Provisorium wird vier Jahre verlängert
Die Container hinter der Plaisir-Sporthalle werden auch nach dem Umzug der Kinder in die demnächst fertiggestellte Sportkita Katharinenplaisir weiter benötigt. Die Anlage soll künftig die komplette Schulkindbetreuung der Plaisirschule und eine weitere Kitagruppe aufnehmen.
Von Matthias Nothstein
Backnang. Vor vier Jahren wurde hinter der Backnanger Sporthalle Katharinenplaisir aus 44 Modulen eine provisorische Kindertagesstätte für insgesamt 80 Kinder in vier Gruppen errichtet. Und zwar als Übergangslösung für die künftige Backnanger Sportkita, die einen Steinwurf entfernt neben der Sporthalle erst noch entstehen sollte. Die Miete für die Containeranlage betrug 450000 Euro für vier Jahre. Jetzt soll der Mietvertrag nochmals für weitere 736000 Euro um vier Jahre verlängert werden.
Seit Oktober 2018 erfüllen vier Kitagruppen die angemieteten Container hinter der Plaisirhalle mit Leben. Der Plan war ursprünglich ganz klar formuliert: Sobald das Vorzeigeprojekt Sportkita Katharinenplaisir fertiggestellt ist – das soll in zwei Wochen der Fall sein –, ziehen die Kinder um, und das Provisorium wird wieder zurückgebaut. Der Umzug wird selbstverständlich auch geschehen, aber die Container sollen trotzdem bleiben. Die Stadtverwaltung hat jüngst im Ausschuss für Technik und Umwelt erklärt, dass die Containeranlage aufgrund des großen und immer noch steigenden Betreuungsbedarfs für andere Aufgaben benötigt wird. Deshalb soll der Mietvertrag mit der Kleusberg GmbH um vier Jahre verlängert werden. Die jährlichen Gesamtkosten belaufen sich auf 184000 Euro. Die Ausschussmitglieder stimmten dem Vorgehen geschlossen zu; die endgültige Entscheidung fällt nächste Woche im Gemeinderat.
Komplette Schulkindbetreuung wird aus dem Schulgebäude herausgenommen
Im Ausschuss hatte Regine Wüllenweber das Vorgehen begründet. Die Leiterin des Amtes für Familie, Jugend und Bildung erklärte, dass in der Plaisirschule die zur Verfügung stehenden Räume für die Hortbetreuung nicht mehr ausreichen. Wörtlich: „Die Raumsituation in der Grundschule Plaisir ist jetzt schon ziemlich angespannt.“ Die einzige Lösung für die Zukunft sei die Herausnahme der kompletten Schulkindbetreuung aus dem Schulgebäude und deren Verlegung in die Container.
Diese Lösung ist nun in greifbarer Nähe. Denn der Bau der Sportkita liegt laut Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha im Zeitplan und wird dieser Tage abgeschlossen. Der Einzug der ersten vier Kindergartengruppen aus den Containern in den Neubau soll am 3. Mai über die Bühne gehen. Zwei weitere, neu zu bildende Gruppen könnten ihnen folgen, wenn die Stadt das nötige Fachpersonal bekommt. Doch daran hakt es; der Fachkräftemangel bei den Erzieherinnen macht auch vor Backnang nicht halt. Daher ist laut Janocha damit zu rechnen, dass die fünfte und sechste Gruppe erst nach den Sommerferien geschaffen werden. Insgesamt könnten dann 127 Kinder in der Sportkita betreut werden.
Da die Mensa im Untergeschoss erst nach den Sommerferien ihren Betrieb aufnimmt, wird die offizielle Einweihung der 9,5 Millionen Euro teuren Sportkita wahrscheinlich erst im September stattfinden.
Während das Gebäude pünktlich fertig wurde, hinkt die Fertigstellung der Außenanlagen etwas hinterher. Hier musste nachgebessert werden, was die Entwässerung des Geländes angeht. Die zusätzlichen Leitungen, die verlegt werden mussten, sind der Grund, dass die Außenanlagen wohl erst im Juli vollendet werden. Für die Mehrarbeiten sind zwar weitere 100000 Euro fällig, dafür aber gab es keine Baukostensteigerung beim Neubau, da dieser zum Festpreis vergeben worden war.
