmerer Glassl führte die weiteren Mehrausgaben auf: Nachträge der Baufirma durch verschiedene Anpassungen vor Ort (rund 9000 Euro), vegetationstechnische Bodenarbeiten (rund 2000 Euro), zusätzliche Sträucher und Rasensaat (rund 1500 Euro), Fertigstellungs- und Entwicklungspflege (rund 2700 Euro).

Überrascht wurde die Gemeinde von zerstörungswütigen Rabauken, die während der Bauphase Spielgeräte und Bagger der Baufirma demoliert hatten (wir berichteten). Die anfallenden Mehrausgaben für die Überwachung der Baustelle durch einen Sicherheitsdienst belaufen sich auf über 6000 Euro.

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Erstellt:
25. Juli 2018, 06:00 Uhr

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