Rückblick auf erfolgreiche 70 Jahre
Heute vor 70 Jahren wurde die erste Regierung des neu gegründeten Baden-Württembergs gewählt. Der in Sulzbach an der Murr wohnende Josef Georg Müller kam am selben Tag zur Welt. Er ist Baden-Württemberger durch und durch und schätzt die Vielfalt seiner Heimat.

© Alexander Becher
Josef Müller feiert heute 70. Geburtstag, zeitgleich mit Baden-Württemberg. Dessen Gründung empfindet er als großen Erfolg. Foto: A. Becher
Von Anja La Roche
Sulzbach an der Murr. Der erste Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Reinhold Maier (DVP/FDP), blickte nach gewonnener Wahl auf seine Taschenuhr. Um 12.30 Uhr am 25. April 1952 stand die erste vorläufige Regierung offiziell fest. Die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern fusionierten zu einem Südweststaat. „Gott schütze das neue Bundesland“, sprach der erste Ministerpräsident im Parlament.
Am selben Tag erblickte Josef Georg Müller in Backnang das Licht der Welt. Zum 30-Jahr-Jubiläum seines Bundeslands und seiner Selbst stand er schon einmal in der Zeitung, damals noch als Ortsverbandsvorsteher der Jungen Union. Und seither ist er zwar nicht der Partei aber doch dem Ländle stets treu geblieben. Er hat bis zu seiner Pensionierung 2011 beim Daimler gearbeitet und wohnt immer noch in Sulzbach, wo er mit seiner Frau Gabriele Müller drei Kinder großgezogen hat. Seine Zeit vertreibt er sich dort mit Modellbau und Boule.
„Wir leben gern hier“, sagt Josef Müller über Baden-Württemberg. Gerade auch mit Blick auf die Geschichte und die Kriegsgenerationen gehe es den Bewohnern des Lands heute wie auch schon vor Jahrzehnten gut. Seine Frau wählt ebenso klare Worte: „Wir leben hier wie die Made im Speck.“ Und dadurch, dass es hier Wohlstand gebe, seien die Ländlesbewohner auch in der Lage, ihn zu teilen, fügt Gabriele Müller an.
Die Gründung des „Musterländles“ war damals nicht einfach. Lange bekämpften viele Altbadener die Zusammenlegung. Dass es immer noch Gerangel zwischen Badenern und Württembergern gibt, findet Josef Müller unnötig. Er ist stolzer Baden-Württemberger, und im Campingurlaub wird auch mal die entsprechende Flagge gehisst. „Als kleine Länder hätten wir nicht überlebt“, sagt er mit Blick auf die Fusionierung. Wirtschaftlich und verwaltungstechnisch sei das notwendig gewesen. Und dabei sind der Sulzbacher und seine Frau keine Geschichtsbanausen, ganz im Gegenteil. Gerade die vielen Facetten der Geschichte im Ländle, badische wie württembergische, machten es besonders und interessant.
Nicht nur historisch habe der Südweststaat viel zu bieten, sondern auch die Landschaft zeige viele Gesichter, sei es der Weinbau, die Alb oder der Bodensee. An Letzterem machen Müllers oft Urlaub. Wenn sie umherreisen, freuen sie sich zudem über die Verschiedenheit des Dialekts, das „Verstehen bis zu jeder Nuancierung“, wie es Gabriele Müller ausdrückt. Josef Müller selbst hat als Zehnjähriger und Kind Zugezogener seinen donauschwäbischen Dialekt aufgegeben, „um dazuzugehören“. Ins Ländle habe er sich so gut integrieren können. Und was sagt das heutige Geburtstagskind zum ersten grünen Ministerpräsidenten nach jahrzehntelanger christdemokratischer Regierungsspitze? Er findet lobende Worte. Winfried Kretschmann kümmere sich gut um Baden-Württemberg und gehe Kritik nicht aus dem Weg. Nur in der falschen Partei sei er.
Auch da sind sich die Eheleute einig. Nachhaltigkeit, das ist ihnen wichtig. Aber wie die Politiker das umsetzen, sei unehrlich und nicht sachorientiert. Als Beispiel nennt Josef Müller die Elektroautos, welche in ihrer Nachhaltigkeit ebenfalls fragwürdig seien. „Wir würden uns wünschen, dass die Politiker sich trauen, mal anzuecken, und gucken, um was es wirklich geht“, sagt der Sulzbacher. Zu seinem eigenen 70. Geburtstag wünscht sich Josef Müller, „dass wir weiter so leben können wie jetzt“. Er mit seiner Familie, aber auch die Baden-Württemberger in ihrem Ländle.