Sobald die Kitagruppen die Container verlassen haben, werden diese auf Vordermann gebracht; die wenigen Sanierungsmaßnahmen erledigt der Vermieter bis Ende Juni. Bis dahin – so hofft Janocha – könnte dann auch die für den Betrieb der Hortbetreuung nötige Erlaubnis vorliegen. Allerdings glaubt Janocha auch, dass der Hort erst zum neuen Schuljahr am neuen Ort öffnet. Dann könnte es auch durchaus möglich sein, dass drei Hortgruppen gebildet werden müssen; schließlich steigen die Anmeldezahlen seit Jahren kontinuierlich.
Zudem wird eine Kindergartengruppe in die Container verlegt, die zum 1. Juni dieses Jahres in der Kita Heininger Weg im Bewegungsraum untergebracht werden sollte. Das hat gleich zwei Vorteile. Dadurch, dass der Bewegungsraum nicht belegt werden muss, verschlechtern sich nicht die Rahmenbedingungen in der Kita Heininger Weg für die restlichen Nutzer. Und: Aufgrund der größeren Räume in der Containeranlage können sogar 25 statt 22 Kinder wie bislang vorgesehen aufgenommen werden.
Die Verlängerung des Mietvertrags läuft über vier Jahre. Aber den Platzbedarf gibt es auch danach, er wird sogar eher steigen. Deshalb muss die Stadt umgehend planen, wo und wie nach dem Ende der Containernutzung im Jahr 2026 die Kinder betreut werden. Janocha: „Wir müssen auf jeden Fall etwas machen.“ Er haderte mit der Tatsache, dass der Vermieter die Container nicht verkaufen wollte: „Wir dachten, wir mieten die Container nur für vier Jahre. Wenn wir gewusst hätten, dass wir die Anlage auch hinterher benötigen...“
Von Matthias Nothstein
Die Miete für die vergangenen vier und die künftigen vier Jahre summiert sich für die Containeranlage auf knapp 1,2 Millionen Euro. Viel Geld für ein Provisorium. Wer jetzt Kritik übt, der hat’s einfach, schließlich ist man hinterher immer schlauer. Vor vier Jahren wurden die Container dringend benötigt. Und der Mietpreis schien günstiger zu sein als der Kaufpreis. Auf acht Jahre gesehen geht die Rechnung aber nicht auf; jetzt zeichnet sich ab, dass der Kauf wohl die bessere Entscheidung gewesen wäre.
Wie gesagt, hinterher ist man immer schlauer. Nun gilt es jedoch, aus den Fehlern zu lernen und Weitblick zu beweisen. In vier Jahren endet der Mietvertrag erneut. Und dass es dann weniger Kinder geben könnte, die eine Kita oder einen Hort besuchen, davon geht keiner aus, der die Bevölkerungsentwicklung im Blick hat. Es gilt also, jetzt die Weichen zu stellen, damit die Stadt nicht wieder in die Situation kommt, eine teure Lösung akzeptieren zu müssen.
m.nothstein@bkz.de
Raumnot Die Raumnot in der Plaisirschule ist groß. Die Hortbetreuung findet derzeit in einem Zimmer statt, das eigentlich für die Sprachförderung der Vorbereitungsklasse (VKL) vorgesehen war. Zwar wird im Moment aufgrund des Lehrermangels überhaupt keine Sprachförderung angeboten, aber das ist nur eine Momentaufnahme. Grundsätzlich steigt der Raumbedarf für die Vorbereitungsklassen ständig.
Vorgaben Laut den Vorgaben des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) muss bei der Schulkindbetreuung für jeweils 20 Kinder ein geeigneter Raum mit 55 bis 70 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Waren es 2017 nur 25 gemeldete Kinder, so stieg die Zahl auf derzeit 40 Kinder an, und die Prognose geht davon aus, dass etwa 50 Hortplätze benötigt werden.
Naturkindergarten Die Stadt Backnang erweitert ihr Betreuungsangebot ständig. Seit dem 1. Februar dieses Jahres hat beispielsweise die Kita Etzwiese geöffnet. Die pädagogischen Fachkräfte betreuen die Kinder auf einem großen Garten- und Außengelände mit Bäumen, Sträuchern, Sandkasten und Schaukeln. So können die Kleinen viele Erfahrungen mit und in der Natur machen. Auch steht allen eine beheizbare Schutzhütte mit Küche und sanitären Anlagen zur Verfügung. Zudem sind die Kinder mit ihren Erzieherinnen und Erziehern im Alltag oft in den nahe gelegenen Feldern, Wäldern und Wiesen unterwegs. Die Gruppe umfasst bis zu 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Eine weitere Gruppe ist angedacht. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 7.30 bis 13.30 Uhr.