Prozess am Amtsgericht: AfD verliert gegen Fotografen
Freispruch für Alfred Denzinger von Beobachternews.de nach Widerspruch gegen Strafbefehl wegen versuchter Nötigung –
Von Nils Graefe
BACKNANG. Ein Streit um das Fotografieren des Treibens an einem AfD-Wahlkampfstand in Backnang ist vor dem Amtsgericht gelandet. AfD-Landesschatzmeister Frank Kral hatte den Fotografierenden, Alfred Denzinger, angezeigt. Der hatte gegen einen folgenden Strafbefehl „wegen versuchter Nötigung“ Widerspruch eingelegt. Es kam zur Verhandlung. Das Gericht sprach Denzinger frei. Der sorgt sich dennoch um seine Akten-Einträge.
Die AfD hatte am 16. September 2017 in Backnang am dm-Markt, Im Biegel, einen Wahlkampf-Stand aufgebaut. Mit dabei AfD-Landesschatzmeister Frank Kral. Irgendwann erschienen Aktivisten von „Zusammen gegen rechts Rems-Murr“ (ZGR) und verteilten in Sichtweite Flugblätter. Auch zugegen: der Chefredakteur von „Beobachternews Magazin für politische Bewegung im Südwesten“, Alfred Denzinger aus Rudersberg nach eigenen Aussagen einst Antifa-Aktivist, heute jedoch nur noch als Journalist unterwegs.
„Es fand an jenem Tag eine Kundgebungstour von „Zusammen gegen rechts“ statt, die ich als Journalist begleitete und fotografisch dokumentierte. In Waiblingen blieb alles unauffällig und ruhig, in Backnang zuerst auch.“ Bis Denzinger anfing den Wahlstand der AfD und die Leute dort zu fotografieren. Zu den folgenden, etwa eine halbe Stunde dauernden Ereignissen gibt es unterschiedliche Versionen der Nacherzählung.
Die Version von Alfred Denzinger und Beobachternews.de
Alfred Denzingers Version lautet: „Ich hielt beim Fotografieren immer einen Mindestabstand von so zehn Metern, meistens war ich sogar 20 bis 25 Meter entfernt. Mit der heutigen Fototechnik ist das ja kein Problem.“ Als die AfD-Leute ihn entdeckt hätten, seien sie trotzdem zunächst freundlich geblieben. Ein Foto auf Beobachternews.de zeigt einen in Richtung Kamera winkenden Frank Kral. „Plötzlich war es ihm aber nicht mehr recht“, sagt Denzinger.
Kral habe sich dann ständig zwischen die Kamera und den AfD-Stand gestellt und ihn schließlich „massiv bedrängt und angegangen, bedroht und beleidigt“, ja ihm gegen die Kamera geschlagen. Auch dazu veröffentlichte Beobachternews ein mutmaßliches Beweisfoto. Es zeigt einen bewegungsverschwommenen Kral mit ausgestrecktem Arm ganz nah an der Kamera. „Dabei habe ich ihm ganz klar gesagt, ich bin Pressevertreter und ich mache hier nur meine Arbeit.“
Mehrfach habe Kral ins Objektiv der Kamera gegriffen und Drohungen ausgestoßen, berichtete Beobachternews einige Tage später, am 22. September 2017. Kral habe Denzinger „teilweise bis zu 50 Meter weit vom AfD-Stand, einmal sogar bis zum SPD-Stand verfolgt“. Dort habe sich Kral beschwert, dass Denzinger gar kein Pressevertreter sei. „Ich zeigte ihm meinen Presseausweis“, sagt Denzinger dazu. „Er wollte, dass ich ihm den Ausweis aushändige, was ich natürlich nicht machte. Muss ich ja auch nicht. Ich sagte ihm sogar noch, er solle doch die Polizei rufen.“ Die SPD-Vertreter hätten dann Kral aufgefordert, „den Journalisten seine Arbeit machen zu lassen“. Auch Passanten hätten ihre Hilfe gegen Kral angeboten. Schließlich hätten die AfDler genervt ihren Stand abgebaut und seien abgezogen, aber nicht ohne, dass ein AfDler den Stinkefinger gezeigt habe, so Denzinger und Beobachternews.
Die Version des Schatzmeisters
der AfD, Frank Kral
Denzinger habe in einem fort fotografiert, nicht nur ihn und seine Kollegen von der AfD, sondern auch Passanten, die an den Wahlstand kamen, sagt Frank Kral. Einige hätten sich belästigt gefühlt. „Ich wollte die Leute schützen und war der Auffassung, dass er nicht fotografieren dürfe.“ So habe er Denzinger immer wieder die Sicht auf den Stand versperrt, ihn zur Rede gestellt und ihm gesagt, dass er nicht fotografieren dürfe. „Er hielt mir seinen angeblichen Presseausweis hin, ich konnte jedoch nichts darauf erkennen. Er sagte, er müsse ihn mir nicht genau zeigen.“ Dann hätten sich jugendliche Antifa-Begleiter Denzingers, eingemischt und es sei zu einem „kleinen Gerangel“ gekommen, so Kral. „Ich habe jedoch seine Kamera nicht berührt, geschweige denn weggeschlagen, wie er behauptet. Ich hielt nur die Hand vor das Objektiv.“ Die „Antifa-Typen“ indes hätten ihm Flyer aus der Hand geschlagen,, Denzinger habe ihn beschimpft und provoziert. Irgendwann habe er mit seinen Kollegen den Wahlkampfstand zusammengepackt. „Die verfolgten uns und versuchten uns zu Tätlichkeiten zu provozieren, immer wieder gab’s Gerangel. Einen Kollegen wollte er noch mal beim Betreten der Tiefgarage fotografieren. Denzinger fotografierte auch das Nummernschild meines Autos, um meine Adresse herauszufinden, wie er betonte.“
An jenem Tag habe er noch gar nicht gewusst, wer Denzinger ist, das heißt, dass Denzinger der Antifa-Szene zuzurechnen sei. „Als ich es dann erfuhr, entschloss ich mich zur Anzeige, weil ich der Auffassung war, dass Persönlichkeitsrechte durch das aufdringliche Fotografieren verletzt worden seien.“ Und weil er Übergriffe der Antifa befürchtete, wenn die nun seine Adresse herausfänden.