Sieht aus wie Asphalt, ist aber keiner
Baumscheiben in der Großaspacher Ortsdurchfahrt haben einen schwarzen Belag bekommen, was manche Bürger ziemlich irritiert

© Pressefotografie Alexander Beche
Für eine regelmäßige Pflege der Baumscheiben fehlt das Personal. Neben Kaugummi und Kippen landet vieles im Gestrüpp.
Von Renate Häußermann
ASPACH. Viele Bäume gibt es in der Großaspacher Ortsdurchfahrt nicht. Die meisten befinden sich in der Nachbarschaft des Rathauses. Vor etwa 30 Jahren wurden sie gepflanzt, als die Backnanger Straße neu gestaltet wurde. Stattlich sind die Gewächse nicht, was so nahe an der Straße auch gar nicht gewollt ist. Doch nun geschah etwas, das den Freunden der sozialen Medien anscheinend große Freude bereitet. Will heißen: Sie können so richtig ablästern. „Jetzt asphaltieren die schon die Baumscheiben, sagen die Leute“, berichtete Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner, als er in einer Gemeinderatssitzung von Karlheinz Stäudle (SPD) auf die „schwarzen Baumscheiben“ angesprochen wurde.
In der Tat sieht es aus wie Asphalt, was da neuerdings einen Baum am Rathaus und einen weiteren Baum an der Ecke Gartenstraße/Konrad-Weiser-Straße umgibt. Doch es sieht nur so aus. Tatsächlich handelt es sich um eine Gummigranulatmischung, die Wasser und Luft durchlässt, widerstandsfähig gegenüber mechanischen Einflüssen ist und das Unkrautwachstum unterbinden soll. Aspach lässt sich mit dieser Neuerung beileibe nicht auf ein Experiment ein. Vielmehr gibt es diese Methode laut Klaus Polaschek vom Bauamt schon seit geraumer Zeit. Die Erfahrungen damit seien gut.
Die in der Backnanger Straße gepflanzten Baumstämme sind auf Straßenniveau umringt von gusseisernen Platten und geschützt durch massive Gitter. Dies macht was her, solange ständig Unkraut gejätet wird. Dazu müssen die schweren, gusseisernen Teile herausgewuchtet werden. Die Erfahrung zeigt, dass es unmöglich ist, die Baumscheiben ständig zu pflegen. Der kommunale Bauhof zählt 15 Mitarbeiter. Etwa ein Drittel davon ist auf dem 3546 Hektar umfassenden Gemeindegebiet für immerhin 1960 Liegenschaften (Grünflächen, Pflanzbeete) zuständig. Allein das Gießen in diesen heißen Tagen hält die Mitarbeiter auf Trab.
Um eine Baumscheibe ordentlich auf Vordermann zu bringen, sind zwei Mitarbeiter einen halben Tag beschäftigt. „Eine Strafarbeit“, sagt Polaschek. Denn da geht es nicht nur darum, das Unkraut rauszurupfen. Vielmehr landet dort allerlei Unrat, von Hinterlassenschaften mancher Vierbeiner ganz zu schweigen.
Die saubere und „im Verhältnis weitaus günstigere Lösung“ sieht Polaschek in der Gummigranulatmischung. Dazu wird das Erdreich rund um den Baum bis zu den Wurzeln ausgehoben, dann kommen Schotter und Splitt und zuletzt die Granulatmischung drauf. Es ist beabsichtigt, dass auch die Gussteile und Baumgitter wieder installiert werden. Die so angelegte Schutzscheibe lasse dem Baum seine Freiheit, betont der Lieferant aus dem westfälischen Bad Berleburg. Die Firma bietet die Mischung auch in den Farben Grün und Rot an; in Aspach hat man sich lieber für Schwarz entschieden. Wie teuer die ganze Angelegenheit wird, steht noch nicht genau fest. Die Welt dürfte es nicht kosten, weil der relativ einfache Einbau durch den Bauhof erfolgen kann. Voraussichtlich im Herbst sollen die Baumscheiben umgerüstet werden.

© Pressefotografie Alexander Beche
Der Schein trügt. Bei dem Belag handelt es sich nicht um Asphalt, sondern um eine Gummigranulatmischung. Fotos: A. Becher