Raus aus den Federn und ab zum Sport

Laufen im Plattenwald, Schwimmen im Freibad, Kräftigungsübungen im Fitnessstudio: Am frühen Morgen gibt’s viele Möglichkeiten

Ist Backnang eine Stadt der Langschläfer und Sportmuffel? Im Plattenwald hätte man am Mittwoch auf die Idee kommen können. Kaum Frühsportler in Sicht. Um sieben nicht, auch noch nicht um halb acht. Im Freibad relativiert sich das Bild: Egal ob zackig oder gemütlich – beim Frühbadetag ziehen einige Schwimmer ihre Bahnen. Und auch im Fitnessstudio herrscht bereits reger Betrieb, nachdem um acht die Pforten geöffnet haben.

Sport am frühen Morgen scheint ein Garant für gute Laune zu sein: Nicolai Baumann zieht im Freibad seine Bahnen, Brunhilde Heck stärkt im Fitnessstudio ihre Muskulatur. Fotos: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Sport am frühen Morgen scheint ein Garant für gute Laune zu sein: Nicolai Baumann zieht im Freibad seine Bahnen, Brunhilde Heck stärkt im Fitnessstudio ihre Muskulatur. Fotos: A. Becher

Von Steffen Grün

BACKNANG.Ein Mann mit Nordic-Walking-Stöcken ist gemächlich unterwegs, zwei Damen gehen mit den Hunden Gassi – sonst ist im Plattenwald am frühen Mittwochmorgen wenig los. Vielleicht liegt es an den Ferien, dass nur zwei Leute joggend gesichtet werden, sich vom Reporter und dem Fotografen in ihrem Elan allerdings nicht bremsen lassen wollen.

Also auf ins Freibad. Dort lässt sich bereits auf dem Parkplatz erahnen, dass der Frühschwimmer keine seltene Spezies ist. Und tatsächlich korrespondiert die Zahl der Autos mit der Zahl der Frauen und Männer, die sich ins kühle Nass gestürzt haben. „Es ist ein guter Start in den Tag. Man ist schon voll da, wenn man ins Büro kommt“, sagt Nicolai Baumann. Der 30-Jährige ist froh, dass mittlerweile der Juni angebrochen ist, denn „im Mai ist leider nur einmal pro Woche Frühschwimmen, ab Juni zweimal“. Er wird in den nächsten drei Monaten des Öfteren die Möglichkeit nutzen, mittwochs und freitags bereits um sieben Uhr ins 50-Meter-Becken des Wonnemars springen zu können. „Ich bin Triathlet, auch deshalb ist das Schwimmtraining wichtig für mich“, erklärt der Sportler aus Allmersbach im Tal, der sich derzeit auf einen Wettkampf über die Mitteldistanz (2 Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren, 20 Kilometer Laufen) am 17. Juni in Lauingen vorbereitet und auch die anderen Disziplinen im Auge behalten muss. „Wenn ich morgens schon eine Trainingseinheit mache, kann ich mittags eine zweite einlegen“, sagt Baumann, „heute gehe ich zum Beispiel Radfahren.“ Ideal sei der Frühbadetag auch deshalb, weil er gut zu seiner Gleitzeit im Büro bis um halb neun passt, und „weil es ruhiger ist wie in der Mittagspause, man hat mehr Platz“. Eines schreibt er noch all jenen ins Stammbuch, die gerne nach Ausreden suchen, um lieber ein bisschen länger in den Federn zu bleiben: „Das Wetter ist völlig egal, das spielt überhaupt keine Rolle.“

Für Brunhilde Heck erst recht nicht, ihr Ding ist nämlich das Fitnessstudio. „Ich will fit bleiben und meine Muskulatur erhalten“, erklärt die 67-Jährige, warum sie dreimal pro Woche ins WM-Sportzentrum kommt. Montags, mittwochs und freitags steht sie um acht Uhr bereits auf der Matte, wenn sich die Türen öffnen. Ihr Mann sei tendenziell eine Eule, also ein Langschläfer, sie eine Lerche, also ein Frühaufsteher. „Spätestens um halb sieben, ohne Wecker“, verrät die Backnangerin, „und dann bietet es sich an, gleich zum Sport zu gehen, das gehört zur Struktur meines Tages und ist wichtig für mich.“ Neben dem gesundheitlichen Aspekt gibt’s noch den geselligen, denn „man bekommt einen weiteren Bekanntenkreis und trinkt hinterher manchmal noch einen Kaffee“. Um 9.20 Uhr sei Schluss mit dem Training an den diversen Geräten. „Um halb elf bin ich spätestens daheim. Dann hat mein Mann schon in Ruhe die Zeitung gelesen.“

Bei Jörg Bauer ist es eher zu erwarten, dass er den Zeitungsausträger trifft, wenn er sich auf den Weg macht. „Ich stehe um 4.30 Uhr auf und lege um 4.45 Uhr los“, erzählt der 48-Jährige, der früher totaler Sportmuffel war und mit 1,75 Metern 104 Kilo wog, ehe er 2011 die Notbremse zog und inzwischen schon mehrere Triathlon- Wettkämpfe hinter sich hat (wir berichteten). Derzeit gibt’s für ihn zwei Ruhetage pro Woche, ansonsten kommt es auf den Plan des Trainers Toni Hasler an, was er sich zu nachtschlafender Zeit vornimmt: „Das kann mal jeweils eine halbe Stunde Laufen und Radfahren sein oder auch mal eine Stunde Laufen oder Radfahren.“ Am 1. Juli steht für den Backnanger der Triathlon in Roth auf dem Programm, im August dann der Ironman in Vichy (3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen).

Solche Ziele hat Christiane Mühlnikel nicht. Das verrät uns die 24-Jährige beim zweiten Versuch, im Plattenwald mit einem Sportler über die Motive dafür zu reden, in aller Herrgottsfrühe und nicht etwa nach Feierabend eine Runde zu drehen. „Ich will mal wieder an einem 10-Kilometer-Lauf teilnehmen, aber eigentlich mache ich es aus Spaß“, betont die Backnangerin, die fast täglich aktiv ist: „Mal jogge ich, mal walke ich.“ Für den Frühsport gibt es zwei Gründe. „Derzeit ist es wegen der Hitze, sonst oft wegen der Arbeit oder der Uni im dualen Sport- und BWL-Studium“, erklärt Mühlnikel. In den Plattenwald zieht es sie, „weil ich es in der Natur schöner finde als auf dem Laufband“. Ihr Pensum: Drei bis fünf Kilometer. „Je nachdem, wie viel Zeit ich habe.“

Raus aus den Federn und ab zum Sport

© Sportfotografie Alexander Becher

Christiane Mühlnikel läuft vor allem aus Spaß, Jörg Bauer bereitet sich auf Triathlon-Wettkämpfe vor.

© Sportfotografie Alexander Becher

Christiane Mühlnikel läuft vor allem aus Spaß, Jörg Bauer bereitet sich auf Triathlon-Wettkämpfe vor.

Raus aus den Federn und ab zum Sport

© Sportfotografie Alexander Becher

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Erstellt:
4. Juni 2018, 06:00 Uhr

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