Silvesterpartys mit frühem Ende

Kein Tanz und die Sperrstunde beginnt um 1 Uhr: Die Rahmenbedingungen der neuen Coronaverordnung machen es den Gastronomen und Hoteliers schwer, eine Veranstaltung zum Jahreswechsel auf die Beine zu stellen. Nur wenige in der Region haben etwas geplant.

Eine rauschende Feier im Restaurant oder Hotel muss in diesem Jahr wohl ausfallen. Foto: Adobe Stock/bernardbodo

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Eine rauschende Feier im Restaurant oder Hotel muss in diesem Jahr wohl ausfallen. Foto: Adobe Stock/bernardbodo

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. 140 Reservierungen lagen Christos „Taki“ Kiroglou für die Silvesterparty in seinem Lokal Merlin bereits vor. Nun ist diese abgesagt. „Man kann bei uns ganz normal zum Essen kommen oder auch das Silvestermenü abholen“, erklärt der Wirt. Eine ausgelassene Feier ist aber nicht drin, das gebe die aktuelle Coronaverordnung nicht her. Zwar wurde der Beginn der Sperrstunde für die Gastronomie in der Nacht auf Neujahr von 22.30 Uhr auf 1 Uhr nach hinten verschoben, Kiroglou macht aber deutlich: „Das bringt uns gar nichts.“ Die Sperrstunde sei derzeit sein größtes Problem, verbunden mit der Angst der Gäste vor einer Coronaansteckung. Schon bei den Weihnachtsfeiern seien etwa 80 Prozent der Reservierungen abgesagt worden, berichtet der Merlin-Wirt, vor allem die großen Feste. Zusammentreffen im kleineren Kreis seien weniger problematisch.

„Für uns ist es eine brutal schwierige Lage, ein Kampf um die Existenz“, macht er klar. Zumal es momentan kaum staatliche Unterstützung gebe. In anderen Restaurants sei die Lage vielleicht dahingehend anders, dass die Leute vor allem wegen des Essens kommen. Bei ihm hingegen sind regelmäßig Livemusik und Tanzabende geboten. „Deswegen kommen viele Leute. Wenn das wegfällt, merken wir das deutlich.“ Insofern habe er noch lange darauf gehofft, die Silvesterparty anbieten zu können. Das viele Hin und Her mit immer neuen Vorschriften zehre inzwischen an ihm, räumt Kiroglou ein, „das geht irgendwann auf die Psyche“. Er versuche dennoch, den Humor nicht zu verlieren, und warte ab, wie sich die Lage im kommenden Jahr entwickle und welche Hilfen es womöglich gibt.

Im Hotel Sonnenhof in Kleinaspach ist nach wie vor eine Silvesterveranstaltung mit musikalischer Umrahmung geplant – wenngleich auch hier auf das Tanzen verzichtet werden muss. „Wir haben unsere Hotelgäste im Haus, denen wollten wir etwas bieten“, erklärt Katrin Boysen-Ferber. Nachdem die neue Coronaverordnung bekannt geworden war, habe das Team noch einmal komplett umplanen müssen. Auch im Sonnenhof habe es daraufhin einige Stornierungen gegeben. „Dass um 1 Uhr Schuss ist, ist dabei einschneidend“, sagt Boysen-Ferber.

Man steckt viel Energie in die Planung und dann ist wieder alles anders

Allerdings seien Hotellerie und Gastronomie diesbezüglich schon leiderprobt: „Seit Pandemiebeginn haben wir die Situation, dass sich die Rahmenbedingungen ständig ändern.“ Durch das viele Hin und Her seien große Events gar nicht richtig planbar. „Man betreibt viel Aufwand, steckt viel Energie in die Planung und dann ist eine Woche später wieder alles anders.“ Stand jetzt gibt es für die Gäste im Sonnenhof an Silvester gutes Essen, Unterhaltungsmusik, die Möglichkeit, durch das Haus zu flanieren, Getränkestände auf der Landhausterrasse sowie ein Feuerwerk zu Mitternacht auf dem Dorfplatz.

