Schwarzer Kater Sammy bringt nur Vögeln und Mäusen Pech

Schwarze Katzen gehören fest zum Halloween-Hokuspokus dazu und haben darüber hinaus keinen guten Ruf. Kater Sammy aus Rietenau leistet mit seinem lieben Wesen Vorurteilen keinen Vorschub. Im Großerlacher Tierheim sind Katzen mit schwarzem Fell aber schwer zu vermitteln.

In Sammys schwarzem Fell leuchten seine Augen besonders intensiv. Manche Katzenhalter schätzen genau diese mystische Aura an ihren schwarzen Lieblingen. Familie Körner mag ihren Sammy aber besonders, weil er so lieb und bindungsorientiert ist. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

In Sammys schwarzem Fell leuchten seine Augen besonders intensiv. Manche Katzenhalter schätzen genau diese mystische Aura an ihren schwarzen Lieblingen. Familie Körner mag ihren Sammy aber besonders, weil er so lieb und bindungsorientiert ist. Foto: Tobias Sellmaier

Von Nicola Scharpf

Aspach. Wie Kürbisfratzen, Spinnen, Fledermäuse, Gespenster und Skelette sind sie fester Bestandteil schaurig-schöner Gruseldeko und dürfen an Halloween nicht fehlen: schwarze Katzen, meistens fauchend dargestellt mit Buckel, gesträubtem Fell, ausgefahrenen Krallen und teuflisch leuchtenden Augen. Jede Hexe, die was auf sich hält, geht niemals ohne ihre schwarze Katze aus dem Haus. Und ihren blubbernden Hexentrunk aus Froschglibber und Mäusegebein braut sie im gusseisernen Kessel überm Feuer niemals ohne ihre vierbeinige, kohlrabenschwarze Küchenhilfe. Aber auch über die Nacht des Grauens vom 31. Oktober auf den 1. November hinaus haben schwarze Katzen keinen guten Ruf, gelten als Unglücksboten. Wessen Weg eine schwarze Katze von links nach rechts kreuzt, sei sie auch noch so elegant und wunderschön, dem droht großes Unheil. Ammenmärchen, Aberglaube, die Aura des Mystischen halten sich bisweilen noch heute hartnäckig.

Sammy leistet dem ganzen Hokuspokus keinen Vorschub. Sammy ist schwarzer Kater, ein Prachtkerl mit seidig glänzendem Fell, intensiv gelbgrünen Augen, zwölf Jahre alt und schon als Katzenbaby bei Familie Körner in Rietenau eingezogen. Vor Jahren trieb er als Dieb in der Nachbarschaft sein Unwesen und klaute Igelfutter, das die Nachbarn ausgelegt hatten. Sie ertappten ihn auf frischer Tat, sperrten ihn ein und brachten den Übeltäter heim. „Das ist das Gefährlichste, was von ihm ausgeht“, sagt Katerhalter Rudolf Körner und lacht. „Vögel, Eidechsen oder Mäuse sind die einzigen, denen Sammy Pech bringt.“ Seine Frau Angela beschreibt ihren Sammy, den sie nach dem Entertainer Sammy Davis junior benannt hat, als sehr liebes, bindungsorientiertes Wesen. „Er lässt sich wie ein Baby herumtragen.“ Sagts und demonstrativ nimmt ihr erwachsener Sohn Lorenz den Kater in den Arm, der sich, Pfoten nach oben, sanft wiegen und schaukeln lässt. „Er liebt unsere Söhne“, kommentiert Angela Körner. Zusammen mit der zweiten Katze des Hauses, Amy, folgt Sammy ihr manchmal sogar, wenn sie spazieren geht – fast wie Gassigehen mit einem Hund.

Dass Menschen Angst vor dem schwarzen Kater haben oder dass Körners auf ihn aufgrund seiner Fellfarbe angesprochen werden, kommt kaum vor. Sie haben ihn sich damals auch nicht explizit wegen des schwarzen Fells ausgesucht, sondern haben eben das Kätzchen aufgenommen, das der Bauer abzugeben hatte. So eine vorbehaltsfreie Haltung scheint sogar heute noch nicht selbstverständlich zu sein. Es gibt Studien, wonach schwarze Katzen in Tierheimen schwerer zu vermitteln sind, als ihre Artgenossen mit hellerem Fell. Andrea Braun, die seit zehn Jahren im Großerlacher Tierheim arbeitet, kann das bestätigen. „Ja, das ist leider so“, sagt sie. „Gerade auch bei älteren Leuten. In unserer modernen Zeit finde ich das wirklich peinlich.“ Mit schwarzen Hunden sei es aber das Gleiche: „Schwarze Tiere bekommen einfach weniger Anrufe von Interessenten.“ Es gebe allerdings auch explizite Fans von schwarzen Tieren, sagt Braun, und outet sich als ebensolcher. „Ich mag schwarz allgemein. Wir hatten mal einen sagenhaft netten, schwarzen Main-Coon-Kater im Tierheim. Der war einfach nur lieb.“

Schwarze Katzen umgeben Geheimnisse und Kuriositäten. Sie wirken ungezähmt, sind elegant und wunderschön. Vielleicht ist es gerade das, was sie so faszinierend macht? Wenn Rudolf Körner nachts, im Dunklen seinem Kater Sammy begegnet, „sieht man wirklich nichts, außer zwei Augen“. Wie gruselig ist das denn? Das liegt im Auge des Betrachters.

Schwarze Katzen und ihre besondere Stellung

Altes Ägypten Im alten Ägypten wurden schwarze Katzen verehrt. Bastet beispielsweise, die Göttin der Fruchtbarkeit und Schützerin gegen das Böse, wurde oft als sitzende schwarze Katze dargestellt – unter anderem in Form unzähliger Statuen. Forscher gehen davon aus, dass die Verehrung der Katzen davon herrühren könnte, dass die Tiere giftige Schlangen töteten und somit den Pharao schützten.

Mittelalter Mit Einsetzen der Inquisition wurden viele Unschuldige der Hexerei bezichtigt. Besonders alleinstehende Frauen wurden als Hexen verurteilt und landeten auf dem Scheiterhaufen. Zur gleichen Zeit begann das Misstrauen gegenüber schwarzen Tieren. Nicht nur Katzen wurden von der katholischen Kirche verfolgt, sondern auch Hunde, Pferde oder Ziegen mit schwarzem Fell. Als Papst Gregor IX in einer Schrift behauptete, schwarze Katzen würden mit dem Teufel im Bunde stehen, gab es keine Zweifel mehr an ihrer Schlechtigkeit. In der Bevölkerung wurden sie gefürchtet und gehasst.

Popkultur In Film, Fernsehen und Literatur wurden schwarze Katzen berühmt, zum Beispiel in der US-Serie „Sabrina“, deren Hauptdarstellerin – eine Hexe – einen Kater namens Salem besaß. Dann gibt es Pluto aus der Kurzgeschichte „The Black Cat“ von Edgar Allan Poe oder Isis aus der Serie „Star Trek“.

Ehrentage Die Amerikaner widmen dem Tier, das mit besonderen Kräften in Verbindung gebracht wird, den „Black Cat Appreciation Day“ am 17. August. Die Briten haben ihren „National Black Cat Day“ am 27. Oktober.

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Erstellt:
31. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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