Regen sorgt für gute Auslastung
Während bei einigen Familien die eine oder andere Radtour oder Wanderung angesichts der regnerischen ersten Ferientage ins Wasser fällt, erfreuen sich überdachte Alternativen wie Kartfahren, Indoorspielplatz und Kino großer Beliebtheit.

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Dario und Elvis Simunovic und Owen Radenkovic (von links) aus Schornbach lassen auf der Indy-Cart-Bahn in Backnang die Reifen quietschen. Ob bei Regen oder Sonne ist ihnen egal: „Wir hatten einfach Bock auf Kartfahren“, sagt Elvic Simunovic. Foto: Alexander Becher
Von Kai Wieland
Backnang. Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Diese Frage traut man sich angesichts der jüngsten Hitzewellen und Waldbrandserien in Europa kaum zu stellen. Die Niederschlagsmenge der vergangenen Woche ist trotzdem sicherlich nicht das, was sich insbesondere Familien mit schulpflichtigen Kindern für die Sommerferien vorgestellt haben. „Gut für die Natur“, sagen die Optimisten. Richtig, doch die heimischen Pflänzchen sind nicht die einzigen, für die die Aussicht auf den einen oder anderen Regentag eine durchaus heitere ist.
„Freilich, bei schlechtem Wetter sind wir gefragt“, bestätigt Michele Ciuffreda, der vor 27 Jahren im Backnanger Gewerbegebiet-Süd seine Indy-Cart-Bahn eröffnet und seitdem Generationen von Hobbyrennfahrern kommen und gehen gesehen hat. „Ich erlebe das immer wieder: Jungs, die hier regelmäßig gefahren sind, bleiben plötzlich für ein paar Jahre weg und kommen irgendwann mit dem eigenen Sohn oder der Tochter an der Hand wieder.“
Bei Regen läuft das Geschäft besser
Die Sommerferien sind, ganz unabhängig vom Wetter, allerdings keine allzu geschäftige Zeit auf der Kartbahn, die Hauptsaison startet Mitte September. Viele Familien seien in den ersten beiden Wochen im Urlaub, bei zusätzlich hohen Temperaturen gehe noch weniger. „Es gibt immer auch welche, die bei über 30 Grad noch Kart fahren, aber generell wirken sich Temperaturen ab 25 Grad schon negativ aus. Bei Regen ist es immer besser“, erklärt Ciuffreda, der die Kartbahn deshalb ab heute bis Freitag schließt. In der vergangenen Woche, insbesondere Mittwoch und Donnerstag, sei allerdings enorm viel los gewesen, sicherlich auch aufgrund des Wetters.
Am Samstagnachmittag kommt dagegen der Wetterprognose zum Trotz die Sonne heraus. Prompt sagen Ciuffreda zwei Gruppen ab. Ob das mit dem schönen Wetter zu tun habe, darüber will er nicht spekulieren. „Letztlich kann ich es nicht nachprüfen, und wir haben auch keine Stornogebühren, da wäre der Aufwand größer als der Ertrag.“
Dafür kommen auch immer wieder unangemeldet Gäste vorbei, zum Beispiel Celine, Natalie und Silvia Wenger aus Innsbruck. Die drei Österreicherinnen – Tochter, Mutter und Großmutter – machen in Schwäbisch Hall Urlaub und haben sich für einen spontanen Ausflug entschieden. „Das hat richtig Spaß gemacht“, schwärmt Celine. Kein Wunder, die 13-Jährige fuhr mit Abstand den heißesten Reifen und ließ Mama und Großmama keine Chance.
Viele Kunden kommen nicht aus Backnang
Dass er Besuch aus der Ferne bekommt, ist für Michele Ciuffreda nicht ungewöhnlich. Der Großteil seiner Kunden komme nicht aus Backnang, sondern aus Aalen, Heilbronn, Stuttgart und vor allem Ludwigsburg. Auch machten Kinder nur einen Teil der Gäste aus. „Wir waren hier in der Region eigentlich die Ersten, die überhaupt Kartfahren für Kinder angeboten haben“, sagt er. „Kindergruppen sind aufwendiger, man muss mehr erklären und kann nicht so viele gleichzeitig fahren lassen. Aber für die Kleinen ist es natürlich klasse. Gerade bei Mädchen sieht man, wie es ihnen Selbstvertrauen gibt, wenn sie den Dreh raushaben.“
Gleich im Anschluss heizen Elvis Simunovic (42), Sohn Dario (13) und dessen Freund Owen Radenkovic (14) durch die Kurven. Die drei Kartfreunde aus Schornbach haben im Vorfeld gebucht, für sie spielte das Wetter allerdings keine Rolle. „Wir hatten einfach Bock auf Kartfahren“, sagt Elvis Simunovic und ergänzt nach einem Seitenblick zu den beiden Jungs. „Die haben eigentlich immer Bock.“ Tatsächlich sind Elvis und Dario Simunovic begeisterte Kartfahrer, die auch schon auf anderen Bahnen unterwegs waren. Owen sitzt hingegen erst zum zweiten Mal in einem solchen Gefährt, weswegen er auch die eine oder andere Überrundung durch seinen Kumpel hinnehmen muss. Dem Spaß tut das allerdings keinen Abbruch.
