Ricarda Lang will Bundesvorsitzende der Grünen werden
Backnanger Abgeordnete bewirbt sich um die Nachfolge von Annalena Baerbock.

Die Backnanger Bundestagsabgeordnete Ricarda Lang plant den nächsten Karriereschritt.Foto: Bündnis90/Die Grünen
Von Kornelius Fritz
Backnang. Ricarda Lang, Bundestagsabgeordnete der Grünen im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd, möchte Bundesvorsitzende ihrer Partei werden. Das hat die 27-Jährige gestern in Berlin bekannt gegeben. Lang, die seit November 2019 bereits stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen ist, will sich Ende Januar um die Nachfolge von Annalena Baerbock bewerben, die als neue Außenministerin den Parteivorsitz abgeben muss. Die Satzung der Grünen schreibt eine Trennung zwischen Partei- und Regierungsämtern vor. Auch der Co-Vorsitzende, Wirtschaftsminister Robert Habeck, wird sein Parteiamt deshalb abgeben. Um seine Nachfolge bewirbt sich der hessische Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour. Weitere Bewerberinnen oder Bewerber sind bisher nicht bekannt.
Partei soll eigenes Profil schärfen
„Die Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren sammeln konnte, und meine Leidenschaft würde ich gerne für die Partei einbringen“, erklärte Ricarda Lang gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihre Kandidatur sei „ein Angebot an die Partei und es wäre mir eine riesige Ehre, wenn sie es annimmt“. Die beiden Kandidaten für die Doppelspitze bewerben sich zwar jeweils einzeln, aber Ricarda Lang betont, dass sie sich eine Zusammenarbeit mit Omid Nouripour sehr gut vorstellen könne: „Wir sind beide sehr ehrliche und kooperative Menschen und hätten, glaub ich, viel Spaß an der gemeinsamen Aufgabe.“ Die sieht Ricarda Lang einerseits darin, die neue Ampelregierung bei der Umsetzung ihrer Ziele zu unterstützen, andererseits müsse die Partei aber auch ihr eigenständiges Profil bewahren und schärfen.
Dass das bisherige Führungsduo der Grünen weiterhin in prominenter Funktion in der Öffentlichkeit präsent sein wird, sieht die ehemalige Vorsitzende der Grünen Jugend nicht als Problem: „Ich glaube, es wird in Zukunft mehrere Machtzentren geben. Wir brauchen ein Team aus Regierung, Fraktion und Partei, in dem alle unterschiedliche Rollen haben, aber an gemeinsamen Zielen arbeiten.“ Mit Annalena Baerbock und Robert Habeck habe sie bereits in der Vergangenheit sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Beide würden ihre Kandidatur für den Bundesvorsitz ausdrücklich begrüßen.
Wahlkreisbüro in Backnang geplant
Die Wahl der neuen Parteispitze soll Ende Januar auf einem digitalen Parteitag stattfinden. Die Zeit bis dahin will Ricarda Lang nutzen, um sich und ihre Ziele bei den rund 125000 Parteimitgliedern bekannter zu machen. Dazu seien verschiedene Veranstaltungen und digitale Formate in den Landes- und Kreisverbänden geplant. Ob Ricarda Lang und Omid Nouripour die einzigen Bewerber für den Parteivorsitz bleiben werden, ist unklar. Weitere Bewerbungen sind noch bis zum Parteitag möglich.
Sollte Ricarda Lang tatsächlich neue Grünen-Vorsitzende werden, bliebe ihr wohl nicht mehr viel Zeit für die Arbeit im hiesigen Wahlkreis. „Mein Kalender wird natürlich voll sein“, räumt die Abgeordnete ein. Trotzdem sei es ihr wichtig, weiterhin Kontakt zu den Menschen in der Region zu halten. Deshalb will sie im Frühjahr zusammen mit den Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich und Martina Häusler Wahlkreisbüros in Backnang und Schwäbisch Gmünd eröffnen. Die 27-Jährige, die in Filderstadt geboren und in Nürtingen aufgewachsen ist, war erst im September über die Landesliste in den Bundestag eingezogen. Ihr Erststimmenergebnis im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd fiel mit 11,5 Prozent eher enttäuschend a