Von Kornelius Fritz

Backnang. Eigentlich sind Feuerwehrleute es gewohnt, anderen zu helfen. Beim Starkregen vor einer Woche musste sich die Feuerwehr in Backnang-Schöntal allerdings erst einmal selbst helfen. Als sich am vergangenen Mittwoch gegen 15.30 Uhr Sturzbäche von den umliegenden Hängen durch den Ortskern ergossen, wurden auch das Feuerwehrgerätehaus und die Garage gegenüber überflutet. Dort parkte erst seit wenigen Tagen das Staffellöschfahrzeug der Abteilung Schöntal. Jetzt stand das Einsatzfahrzeug etwa einen Meter im Wasser.

„Wir konnten das Rolltor zunächst gar nicht öffnen“, erzählt Abteilungskommandant Michael Treiber. Erst mit der Notentriegelung gelangten die Helfer schließlich in die Garage und schafften es, das Feuerwehrauto aus den Fluten zu retten. Anschließend begannen die Hilfskräfte mit ihren Einsätzen im Ort. In knapp 20 Gebäuden in Schöntal waren die Keller vollgelaufen, in einem Haus in der Calwer Straße stand das Wasser sogar im Erdgeschoss.

„Ich habe auch mit älteren Bewohnern gesprochen. Niemand kann sich erinnern, dass schon einmal solche Wassermassen durch Schöntal geflossen sind“, sagt Michael Treiber. „Dieser Tag hatte eine gewisse Dramatik“, bestätigt auch der Backnanger Feuerwehrkommandant Daniel Schwaderer. Denn für den Abend hatten die Meteorologen noch weitere Niederschläge angekündigt, die aber zum Glück ausblieben. Sonst hätte womöglich ganz Schöntal evakuiert werden müssen, weil die Gefahr bestand, dass der Ort von der Außenwelt abgeschnitten worden wäre.

Andere Feuerwehren leihen Grills und Kühlschränke aus

So weit kam es zwar nicht, aber der Schaden ist immens – auch für die Feuerwehr selbst. Das Tor der nagelneuen Garage ist kaputt, das Fundament wurde unterspült, die Wände sind feucht. Das Löschfahrzeug ist zwar noch fahrtüchtig, allerdings muss eine Fachwerkstatt noch prüfen, ob die empfindliche Bordelektronik nicht doch beschädigt wurde. Darüber hinaus zerstörte das Wasser auch einen Teil der „Festles-Infrastruktur“, die im Feuerwehrhaus gelagert war, darunter Gasgrills, Kühlschränke, eine Fritteuse und eine professionelle Spülmaschine.

All das wird aber gebraucht, wenn die Feuerwehr am kommenden Wochenende zum beliebten Schöntaler Straßenfest einlädt. Deshalb habe man zunächst darüber nachgedacht, das Fest abzusagen, erzählt Abteilungskommandant Treiber. Aber nur kurz. Rasch waren sich die Feuerwehrleute einig: Wir ziehen das trotzdem durch. „Wir haben doch sonst nichts in ,Schendel‘, da können wir dieses Fest nicht einfach weglassen“, sagt der Mittelschöntaler Teilortsanwalt Andreas Zink, der selbst in der Feuerwehr aktiv ist. Melanie Lang sieht es ähnlich: „Das Straßenfest ist ein Highlight hier im Ort und auch ein Zeichen dafür, dass es trotzdem weitergeht.“

Endlich wieder auf andere Gedanken kommen

Ersatz für die zerstörten Geräte konnten sich die Schöntaler von anderen Feuerwehren ausleihen. Essen und Getränke waren zum Zeitpunkt des Unglücks längst bestellt, ein Heer von freiwilligen Helferinnen und Helfern steht wie jedes Jahr bereit. Jetzt freuen sich die Schöntaler Feuerwehrleute auf ihr Straßenfest. Denn nach vielen anstrengenden und nervenaufreibenden Einsätzen – auch bei den Überflutungen in Rudersberg und Winnenden war die Schöntaler Wehr im Einsatz – bietet es die Möglichkeit, mal wieder auf andere Gedanken zu kommen. Die Wettervorhersage werden die Organisatoren des Fests diesmal aber wohl noch genauer im Auge behalten.