Schau: Die „Waldhexe“ und die Jugendstil-Göttinnen

dpa/lsw Karlsruhe. Frauen im Spiegel des Jugendstils beleuchtet ab Ende nächster Woche eine Karlsruher Ausstellung. Das Badische Landesmuseum präsentiert in „Göttinnen des Jugendstils“ 160 internationale Leihgaben, darunter einige noch nie gezeigte Objekte aus Privatsammlungen. Ein Highlight wurde schon am Donnerstag ausgepackt: „Das Mädchen mit den blaugrünen Augen“. Das auch als „Waldhexe“ bekannte Gemälde ist von Julie Wolfthorn (1864-1944).

Restauratorin Andrea Wähning überprüft mit einer Speziallampe das Gemälde „Das Mädchen mit blaugrünen Augen“ von Julie Wolfthorn. Foto: Uli Deck/dpa

Restauratorin Andrea Wähning überprüft mit einer Speziallampe das Gemälde „Das Mädchen mit blaugrünen Augen“ von Julie Wolfthorn. Foto: Uli Deck/dpa

Die aus Westpreußen stammende Wolfthorn war eine der wenigen Künstlerinnen, die schon vor 1900 große Anerkennung als Porträtistin erlangt hatte. Im Oktober 1942 wurde sie mit fast 80 Jahren von den Nazis mit ihrer Schwester nach Theresienstadt deportiert. Als Insassin porträtierte sie mit Bleistift und Tusche Mithäftlinge. Der Verbleib vieler ihrer Kunstwerke ist bis heute ungeklärt.

Laut Museum gibt es Hinweise, dass sie diese vor ihrer Deportation verteilte, aber auch, dass die Nazis sie beschlagnahmten und vor ihrer Wohnung verbrannten. Julie Wolfthorn starb im Dezember 1944 im Konzentrationslager. Die „Waldhexe“ gehört Jack Daulton aus Kalifornien, der das Bild dem Museum zufolge auf Anfrage nach Deutschland ausleiht und sogar die Transportkosten übernimmt.

Die Ausstellung „Göttinnen des Jugendstils“ (18. Dezember 2021 bis 19. Juni 2022 im Karlsruher Schloss) ist ein Kooperationsprojekt des Badischen Landesmuseums mit dem Allard Pierson in Amsterdam und dem Braunschweigischen Landesmuseum.

Mit seinen fließenden Linien und floralen Ornamenten eroberte der Jugendstil um 1900 Europa. Der Stil wandte sich gegen den Historismus und die als seelenlos empfundene Industrialisierung.

© dpa-infocom, dpa:211202-99-229909/2

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Erstellt:
2. Dezember 2021, 13:55 Uhr

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