900 Jahre altes Artefakt

Seltener slawischer Bildstein in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt

Ein vermutlich 900 Jahre alte Bildstein ist bei Bauarbeiten an einem Haus in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt worden. Das sehr seltene Fundstück könnte zur Zeit der Christianisierung der Region entstanden sein.

Der etwa 900 Jahre alte Bildstein wurde bei einem Pressetermin im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege präsentiert.

© dpa/Jens Büttner

Der etwa 900 Jahre alte Bildstein wurde bei einem Pressetermin im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege präsentiert.

Von Markus Brauer/dpa

Ein vermutlich 900 Jahre alter, sehr seltener sogenannter Bildstein ist bei Bauarbeiten an einem Haus in der Gemeinde Buggenhagen-Klotzow im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vporpommern) entdeckt worden.

Der einen Meter hohe, 60 Zentimeter breite und 40 Zentimeter tiefe, behauene Granit zeigt eine eingravierte menschliche Figur, die ein Kreuz vor dem Bauch hält. Die Region wurde vor 900 Jahren christianisiert - es handelt sich demnach um eine sehr frühe christliche Darstellung.

 

 

Darstellung des Bischofs Otto von Bamberg

Landesarchäologe Detlef Jantzen sagte, dass es sich bei dem Abgebildeten um einen kirchlichen Würdenträger handeln dürfte, möglicherweise um Bischof Otto von Bamberg (um 1060-1139), den Missionar Pommerns. An ihn erinnert gerade eine Sonderausstellung in Wolgast.

Das Kreuz hängt nach Jantzens Worten an einer Art Schal, der um den Hals des Mannes liegt – möglicherweise ein Pallium, das von den Päpsten hohen Würdenträgern der Kirche verliehen wird. Otto von Bamberg habe im Jahr 1111 ein Pallium bekommen, so Jantzen.

Stein wurde früher als Treppenstufe genutzt

Bildsteine sind nach den Worten des Landesarchäologen sehr selten. „Wir hatten bisher fünf in Mecklenburg-Vorpommern, zwei in Altenkirchen und Bergen auf Rügen, zwei in Wolgast und einen in Grüttow bei Stolpe an der Peene, den Wartislawstein.“ Weitere Funde seien aus Ermland und Masuren in Polen bekannt – insgesamt 20 Stück. Der Stein von Klotzow wiegt den Angaben zufolge eine halbe Tonne.

 

 

Der gravierte Stein lag auf dem Rücken, mit dem Bild nach oben und waagerecht im Erdreich unmittelbar an der Hauswand, berichtet der Finder und Eigentümer des Hauses in Klotzow, Peter Wittenberg. Möglicherweise sei er früher als Treppenstufe genutzt worden.

Die Tür dazu sei möglicherweise irgendwann einmal zugesetzt worden. Über dem Stein hätten nur zehn bis 20 Zentimeter Erde gelegen. Das Haus, so vermutet Wittenberg, ist im 18. Jahrhundert gebaut und später umgebaut worden.

Erinnerungsstein an bischöflichen Missionar

Jantzen vermutet, dass der Stein als Erinnerungsstein aufgestellt wurde. Noch sein unklar, wo. Archäologen wollen sich Klotzow nach dem Fund vor drei Wochen jetzt genauer ansehen. Es gibt nach Jantzens Worten Hinweise, dass es einmal eine Kirche oder Kapelle in dem Ort gab und auch eine Fährstelle, um über den Peenestrom zur Insel Usedom überzusetzen.

 

 

Vom Stein soll nun ein 3-D-Modell erstellt werden. Dann könne man die Zeichnung auch noch genauer erkennen, erklärte Jantzen. So sei bislang unklar, was der abgebildete Mann in seiner rechten Hand hält – ein Banner oder ein Trinkhorn, das sei nicht auszumachen.

Der später heiliggesprochene Otto von Bamberg unternahm zwei Missionsreisen nach Pommern, 1124 und 1128. Bei der zweiten Reise brachte er das Christentum ins heutige Vorpommern. Er war auch auf Usedom, wie aus historischen Schriften hervorgeht. Möglicherweise ist er von Klotzow aus übergesetzt. Das sei aber zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation, erläuterte Jantzen.

Stein soll im Dorf aufgestellt werden

„Alle im Dorf sind aus dem Häuschen“, berichtete Wittenberg über die Stimmung nach dem Fund. Das Dorf habe nur ein paar Dutzend Einwohner. Jetzt sei es etwas Besonderes.

Jantzen möchte den Bildstein gerne in Klotzow aufstellen. Er zeigte ein Beispiel aus Dänemark, wie das aussehen könnte: Dort sind bedeutende gravierte Steine mit einer Glas-Stahl-Konstruktion umhaust worden und werden so angeleuchtet, dass die Gravuren gut zu erkennen sind.

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Erstellt:
17. August 2024, 14:36 Uhr

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