Reichlich Chancen für Azubis im Rems-Murr-Kreis
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten startet einen Lockruf zur Ausbildung. Mehr als 1000 Ausbildungsplätze warten auf Jugendliche.
Rems-Murr. Das neue Ausbildungsjahr ist gestartet. Doch viele Betriebe im Rems-Murr-Kreis sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis: Bei der Agentur für Arbeit sind noch mehr als 1000 freie Ausbildungsplätze registriert. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. „Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen im Rems-Murr-Kreis noch 40 Ausbildungsplätze. Und in der Gastronomie und Hotellerie warten 13 Ausbildungsstellen im Rems-Murr-Kreis auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern – und das mit internationalen Kontakten“, sagt Magdalena Krüger von der NGG Stuttgart. Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. „Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle“, so Krüger.
Die Geschäftsführerin der NGG Stuttgart rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen. Gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung im Rems-Murr-Kreis und der Region würden enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winken in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere. „Außerdem kann auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden“, sagt Krüger. Eine duale Ausbildung sei keine berufliche Einbahnstraße. Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne etwa ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft anschließen. In der Gastrobranche würde sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement anbieten.
Auch die Chancen, durch eine Direktakquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind gut
Die Geschäftsführerin der NGG Stuttgart rät Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder bei denen sich der Wunsch nach einem Studienplatz zerschlagen hat, sich bei der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. „Aber auch die Chancen, durch eine Direktakquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind gut. Es bringt etwas, bei einem Betrieb anzuklopfen und zu sagen: ‚Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?‘ Ich kenne viele Betriebe, die locker aus dem Stegreif einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen könnten“, so Krüger.
Denn der Azubi von heute sei die Fachkraft von morgen. Und ein weiterer Fachkräftemangel verschärfe die Arbeitsbelastung in den Betrieben: „Es ist einfach schlecht für die Produktivität, aber auch fürs Betriebsklima, nicht rechtzeitig für den eigenen Nachwuchs zu sorgen“, so Krüger.
Den Betrieben rät Krüger dazu, weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen: „Sie sollten versuchen, die Talente der jungen Leute zu entdecken. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr Gespräche zum persönlichen Kennenlernen führen. Aber auch, dass sie mehr Praktika anbieten. Oft ist es nämlich der zweite Blick, der dann zur ersten Wahl wird“, sagt sie. Auch bei Problemen in der Berufsschule müssten sich Betriebe mehr engagieren und Azubis unter die Arme greifen. Zudem biete die Arbeitsagentur durch die „Assistierte Ausbildung“ eine Art „Azubi-Nachhilfe“. pm