Rasender Schleichverkehr
Mehrere Straßenkreuzungen im Viertel hinter dem Backnanger Stadtfriedhof werden provisorisch umgestaltet
Die Anwohner nördlich und östlich des Backnanger Stadtfriedhofs klagen über Verkehrsteilnehmer, die die Wohnstraßen als Abkürzung zwischen Kawag-Kreisel und Finanzamt nehmen. So kann der Stau auf der Stuttgarter Straße oder der Eugen-Adolff-Straße umfahren werden. Auf dem Weg durchs Wohngebiet nehmen die Eiligen es dann auch mit der Geschwindigkeit nicht so genau, so die Klagen der Anwohner.

Im gesamten Viertel hinter dem Stadtfriedhof soll es Änderungen geben, vor allem in den Kreuzungsbereichen.Karte: OpenStreetMap
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Die Stadtverwaltung hat die Klagen der Anwohner vernommen und bereits im November vergangenen Jahres eine Quartiersbegehung vorgenommen. Die Ergebnisse dieses Vor-Ort-Termins und die empfohlenen Konsequenzen wurden jetzt den Stadträten im Ausschuss für Technik und Umwelt vorgestellt.
Von dem Schleichverkehr „durch gebietsfremde Fahrzeuge“ sind vor allem die Friedrich-List-/Schönblick- und Eichendorffstraße betroffen. Wobei die Experten festgestellt haben, dass das Problem nicht die Menge an Fahrzeugen ist, dafür ist die Abkürzung für viele doch zu unrund und kompliziert. Das wesentliche Problem ist vielmehr die Geschwindigkeit der Fahrer in diesem Gebiet. Und der Parkdruck und Parksuchverkehr durch Externe, darunter auch Besucher des Stadtfriedhofs oder des Ärztehauses. Eingeladen werden Raser und Parkwillige durch breite Straßenräume. Das Stadtplanungsamt hat nun das Ziel, den Durchfahrwiderstand zu erhöhen und gleichzeitig die Geschwindigkeit zu senken. Dazu soll an mehreren Stellen die Parkierung neu geordnet und der Straßenraum umgestaltet werden.
Die Auswertung einer mehrtägigen Verkehrsmessung ergab vor einem Jahr, dass zum Beispiel im Durchschnitt in der Eichendorffstraße nur 643 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sind, das entspricht lediglich 27 Fahrzeugen in der Stunde. Selbst in der Rushhour steigt der Wert nur auf 53 Fahrzeuge, also nicht einmal eines pro Minute. Auch in der Friedrich-List-Straße sind täglich nur 750 Fahrzeuge unterwegs. Problematisch ist jedoch die Häufigkeit der Geschwindigkeitsüberschreitung. In allen Straßen gilt Tempo 30, aber ein Prozentsatz von über 70 bis knapp 90 Prozent schert sich nicht um diesen Wert. Weshalb Heinz Franke (SPD) es so auf den Punkt bringt: „Nicht die Masse der Verkehrsteilnehmer ist das Problem, sondern die Raser.“ Zweites Problem sind falsch geparkte Autos. Sie führen laut Ute Ulfert (CDU) dazu, dass es an eigentlich übersichtlichen Passagen plötzlich gefährliche Stellen gibt.
Im Ausschuss wurden etliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und zur Straßengestaltung vorgestellt, mit denen der Schleichverkehr erschwert werden soll. So sollen in allen Durchfahrtsstraßen versetzte Parkplätze auf der Straße markiert werden. Auch die Markierung „30km/h“ soll regelmäßig aufgesprüht werden. Ein weiteres Mittel, wie die Vorfahrtssituation im Viertel verdeutlicht werden kann, ist die Markierung „Stuttgarter Raute“ an allen Einmündungen.
Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts, erklärte, dass die Stadt aufgrund der enormen Geschwindigkeitsüberschreitungen aktiv werden müsse. Gleichzeitig gelte es, auch den Haushalt im Blick zu haben. „Das Budget gibt es nicht her, sofort und überall die Problemzonen umzubauen.“ Die Stadt setzt deshalb auf temporäre Markierungen. Diese lassen sich schnell und günstig umsetzen. In einem Jahr werden die Ergebnisse ausgewertet und die Bürger erneut informiert. „Wir hoffen auf deutliche Verbesserungen“, so Großmann.
Was ist konkret geplant? Im Bereich Eugen-Adolff-Straße/Hasenhälde soll die Einmündung durch vorgezogene Seitenräume provisorisch mit Markierungen und Pflanzkübeln verengt werden. Ebenso an den Knoten Friedrich-List-Straße/ Hasenhälde sowie Ludwig-Richter-Straße/Eichendorffstraße. Dort sollen auch wechselseitige Parkplätze Raser ausbremsen. In der Friedhofstraße kann ein Parkplatz mit 23 Stellplätzen angelegt werden. Das fördert die Ordnung und verhindert Parksuchverkehr. Als Zugang zum Friedhof sollen dort und in der Kantstraße deutliche Querungsmöglichkeiten aufgesprüht werden. Wechselseitige Parkplätze und deutliche Querungshilfen sind auch in der Ludwig-Richter-Straße vorgesehen. Die größte Änderung ist für den Knoten Wilhelm-Busch-Straße/Schubartstraße/Schönblickstraße angedacht. Hier soll ein verkehrsberuhigter Bereich entstehen. Als Straßenbelag würde Pflaster Asphalt ersetzen. Ebenso sind Pflanzkübel und Parkplätze geplant.