Sind zwei Joints schon zu viel?

US- Forscher haben ungünstige Effekte auf die Gehirnentwicklung von Jugendlichen festgestellt

Vermont /DPA - Schon das Ausprobieren von Haschisch oder Marihuana könnte Auswirkungen auf das Gehirn von Teenagern haben. Das berichtet ein internationales Forscherteam im „Journal of Neuroscience“. „Schon ein oder zwei Joints scheinen in den jungen Heranwachsenden das Volumen der Grauen Substanz zu ändern“, sagte Studienleiter Hugh Garavan von der US-amerikanischen Universität Vermont.

Sein Team hatte Hirnscans von 46 Heranwachsenden unter die Lupe genommen. Die 14-Jährigen hatten nach eigenen Angaben ein- oder zweimal Cannabis konsumiert – und sich sonst von Drogen ferngehalten. In Hirnregionen, die mit spezifischen Rezeptoren Cannabis binden, war bei den Probanden das Volumen der sogenannten Grauen Substanz im Durchschnitt höher als bei einer Vergleichsgruppe. Der größte Unterschied zeigte sich in zwei Hirnregionen: in der Amygdala, die eine Rolle bei der Entstehung von Angst und anderen Emotionen spielt, und im Hippocampus, der für Gedächtnis und räumliches Denken wichtig ist. Aber auch im Kleinhirn und anderen Regionen war mehr Graue Substanz vorhanden, schreiben die Wissenschaftler.

„Bisher wurde angenommen, dass hirn-strukturelle Veränderungen erst durch regelmäßigen und besonders frühen Cannabiskonsum hervorgerufen werden können“, sagte Rainer Thomasius vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters.

Das größere Volumen der Grauen Substanz könnte negative Auswirkungen auf die jungen Menschen haben, schreiben die Forscher um Garavan. So schnitten betroffene Probanden unter anderem bei einem Geschicklichkeitsspiel schlechter ab. Warum die Probanden im Schnitt eine vergrößerte Graue Substanz hatten, untersuchten die Forscher allerdings nicht. Möglicherweise sei ein Prozess gestört, bei dem einige synaptische Verbindungen im Gehirn abgebaut werden, sagte Garavan.

Die neue Studie ist in ihrer Aussagekraft begrenzt: Die Forscher konnten nicht prüfen, ob die Jugendlichen eventuell mehr gekifft hatten als angegeben. Es wurden auch keine Blutwerte erhoben, um die tatsächlich aufgenommene Menge beispielsweise von THC – einer psychoaktiven Substanz in Cannabis – zu bestimmen. Der Anteil solcher Substanzen kann bei Cannabis sehr unterschiedlich sein. So kam eine Studie zu Daten aus der EU zu dem Schluss, dass sich der THC-Gehalt bei Marihuana und Haschisch von 2006 bis 2016 im Schnitt ungefähr verdoppelt hat.

Eva Hoch von der Uniklinik in München gibt aber zu bedenken, dass „die Frage nach einem kausalen Zusammenhang zwischen den sehr geringen Dosen des Cannabiskonsums und den beobachteten Effekten mit Vorsicht beantwortet werden“ sollte. Die Möglichkeit, dass schon geringe Dosen von Cannabis ungünstige Effekte auf die Gehirnentwicklung haben könnten, bestünde aber. Laut der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht haben 8,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert.

/ DPA -

Die Forscher prüften keine Blutwerte der Probanden

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Erstellt:
21. Januar 2019, 16:10 Uhr

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