Hochbetrieb auf dem Indoorspielplatz
Am Sonntag hat eine Regenfront die Stadt wieder fest im Griff. Nicht nur bei Indy-Cart dürfte damit ordentlich Andrang herrschen – zwei Kindergruppen sind allein für 12 Uhr und 12.45 Uhr angekündigt –, sondern auch auf dem Indoorspielplatz Funpark in Waldrems ist die Hölle los. Ob im Bällebad, auf dem Hindernisparcours oder auf den Trampolinen, aus allen Ecken ertönt fröhliches Kindergeschrei. Abseits des Spielareals sitzen an den Tischen die Eltern in Gruppen beisammen oder beschäftigen sich mit ihren Handys. Eine von ihnen ist Kateryna Garkava aus Schwaikheim. Die 47-Jährige ist mit ihrem Sohn Georgii (6) und dessen Freund da, und das nicht zum ersten Mal. „Heute ist viel los“, bestätigt sie nach einem prüfenden Blick durch die Halle. Sie habe den Funpark allerdings auch schon voller erlebt. „Wir sind eher dann hier, wenn das Wetter nicht gut genug ist, um etwas draußen zu unternehmen“, sagt die Mutter. Auch im Rahmen von Kindergeburtstagen habe es sie aber schon herverschlagen. „Es ist toll für die Kinder und ein sicherer Spielplatz. Man muss nicht die ganze Zeit aufpassen, jedenfalls ab einem bestimmten Alter“, betont sie als wichtigsten Vorzug des Funparks. Außerdem spricht sie das Angebot für Eltern an: „Es gibt viele Sitzplätze, Essen, Trinken und WLAN.“
Betreiber Sultan Deniz weiß um den Einfluss des Wetters auf die Besucherzahlen des Funparks, wobei auch an regenfreien Tagen Gäste kämen. „Für manche Familien ist es ein monatliches Ritual geworden, zu uns zu kommen“, sagt er. Vor allem an den Wochenenden sei eine Stammkundschaft festzustellen. Der Blick auf den Wetterbericht lohnt sich für seine Planungen trotzdem. „Bei uns hängt es stark vom Wetter ab. Bei schlechtem Wetter kann man davon ausgehen, dass der Funpark gut besucht wird“, erklärt Deniz. „Das bedeutet auch, dass es im Winter voller ist als im Sommer bei 30 Grad.“
Das Kino ist und bleibt ein Klassiker
Unter Schlechtwetterklassikern wie Hallenbad und Kegeln behauptet sich auch das Kino stets aufs Neue. „Das Wetter der letzten zwei Wochen war für unsere Kinos natürlich perfekt“, sagt Matthias Schönhaar, Theaterleitung des Traumpalasts Backnang. Dort wird auch mit einem Sommerferienticket geworben, das sich großer Beliebtheit erfreue.
Annegret Eppler, Betreiberin des Universum-Kinos, bestätigt den Effekt der regnerischen Tage, betont allerdings einen weiteren Faktor: „Wunderbarerweise hat nicht nur die Schlechtwetterphase das Geschäft angekurbelt, sondern auch viele Filme, die derzeit buchstäblich in aller Munde sind. Allen voran „Barbie“ und „Oppenheimer“, die beide eine breite Besucherschicht ins Kino ziehen“, sagt sie. Auch Familien- und Jugendfilme wie „Lassie“, „Elemental“ „Miraculous“ und „Teenage Mutant Ninja Turtles“ trügen dazu erheblich bei. Die Aussicht auf eine erneute Hitzewelle bereitet Eppler dessen ungeachtet keine Sorgen: „Wir sind schließlich voll klimatisiert.“