Roter Faden für „Klimaschutz mit System“ in Großerlach
Großerlacher Gemeinderat stimmt Energieleitlinie zu. Es gibt aber eine Weihnachtsbeleuchtung als Symbol der Hoffnung in der aktuellen Krise.

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Die Energieagentur Rems-Murr hat mit der Verwaltung nun eine aktuelle Energieleitlinie für Großerlach erarbeitet. Archivfoto: Edgar Layher
Von Elisabeth Klaper
Großerlach. Seit Langem spart die Gemeinde möglichst viel Energie ein bei der Planung und Bewirtschaftung der kommunalen Einrichtungen. Die Energieagentur Rems-Murr hat mit der Verwaltung nun eine aktuelle Energieleitlinie erarbeitet, die deren Vertreter Diplom-Ingenieur Dirk Kothe in der jüngsten Gemeinderatssitzung präsentierte. Sie sei „Klimaschutz mit System“ mit gemeindespezifisch angepassten praxisnahen Regeln und mittel- bis langfristig umsetzbar.
Die Energieleitlinie gibt für alle Tätigkeitsbereiche Handlungsrichtlinien vor, für Nutzung, Bewirtschaftung und Betrieb bestehender Einrichtungen, zum Verbrauch von Energie und Wasser, ebenso zur Planung und Umsetzung von Neubau- und Sanierungsmaßnahmen. Ziele sind ein möglichst geringer Ressourcen- und Energieverbrauch, Emissionen weitmöglichst zu vermeiden und den verbleibenden Bedarf durch erneuerbare Energien so weit wie möglich zu decken.
Dazu fasst die Energieleitlinie viele verschiedene Instrumente zusammen: Die Zuständigkeiten werden geregelt, die Hausmeister geschult, die Verbräuche der beheizten Gebäudenutzflächen per Energiemanagement erfasst und ausgewertet. So kann man beispielsweise fehlerhafte Temperaturregelungen erkennen und austauschen, Beleuchtungen müssen stets von Hand abschaltbar sein. Um unnötige Verbräuche zu vermeiden, werden Heizungs- und Warmwasserbereitungssysteme über Nacht acht Stunden abgeschaltet.
„Selbstverständlich darf in der Sporthalle warm geduscht werden“
Die Energieleitlinie ist für alle kommunalen Beschäftigten bindend, auch für externe Nutzer wie Schule und Vereine sowie externe, im Auftrag der Gemeinde tätige Fachleute in den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen und anderen Dienstleistungen. Bei Auftragsvergaben ist die Energieleitlinie mit entsprechenden Anlagen auszuhändigen und in Verträge einzuarbeiten. Zur langfristigen Sicherung der geplanten und erzielten Einsparungen wird mit Unterstützung der Energieagentur ein dauerhaftes genaues Dokumentations- und Kontrollsystem integriert.
„Die Energieleitlinie ist ein roter Faden, eine sehr effiziente Orientierung, es gibt bereits erste Erfolge“, und „selbstverständlich darf in der Sporthalle geduscht werden, denn Warmwasseranlagen müssen regelmäßig durchgespült werden wegen der Gefahr der Ausbreitung von Legionellen und Bakterien“, stellte Bürgermeister Christoph Jäger klar. Auf Nachfrage von Eckart Fritz (Unabhängige Wählerliste, UWL) zur Beheizung von Dorfgemeinschaftshäusern wies Kothe auf die erforderliche Temperaturregelung über Thermostatventile hin, auch sollten alle Nutzer über den Hausmeisterdienst geschult werden.
„Wir werden an das Thema Beheizung ranmüssen“
„Zurzeit sind die Vorgaben der Energieleitlinie noch nicht zu 100 Prozent umsetzbar, darum werden wir an das Thema Beheizung ranmüssen“, räumte Jäger ein. So wärmen noch Nachtspeicheröfen das Dorfgemeinschaftshaus Neufürstenhütte.
Rainer Dietrich (Freie Wählervereinigung, FWV) befürchtete, dass durch Temperaturschwankungen die Gefahr der Schimmelbildung bestehe, und erklärte, er sei mit den Temperaturvorgaben „nicht einverstanden“. – „Es geht um den Energieeinsatz, um die Temperaturen zu erreichen“, was bei der Mischnutzung der Gemeindehalle für Sport und als Mensa ein Problem sei, gab der Rathauschef zu. Darum seien gebäudespezifische Untersuchungen erforderlich.
„Es besteht Handlungsbedarf, denn die Heizungen sind alt“
„Schimmelbildung tritt nicht wegen niedrigerer Temperaturen auf, sondern bei schlechter Dämmung“, erläuterte Kothe. „Es besteht Handlungsbedarf, denn die Heizungen sind alt,“, so UWL-Fraktionsvorsitzender Markus Zick. „Wir müssen erst ein Vermögen ausgeben, bevor Energie eingespart wird“, ahnte FWV-Fraktionsvorsitzender Hans Wohlfarth. „Es gibt viel zu tun“, die Gemeinde sollte „mit kleinen Maßnahmen beginnen“ wie der Temperaturregelung durch elektronische Steuerung, empfahl der Energieagentur-Experte.
Für die Weihnachtsbeleuchtung habe man unabhängig von der Energieleitlinie „eine vernünftige Lösung“ gefunden: In allen Teilorten gebe es entweder einen Weihnachtsbaum mit LED-Leuchten oder Giebelbeleuchtung. „Wir sind ein christliches Land, und die Weihnachtsbeleuchtung ist ein Symbol der Hoffnung, alles abzuschalten wäre ein fatales Zeichen gegenüber der Bevölkerung, gerade jetzt in der Krisenzeit“, verdeutlichte Jäger. So verabschiedete der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen die mit der Energieagentur Rems-Murr erarbeitete Energieleitlinie.