Mit dem Programm, das sie auf die Beine gestellt haben, sind Kiroglou und Ferber-Boysen in der Umgebung die Ausnahme. „Die meisten haben schon viel früher abgesagt oder gar nicht erst Feiern geplant“, berichtet Boysen-Ferber. Auch Joachim Schönborn, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Baden-Württemberg und Ansprechpartner für den Rems-Murr-Kreis, sagt: „Viele wollen sich dem Stress nicht aussetzen.“ In den vergangenen Tagen seien bei ihm reihenweise Anfragen dazu aufgetaucht, was erlaubt ist und was nicht. Besonders die begrenzte Anzahl von zehn Personen pro Gruppe treibe viele Gastronomen um. „Veranstaltungen mit Tanz und Drumherum sind nicht möglich.“ Heitere Stimmung komme daher nur schwer auf. „Klar, dass da einige sagen, sie können so nicht mit großer Freude einen Silvesterabend anbieten.“ Zumal die Sperrstunde für Bars oder Ähnliches, deren Publikum sich erst später einfindet, ein großes Hindernis darstellt. „Das fanden wir nicht so gut“, sagt Schönborn zur Sperrstunde, „wir halten sie nicht für zwingend geboten.“ Die Branche sei zu keiner Zeit Pandemietreiber gewesen, macht er klar. Immerhin sei der Gesetzgeber den Gastronomen noch so weit entgegengekommen, dass die Sperrfrist in der Nacht zu Neujahr erst um 1 Uhr beginnt. „So können zumindest noch Silvestermenüs angeboten werden.“

Das machen auch manche Wirte in der Region: Im Einhorn in Oppenweiler hat Küchenchef und Geschäftsführer Alexander Munz ein Sechs-Gänge-Menü für seine Gäste angeboten. „Es war auch nie etwas anderes angedacht“, erklärt er. Das liege auch daran, dass das Einhorn restaurantlastiger ausgerichtet sei als manch anderes Hotel, weniger als Partylocation. Vanessa Heps, Geschäftsführerin des Sulzbacher Hofs, erklärt: „Solche Veranstaltungen planen wir im Moment überhaupt nicht.“ Das gebe die Lage nicht her, „es ist alles zu unsicher“. Für die Hotelgäste sei an Silvester ein ganz normales Essen angeboten, jedoch ohne besondere Programmpunkte. Das sei zwar schade, doch Heps zeigt sich optimistisch: „Das wird auch wieder besser.“

Pyrotechnik im Backnanger Zentrum verboten

Verweilverbot Zwischen 31. Dezember, 15 Uhr und 1. Januar, 9 Uhr können Städte und Gemeinden öffentliche Plätze festlegen, auf denen Ansammlungen von mehr als zehn Personen verboten sein sollen. Wie der Backnanger Pressesprecher Christina Nathan auf Anfrage mitteilt, hat die Stadt Backnang allerdings keine derartigen Verweilverbote geplant.

Pyrotechnikverbot Stattdessen hat die Stadt am 31. Dezember und 1. Januar das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände im Zentrum ganztätig untersagt. Dies gilt auf den öffentlichen Flächen zwischen Etzwiesenstraße, Obere Bahnhofstraße, Eugen-Adolff-Straße, Annonaystraße, Talstraße, Aspacher Straße bis zum Größeweg sowie im unteren Bereich der Sulzbacher Straße.

Gründe Die Verordnung trägt laut Stadtverwaltung der Vermeidung von Brandgefahren in der historischen Fachwerkstadt, den Verletzungsrisiken und auch den Hygienebestimmungen der Coronaverordnung Rechnung. Außerdem wird damit ein Beitrag zur Vermeidung von Feinstaub geleistet. Für Wild- und Haustiere stellen die Feuerwerkskörper überdies erheblichen Stress dar.

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Erstellt:
29. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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